Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland ist Ende 2022 auf den Jahreshöchststand gestiegen, die befürchtete Pleitewelle aber dennoch ausgeblieben. 879 Personen- und Kapitalgesellschaften meldeten sich im Dezember zahlungsunfähig, wie das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) am Dienstag zu seiner Untersuchung mitteilte. Das waren 23 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Insolvenzen steigen, aber Pleitewelle bleibt aus
Trotzdem liegen die jüngsten Insolvenzzahlen unter dem langjährigen Mittelwert: Im Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019 wurden im Dezember 968 Personen- und Kapitalgesellschaften insolvent gemeldet. Allein in den zehn Prozent der größten Unternehmen, deren Insolvenz im vergangenen Monat gemeldet wurde, waren knapp 9000 Arbeitsplätze betroffen.
„Sowohl die Zahl der insolventen Personen- und Kapitalgesellschaften als auch der in diesen Unternehmen betroffenen Jobs lagen im Jahr 2022 auf vergleichsweise niedrigem Niveau“, sagte der Leiter der IWH-Abteilung Strukturwandel und Produktivität und der dort angesiedelten Insolvenzforschung, Steffen Müller. Wegen Lieferengpässen, hoher Energiepreise und anderer Probleme seien 28 Prozent der von Insolvenz betroffenen Jobs im vergangenen Jahr auf die Industrie entfallen - deutlich mehr als in den Vorjahren.
IWH sieht keine baldige Trendumkehr
Das IWH erwartet für die kommenden Monate ähnlich viele Insolvenzen wie im Dezember. „Im Frühjahr könnten die Zahlen saisonbedingt noch weiter ansteigen“, sagte Müller. „Trotz des erwarteten Anstiegs werden die Insolvenzzahlen wohl auch bis zum Frühjahr 2023 nicht über das langjährige Mittel steigen.“
Die deutsche Wirtschaft steht angesichts der stark erhöhten Energiekosten als Folge des russischen Krieges gegen die Ukraine vor einer Rezession. Die Bundesbank etwa rechnet damit, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im laufenden Winterhalbjahr sinken könnte. Das IWH geht davon aus, dass die Wirtschaftsleistung im Gesamtjahr stagnieren dürfte.