Politik

Deutschland zahlt Rekordsumme für den EU-Haushalt

Lesezeit: 2 min
30.12.2022 16:23  Aktualisiert: 30.12.2022 16:23
Deutschland hat 2021 so viel Geld zum EU-Haushalt beigesteuert wie nie zuvor. Die Bundesregierung betont, dass die Milliardensumme gut angelegt sei.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Politik  
Europa  

Der deutsche Finanzierungsbeitrag zum EU-Haushalt ist im vergangenen Jahr auf einen neuen Rekordwert gestiegen. Nach Berechnungen der Deutschen Presse-Agentur steuerte die Bundesrepublik 2021 netto etwa 25,1 Milliarden Euro zu den Gemeinschaftsausgaben der Europäischen Union bei. Frankreich gab unter dem Strich mit 12,4 Milliarden Euro nur etwa halb so viel Geld, Italien mit rund 3,2 Milliarden Euro weniger als ein Siebtel.

Der in absoluten Zahlen größte Nettoempfänger war den Berechnungen zufolge Polen, das aus dem EU-Haushalt etwa 11,8 Milliarden Euro mehr herausbekam, als es einzahlte. Danach folgten Griechenland mit 4,5 Milliarden Euro, Ungarn mit rund 4,1 Milliarden Euro und Rumänien mit knapp 4 Milliarden Euro. Diese Länder bekommen insbesondere EU-Mittel zur Unterstützung von Landwirten und wirtschaftsschwachen Regionen.

Im Jahr 2020 hatte der deutsche Netto-Beitrag mit etwa 19,4 Milliarden Euro noch deutlich niedriger gelegen. Bei den Verhandlungen zum EU-Finanzrahmen für die Jahre 2021 bis 2027 willigten die Bundesrepublik und die anderen Nettozahler dann jedoch ein, ihre Beiträge noch einmal zu erhöhen, um den durch den EU-Austritt des Nettozahlers Großbritannien entstehenden Verlust weitgehend auszugleichen.

Politisch brisant sind die Zahlen vor allem wegen der großen Geldflüsse nach Polen und Ungarn. Beide Staaten stehen in der Kritik, weil ihnen gravierende Verstöße gegen Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit und andere Grundwerte der EU vorgeworfen werden. Vorläufig eingefroren wurden deswegen aber bislang nur bestimmte für Ungarn vorgesehene Mittel aus dem Gemeinschaftshaushalt.

Die sowohl für den EU-Haushalt als auch für die Einhaltung der Rechtsstaatlichkeit in der EU zuständige EU-Kommission wollte die Zahlen auf Anfrage der dpa nicht kommentieren. Die Brüsseler Behörde veröffentlicht seit einiger Zeit nicht mehr die Bilanzen, weil sie befürchtet, dass die Zahlen politisch instrumentalisiert werden könnten - zum Beispiel von EU-Gegnern in den Nettozahler-Ländern.

Zudem wird in der Kommission darauf verwiesen, dass der EU-Haushalt im Vergleich zu den nationalen Budgets sehr klein sei und dass sich der Nutzen der EU-Mitgliedschaft nicht allein aus den Haushaltszahlen ableiten lasse. So wird zum Beispiel argumentiert, dass die finanziellen Vorteile, die Exportnationen wie Deutschland durch freien Warenverkehr haben, außen vor blieben.

Dies wird auch in Berlin so gesehen. „Keine andere europäische Volkswirtschaft profitiert so sehr vom EU-Binnenmarkt wie die deutsche“, heißt es auf einer Webseite der Bundesregierung. Deutschland zahle viel Geld in den EU-Topf ein, profitiere aber noch mehr davon. Wie viel Geld ein EU-Staat in den Gemeinschaftshaushalt einzahlen muss, richtet sich im Wesentlichen nach seinem Anteil an der Wirtschaftskraft der EU. Pro Kopf gerechnet sind neben den Deutschen vor allem auch die Dänen, Schweden, Niederländer und Österreicher wichtige Nettozahler.

Gegen eine Streichung von EU-Geldern für Länder wie Polen und Ungarn spricht bislang, dass Mittelkürzungen wegen Rechtsstaatsdefiziten eigentlich keine negativen Auswirkungen auf den normalen Bürger haben sollen. Wie dies bewerkstelligt werden soll, ist unklar, weil ein sehr großer Teil der EU-Ausgaben noch immer für die Einkommenssicherung von Landwirten gezahlt wird und auch das Geld zur Unterstützung wirtschaftsschwacher Regionen oder für Infrastrukturprojekte oder Forschung zahlreiche Arbeitsplätze sichert.


Mehr zum Thema:  

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Arbeitslosenzahl steigt durch Winterpause - Herausforderungen wachsen
03.01.2025

Steigende Arbeitslosenzahl und zunehmende Kurzarbeit sowie eine sinkende Nachfrage nach Arbeitskräften – im Dezember zeigt sich auch die...

DWN
Technologie
Technologie Bosch: Milliarden-Übernahme stärkt globale Position im Klimageschäft
03.01.2025

Die milliardenschwere Übernahme von Geschäftsbereichen des Gebäudetechnik-Konzerns Johnson Controls durch Bosch schreitet weiter voran....

DWN
Technologie
Technologie Trump kritisiert Windräder in der Nordsee - das steckt dahinter
03.01.2025

Weil sich ein US-Ölkonzern aus der Nordsee zurückzieht, kritisiert der zukünftige US-Präsident Donald Trump erneut die Windkraft. Dies...

DWN
Immobilien
Immobilien Druck am Wohnungsmarkt: Was 2025 Mietern und Käufern bringt
03.01.2025

Immobilien sind etwas billiger geworden, doch viele Menschen müssen weiter hohe Wohnkosten stemmen. Vor allem für Mieter in Städten...

DWN
Politik
Politik Österreich: Koalitionsgespräche von Neos beendet
03.01.2025

Ein historischer Moment für Österreich bleibt aus: Die geplante Dreier-Koalition aus konservativer ÖVP, sozialdemokratischer SPÖ und...

DWN
Finanzen
Finanzen ADA-Kurs-Entwicklung 2025: Cardano steigt kräftig - wie Anleger jetzt reagieren sollten
03.01.2025

Der Kryptowährungsmarkt befindet sich in einem ständigen Wandel, die ADA-Kurs-Entwicklung von Cardano stellt dabei keine Ausnahme dar....

DWN
Politik
Politik Finanzbranche: Millionen für Lobbyismus in Politik
03.01.2025

Banken, Versicherungen und die Fondsindustrie wenden Millionenbeträge auf, um durch Hunderte Lobbyisten Einfluss auf die Gesetzgebung im...

DWN
Politik
Politik Gasstreit mit Ukraine: Slowakei droht mit Maßnahmen gegen ukrainische Flüchtlinge
03.01.2025

Wegen des Streits um den Gastransit durch die Ukraine denkt die slowakische Regierung über strengere Regelungen für ukrainische...