Deutschland

Weihnachten 2022: Nachlassende Konsumlaune ein neuer Schlag für den Handel

Dramatische Energie- und Lebensmittelpreissteigerungen überschatten das Weihnachtsgeschäft. Viele Bürger schnallen den Gürtel enger. Der Handel macht sich Sorgen.
21.11.2022 11:00
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Ungefähr 70 Prozent der deutschen Händler rechnen mit einem schlechterem Weihnachtgeschäft als in Vorjahr und machen sich große Sorgen wegen der nachlassenden Konsumlaune der Verbraucherinnen und Verbraucher.

Im November und Dezember rechnet der Handelsverband Deutschland (HDE) mit einem nominalen Umsatzplus von 5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, dies ist jedoch nur auf die steigenden Preise zurückzuführen. Inflationsbereinigt erwartet der Verband ein Minus von vier Prozent.

Handel in Sorge

„Die Umsätze wachsen nur über die inflationsbedingt steigenden Preise,“ sagt HDE-Hauptgeschäftführer Stefan Genth. Für die Handelsunternehmen sei dies „eine schwierige Zeit.“ „Sowohl bei Unternehmen als auch bei den Kundinnen und Kunden herrscht angesichts der schwierigen Lage mit enormen Energiepreissteigerungen große Verunsicherung. Die hohe Inflation und die schlechte Verbraucherstimmung senden eigentlich keine guten Vorzeichen für das Weihnachtsgeschäft.“

Angetrieben von hohen Energie- und Lebensmittelpreisen ist die die Inflation in Deutschland im Oktober auf den höchsten Stand seit 1951 geklettert. Hauptursachen sind nach wie vor enorme Preiserhöhungen bei den Energieprodukten als Folge der Sanktionen gegen Russland und Lieferengpässen bei vielen Rohstoffen.

Für viele Händler sind die Wochen vor Weihnachten die wichtigstem im Jahr, weil sie dann normalerweise den größten Umsatz machen. Doch wegen der schlechten wirtschaftliche Lage wollen viele Menschen dieses Jahr bei den Weihnachtsgeschenken sparen.

Das Deutschland sich auf ein Spar-Weihnachten vorbereiten, bestätigt auch eine kürzlich durchgeführte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov, im Auftrag von der Deutschen Presse-Agentur. So wollen mehr als die Hälfte der Verbraucherinnen und Verbraucher wegen hohen Preissteigerungen bei Energie und Lebensmittel weniger Geld für Weihnachtsgeschenke ausgeben.

Kleinere Geschenke

Laut einer aktuellen HDE-Umfrage in 500 Handelsunternehmen rechnen 70 Prozent damit, dass sich das Weihnachtgeschäft deutlich verschlechtert, verglichen mit dem Vorjahr. Auch auf der Kundenseite zeigte sich die Verbraucherstimmung im HDE-Konsumbarometer, für das 2000 Verbraucherinnen und Verbraucher befragt wurden, zuletzt nur knapp über dem Niveau des jüngsten Allzeittiefs.

Dennoch planen fast ein Fünftel der Befragten in der Umfrage, mehr als 300 Euro für Weihnachtsgeschenke auszugeben. Im Vergleich zum Vorjahr wollen insgesamt mehr als 40 Prozent die Höhe ihrer Ausgaben für Geschenke zum Jahresende stabil halten.

Erstmals wird auch der Online-Handel nach zwei enorm starken Pandemiejahren mit einem realen Umsatzrückgang rechnen müssen. Genth betonte, dass sich dieser nach den umsatzstarken Jahren auf einem sehr hohen Niveau befinde. Der Rückgang sei eine „deutliche Normalisierung.“

Trotz wirtschaftlichen Sorgen hat sich an den beliebtesten Weihnachtsgeschenken nicht viel verändert, so die HDE-Umfrage. Wie in den Vorjahren sind Gutscheine, Spielwaren, Bücher, Kosmetik, Kleider, Schuhe, Bargeld, Wellness und Uhren und Schmuck besonders beliebte Geschenke.

Dies ist vielleicht ein Hoffnungsschimmer, dass das Weihnachtsgeschäft doch noch überraschen könnte. „Wir rechnen trotz der historisch schwierigen und unsicheren Rahmenbedingungen mit einem weitgehend stabilen Geschäft,“ so Genth.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

Vera von Lieres

Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russland bleibt widerstandsfähig: Warum die russische Wirtschaft trotz Krieg nicht zusammenbricht
04.09.2025

Trotz Sanktionen, Kriegsausgaben und Bankenproblemen bleibt die russische Wirtschaft widerstandsfähig. Warum ein Zusammenbruch ausbleibt...

DWN
Finanzen
Finanzen Experten raten: Verkauf der Novo Nordisk-Aktie kann sinnvoll sein
04.09.2025

Die Novo Nordisk-Aktie gilt als Favorit vieler Anleger. Doch Experten zeigen, warum selbst ein Verkauf mit Verlust zum steuerlichen Vorteil...

DWN
Politik
Politik Vertrauen in den Staat auf Tiefstwert: Mehrheit der Bürger hält den Staat für überfordert
04.09.2025

Wie blicken die Bundesbürger auf den Staatsapparat? Neuste Zahlen geben Aufschluss: Drei von vier Bundesbürgern halten den Staat für...

DWN
Technologie
Technologie Elektromobilität: Europas Batterieproduktion droht uneinholbarer Rückstand
04.09.2025

Noch vor zehn Jahren war Europas Autoindustrie technologisch in der Weltspitze. Doch der von China angeführte Umstieg auf die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Frankreich-Schulden: Frankreichs Verschuldung ist außer Kontrolle - Muss der IWF eingreifen?
04.09.2025

Die Frankreich-Schulden treiben das Land in eine politische und finanzielle Krise. Investoren zweifeln an der Stabilität, und die Eurozone...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindersparen statt Konsum: So sichern Sie die Zukunft Ihres Erstklässlers
04.09.2025

Der erste Schultag ist nicht nur emotional ein Meilenstein – er sollte auch ein finanzieller Wendepunkt sein. Experten erklären, warum...

DWN
Panorama
Panorama Pharmaindustrie: Marktstart für Alzheimer-Mittel Lecanemab in Deutschland
04.09.2025

Ab ersten September ist erstmals ein Alzheimer-Medikament erhältlich, das den Krankheitsverlauf verlangsamen kann. Lecanemab soll bei...

DWN
Politik
Politik Justiz überfordert: Unerledigte Verfahren oder Einstellungen bei Staatsanwaltschaften auf Rekordhoch!
04.09.2025

Die Staatsanwaltschaften kommen kaum noch hinterher. Die Aktenberge wachsen und wachsen: Zum Jahresende 2024 gab es einen traurigen...