Den deutschen Bauunternehmen brechen wegen steigender Materialkosten und höheren Zinsen die Aufträge weg. Das Neugeschäft im Bauhauptgewerbe fiel im August um 6,0 Prozent zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte.
Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es inflationsbereinigt sogar ein Minus von 15,6 Prozent - das ist bereits der fünfte Rückgang in Folge und zugleich der stärkste seit Beginn dieser Zeitreihe im Jahr 2015. Nicht preisbereinigt lag der nominale Auftragseingang aufgrund gestiegener Baupreise mit einem Volumen von 7,9 Milliarden Euro noch um 0,8 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats.
Zuletzt häuften sich die schlechten Nachrichten aus der Baubranche, die in den vergangenen Jahren auch aufgrund der extrem niedrigen Zinsen noch zu den Konjunkturstützen in Deutschland gehörte. So berichtete das Münchner Ifo-Institut von einer Stornierungswelle im Wohnungsbau. Im September waren 16,7 Prozent der befragten Unternehmen davon betroffen, nach 11,6 Prozent im Vormonat, ergaben die Umfragen unter Unternehmen.
"Aufgrund der explodierenden Material- und Energiepreise sowie der steigenden Finanzierungszinsen ist die Planungssicherheit dahin", sagte Ifo-Forscher Felix Leiss dazu. "Die Baukosten steigen immer weiter. Für einige Bauherren ist das alles nicht mehr darstellbar, sie stellen Projekte zurück oder ziehen ganz die Reißleine."
In den ersten acht Monaten sanken die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe inflationsbereinigt um 5,2 Prozent zum Vorjahreszeitraum, während sie nominal um 10,3 Prozent wuchsen. Ähnlich entwickelt sich der Umsatz: Von Januar bis August sank er real um 4,3 Prozent, während er nominal um 11,5 Prozent zulegte. Die Zahl der im Bauhauptgewerbe tätigen Personen erhöhte sich im August ungeachtet der Auftragsflaute um 1,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, so das Statistikamt.