Weltwirtschaft

Deutsche Industrie drängt auf stärkere Nutzung heimischer Rohstoffe

Lesezeit: 2 min
12.11.2022 16:33  Aktualisiert: 12.11.2022 16:33
Wegen der starken Abhängigkeit deutscher Unternehmen von Importen drängt der BDI auf die Nutzung heimischer Rohstoffe. Dies würde die Gefahr von Sanktionen bannen.
Deutsche Industrie drängt auf stärkere Nutzung heimischer Rohstoffe
Der Röhrigschacht Wettelrode in Sachsen-Anhalt wurde 1885 aufgegeben. (Foto: dpa)
Foto: Hendrik Schmidt

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Angesichts einer wachsenden Abhängigkeit der Industrie von Rohstoff-Importen pocht der BDI auf die Nutzung von Rohstoff-Vorkommen in Deutschland und Europa. "Heimische Rohstoffe sind Teil der Lösung für mehr Nachhaltigkeit und die Reduzierung von Importabhängigkeiten", sagte Matthias Wachter, für Rohstoffe zuständiger Abteilungsleiter beim Bundesverband der Deutschen Industrie, der Nachrichtenagentur Reuters am Samstag.

"Bei vielen mineralischen Rohstoffen ist die Abhängigkeit, insbesondere von China, bereits wesentlich größer als die bisherige Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas", warnte Wachter.

"Zur Diversifizierung gehört auch der Aufbau von Kapazitäten zur Weiterverarbeitung von Rohstoffen in Europa. Dies betrifft insbesondere die erste Stufe mit Hütten und Schmelzen", mahnte er. Hintergrund ist, dass etwa China Lithium auch importiert, dann aber verarbeitet wieder auf dem Weltmarkt verkauft.

Eine Studie im Auftrag der Bundesregierung hatte zuvor vor einer wachsenden Rohstoff-Abhängigkeit deutscher Firmen gewarnt. Habe man im Jahr 2011 noch 14 kritische Rohstoffe identifiziert, so seien es 2020 bereits 30 gewesen, stellt eine vom Wirtschaftsministerium in Auftrag gegebene und nun veröffentlichte Studie der Unternehmensberatung Ernst & Young (EY) fest.

"Eine Entspannung dieser Entwicklung ist aufgrund der steigenden Nachfrage nach hochtechnologischen und energieeffizienten Innovationen nicht zu erwarten", heißt es dort weiter. In der Studie werden 46 Rohstoffe als "strategisch" eingestuft, weil sie große Bedeutung für die Produktion wichtiger Güter haben, gerade im Hochtechnologiebereich. Bei 39 dieser Rohstoffe sei Deutschland von Importen abhängig.

"Insbesondere für kaum diversifizierte Lieferketten besteht ein erhöhtes Versorgungsrisiko", stellen die Autoren der Studie fest. Die Debatte hat vor allem an Fahrt gewonnen, weil westliche Regierungen derzeit die Abhängigkeit von China unter die Lupe nehmen. Auch die EY-Studie kommt ebenso wie eine Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zu dem Schluss, dass die Abhängigkeit von China etwa bei Seltenen Erden oder dem für die Batterietechnik wichtigen Lithium besonders groß ist.

BDI-Experte Wachter fordert zudem den Aufbau einer Kreislaufwirtschaft für Rohstoffe. "Unternehmen brauchen geeignete Rahmenbedingungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette, die eine Verwendung von Recyclingmaterialien und industriellen Nebenprodukten sowie private Investitionen fördern."

Die Bundesregierung arbeitet seit Monaten an einer neuen Rohstoffstrategie, die mit verschiedenen Maßnahmen versuchen soll, die Abhängigkeit zu reduzieren. Kanzler Olaf Scholz hatte vergangene Woche betont, dass dazu auch die Nutzung heimischer Rohstoffvorkommen zählen müsse.

Weitere Instrumente sind ein von Deutschland und Frankreich auf EU-Ebene angeregter staatlicher Finanzierungsfonds für die Erschließung neuer Rohstoffvorkommen in Europa. Die Parlamentarische Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium, Franziska Brantner, hatte im Gespräch mit Reuters schon im Oktober zudem die Reaktivierung bilateraler Rohstoffpartnerschaften gefordert.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik USA zielen mit neuen Sanktionen auf Russlands Energiebranche
10.01.2025

Die scheidende US-Regierung von Präsident Joe Biden verhängt die nach eigenen Angaben bislang schärfsten Sanktionen gegen Russlands...

DWN
Panorama
Panorama Trump schuldig - aber keine Strafe
10.01.2025

Mit aller Kraft versuchte Trump zu verhindern, dass kurz vor seinem Amtsantritt die Strafe im Schweigegeld-Prozess verkündet wird. Es gibt...

DWN
Politik
Politik Bundestagswahl 2025: Briefwahl für Auslandsdeutsche zeitlich fast unmöglich - werden Millionen Stimmen fehlen?
10.01.2025

Für Deutsche, die dauerhaft im Ausland leben, wird es zeitlich sehr knapp, ihre Stimme für die Bundestagswahl 2025 abzugeben....

DWN
Panorama
Panorama Russischer Öltanker vor Rügen: "Eventin" mit 99.000 Tonnen Öl an Bord - was der Vorfall für die Sicherheit der Ostsee bedeutet
10.01.2025

Ein russischer Öltanker vor Rügen in Seenot: Die Eventin, wie der Gigant heißt, ist beladen mit rund 99.000 Tonnen Öl und gehört zur...

DWN
Panorama
Panorama Maul- und Klauenseuche zurück in Deutschland - steigen nun die Lebensmittelpreise?
10.01.2025

Maul- und Klauenseuche erstmals seit Jahren in Deutschland ausgebrochen. Der Erreger ist für bestimmte Tierarten wie Rinder hoch...

DWN
Technologie
Technologie Bundeswehr soll Waffen gegen Drohnen einsetzen dürfen
10.01.2025

Die Bundeswehr darf künftig Drohnen abschießen. Damit soll Spionage, Sabotage und Anschlägen vorgebeugt werden. Das Gesetz kommt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unternehmer finden keine Nachfolger: Hunderttausende Mittelständler vor der Schließung 2025
10.01.2025

Will denn keiner? Gibt es niemand Kompetenten? Hunderttausenden von deutschen Mittelständlern droht das Aus, weil die Inhaber keine...

DWN
Technologie
Technologie Die Wiedergeburt der Dornier 328: Wie Deutschland wieder in den Flugzeugbau einsteigt
10.01.2025

Die Deutsche Aircraft baut im bayerischen Oberpfaffenhofen derzeit am Prototyp der D328 eco, ein Nachfolgemodell des letzten...