Unternehmen

Internes Schreiben: Galeria greift härter durch als geplant

Lesezeit: 2 min
21.12.2022 15:00
Eine interne E-Mail des Gesamtbetriebsrats offenbart, dass Galeria offenbar plant, seine Maßnahmen infolge der finanziellen Schieflage nochmals zu erweitern.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Insolvenz Schutzschirm bei Galeria Kaufhof Karstadt hat für die Mitarbeiter große Folgen. Im November war man im Rahmen des Schutzschirmes noch von der Schließung von 45 Filialen ausgegangen. Ein internes Schreiben lässt nun vermuten, dass möglicherweise bis zu doppelt so viele Filialen geschlossen werden müssen. Geschäftsführer Miguel Müllenbach hatte Anfang November bei der Bekanntmachung des Schutzschirmes erklärt, dass die Inflation und die Steigung der Energiepreise zur negativen Konsumstimmung und mit zur prekären finanziellen Lage geführt hätten.

Hälfte des Personals im Service Center soll entlassen werden

Laut Lebensmittelzeitung geht es in einer E-Mail des Gesamtbetriebsrats (GBR) an die Angestellten um 90 Filialen. Diese Anzahl sei laut E-Mail aus der Kommunikation mit der Arbeitgeberseite herausgekommen. Neben der höheren Anzahl an Filialschließungen ist in dem internen Schreiben auch von einem weiteren Personalabbau die Rede. Der Personalabbau soll bis zu 30 Prozent betragen und das Ziel ist die Personalkostenquote pro Haus unter den aktuellen Durchschnittswert zu drücken. Aktuell hat Galeria noch circa 17.000 Mitarbeiter. Das Unternehmen äußerte sich auf Anfrage nicht zu konkreten Zahlen. Ein Sprecher von Galeria-Sanierer Arndt Geiwitz wies der Lebensmittelzeitung zufolge im Zusammenhang auf laufende Gespräche hin. Ein finaler Entschluss sei noch nicht getroffen worden.

Wie dramatisch die Lage ist, zeigt das Schreiben, auf welches sich die Lebensmittelzeitung beruft. Der Gesamtbetriebstrat ist dem Schreiben zufolge alarmiert. So plane das Management im Service-Center die Hälfte des Personals zu entlassen. Auch im Facility Management könnte es zu Personalkürzungen kommen. Eine Ausgliederung des Bereichs soll zur Debatte stehen. Zudem könnte eine komplette Überführung des Reisebereichs in eine eigene Gesellschaft folgen.

Am 14. Dezember war bereits bekannt geworden, dass das Unternehmen in der Führungsetage Personalabbau vornimmt. So wurde bekannt, dass von den fünf Top Managern zwei das Unternehmen verlassen. Dabei handelt es sich um den Personal- und Operations-Chef Dirk Lessing und die Einkaufschefin Karin Busnel-Knappertsbusch. Die Aufgaben werden der Lebensmittelzeitung zufolge auf die verbleibenden drei Chefs verteilt.

GBR kritisiert Pläne des Managements

Der Gesamtbetriebsrat kritisiert im Schreiben die Pläne des Managements: „Es sind die gleichen Maßnahmen wie immer, nur in einer wesentlich härteren Form", Personalabbau und Ausgliederung sind die "kreativen Lösungen" des Managements. Die Kernfrage, warum Menschen bei Galeria einkaufen sollten, wird nicht beantwortet.“ Der GBR kritisiert zudem, dass nicht bekannt sei, wie die Maßnahmen an den jeweiligen Standorten umgesetzt werden sollen. Unklar sei auch wie die Digitalisierungspläne realisiert werden. Das Unternehme sehe sich in diesem Bereich auf dem richtigen Weg, gleichzeitig scheitere man an alltäglichen Problemen und bekäme diese nicht in den Griff. So konnte sich der Online-Shop mit etwas über fünf Millionen Besuchern noch nicht auf dem Markt behaupten.

Konkret sind derweil die Pläne des Kaufinteressenten Markus Schön von Buero.de. Gegenüber der Neuen Westfälischen Zeitung erklärte Schön Anfang November, dass man 47 Filialen quer durch Deutschland übernehmen wolle. Unter dem Namen „Schön hier“ ist geplant, die Filialen mit Warenhaus-typischem Angebot weiter zu betreiben. Als Investitionssumme für das Gesamtprojekt wurde vom Interessenten ein dreistelliger Millionenbetrag genannt. Wie er dies jedoch finanzieren will, lies Schön offen.

 


Mehr zum Thema:  

 

DWN
Politik
Politik Christian Lindners Vorwurf lautet: SPD strebt "Zerstörung" der Liberalen an
24.11.2024

Seit dem Bruch der Ampel-Koalition herrscht ein scharfer Ton zwischen SPD und FDP. Nun legt der entlassene Finanzminister nach. Die SPD...

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW hält an Werksschließungen fest - Sparansage auch bei Bosch
24.11.2024

Im Streit um Einsparungen bei VW bleibt das Unternehmen hart: Die Kapazitäten sollen schnell runter. Die IG Metall reagiert in der...

DWN
Panorama
Panorama Sammelkarten als Wertanlage: Das Geschäft mit begehrten Karten
24.11.2024

Sammelkarten sind weit mehr als nur ein Zeitvertreib. Besonders seltene Karten erzielen zum Teil Rekordpreise. Was steckt hinter diesem...

DWN
Panorama
Panorama Migration, Terrorgefahr und Krieg: Die größten Sorgen der EU-Bürger
24.11.2024

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine wird von Menschen in Osteuropa als ernste Bedrohung wahrgenommen. Doch betrachtet man die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Jahresgutachten der Wirtschaftsweisen: Wo die Probleme in Deutschland liegen und was passieren muss
24.11.2024

In Deutschland gab es in den vergangenen Jahren größere Versäumnisse, sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft, die das Wachstum...

DWN
Politik
Politik Kommt die Wegzugsbesteuerung für deutsche Fondsanleger? Neues Hindernis gegen die Abwanderung ins Ausland beschlossen
23.11.2024

Eine geplante Wegzugsbesteuerung bei Investmentfonds soll zunehmende Abwanderung von Geld und Fachkräften aus Deutschland stoppen! Wie die...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
23.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenz von HH2E: Rückschlag für Habecks Energiewende - Wasserstoffprojekte in Sachsen in Gefahr
23.11.2024

Der Wasserstoff-Spezialist HH2E hat Insolvenz angemeldet, die Finanzierung durch ein britisches Private-Equity-Unternehmen ist gestoppt....