Unternehmen

Galeria: Gläubiger müssen große Einbußen hinnehmen

Die ersten Details des Sanierungsplan des insolventen Warenhauses Galeria sind bekannt. Demnach will der Konzern die Gläubiger mit 50 Millionen Euro besänftigen. Die Zeit drängt, denn bis Ende des Monats muss der komplette Plan vorliegen.
31.01.2023 11:00
Lesezeit: 2 min
Galeria: Gläubiger müssen große Einbußen hinnehmen
Das Karstadt-Logo ist an der Fassade einer Galeria Karstadt Kaufhof Filiale zu sehen. (Foto: dpa) Foto: Klaus-Dietmar Gabbert

Anfang November letzten Jahres war bekannt geworden, dass Galeria Karstadt Kaufhof insolvent ist. Ende des Monats muss der Sanierungsplan des Warenhauskonzerns Galeria nach Vorgabe des Amtsgerichts Essen stehen. Nun werden immer mehr Details über den Sanierungsplan bekannt und insbesondere kommt ans Licht, wie viel Geld zur Zahlung der Gläubiger gedacht ist.

Gläubiger bekommen die Hälfe der Summe von 2020

Wie die Lebensmittelzeitung berichtet, sind dem Insolvenzplan des Warenhausunternehmens zufolge 50 Millionen Euro zur Bedienung der Gläubiger geplant. Zum Vergleich: Dies ist die Hälfte der Summe, die nach dem ersten Schutzschirmverfahren 2020 zur Beteiligung der sogenannten quotenberechtigten Ansprüche reserviert war.

Galeria gab keine Auskunft über den Grund der Summe oder woraus sich die 50 Millionen Euro genau ergeben. Momentan ist der Insolvenzplan in der Entscheidungsphase und soll zeitnah genehmigt werden. Nur für letzte Woche waren zwei Meetings des vorübergehenden Gläubigerausschusses angedacht. Das Komitee, das in dem seit November 2022 laufenden zweiten Schutzschirmverfahren die Angelegenheiten von Lieferanten, Vermietern und anderen Parteien verteidigt, die von Galeria noch Geld erhalten müssen, tagte am 23. Januar und traf sich auch am 27. Januar. Die Eile ist notwendig: Anfang Februar muss man dem Amtsgericht Essen einen klaren Plan aufzeigen.

Zentrale soll sich nur noch in Essen befinden

Die Höhe der Insolvenzquote ist noch unklar. Denn: Auf welche Summe die Gläubiger am Ende Anspruch erheben können, ist von noch offenen Fragen abhängig. Sehr wichtig ist etwa, ob und in welchem Umfang Galeria Interessenten für Filialen findet, welche der Konzern nicht selber fortführen will. Bei den Filialen, in denen dieses Vorhabe funktioniert, gehen entsprechend die Forderungen der Vermieter zurück. Im Insolvenzprozess vor drei Jahren lag die Insolvenzquote rechnerisch bei 4,55 Prozent. Die Gläubiger sahen damals Ansprüche von rund zwei Milliarden Euro nicht wieder. Zu diesem Zeitpunkt war der Galeria-Konzern viel größer und bestand aus mehr Filialen.

Neue Details der Sanierung sind hingegen auch aus anderen Bereichen zu hören. So möchte der Warenhauskonzern offenbar die restlichen Bereiche seiner Hauptverwaltung aus Köln abziehen. Die Angestellten haben Insidern zufolge bereits erfahren, dass alle Zentralfunktionen in Essen zusammenkommen sollen. Der Ablauf soll ohne weitgreifende Verlustleistung stattfinden. Die Beschäftigten werden eine Option erhalten nach Essen folgen zu können. Auch weitestgehende Homeoffice-Optionen stehen zur Debatte. Betriebsbedingte Beendigungskündigungen bei solchen Schritten soll es nicht geben.

Teile von IT und E-Commerce waren noch in Köln

Das Unternehmen gab auch zu diesen Vorgängen keine offiziellen Angaben. Die Schritte wären nur logisch, hätten aber eine starke Symbolkraft. Seit Ende des 19. Jahrhunderts ist Galeria Kaufhof Karstadt mit seinen Vorgängerkonzernen mit einer Hauptzentrale in Köln vor Ort. Die Chefetage des Konzerns war schon bei der Zusammenschließung von Karstadt und Kaufhof 2018 nach Essen umgezogen und hatte sich für Essen als Headquarter entschlossen.

Momentan befinden sich trotz des Umzuges der Chefetage noch Teile der Hauptverwaltung in Köln, dazu gehören die Bereiche der IT, des E-Commerce und der Lohnbuchhaltung. Insider schätzen, dass es sich dabei um eine zweistellige Anzahl von Angelstellten handelt. In der Galeria-Hauptverwaltung in Essen und Köln sind noch etwa 1.200 Menschen angestellt. Bereits im Vorfeld hatte man für die Zentrale harte Entscheidungen ins Gespräch gebracht. Einen Personalabbau um 50 Prozent der Angestellten erklärte der Verantwortliche für die Sanierung, Arndt Gleiwitz gegenüber der Lebensmittelzeitung als zu hoch bemessen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kosten für Wohnen und Essen fressen geringere Einkommen auf
09.12.2025

Wohnen und Lebensmittel werden teurer – doch die Härte trifft nicht alle gleich. Neue Daten der Statistiker zeigen, wie stark vor allem...

DWN
Politik
Politik Analyse: Putins Besuch in Indien zeigt die gefesselten Hände des Kreml
09.12.2025

Wladimir Putins Besuch in Indien sollte Stärke demonstrieren, doch die Realität wirkt gegenteilig. Der Kreml ist stark von Ölexporten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Thyssenkrupp-Aktie: Rückkehr in die Gewinnzone trotz Sanierungsdruck
09.12.2025

Thyssenkrupp meldet wieder Gewinn, doch der Preis dafür ist hoch. Der Konzern kämpft mit sinkender Nachfrage, Sanierungsrückstellungen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Butterpreis im Sturzflug: Milchbauern schlagen Alarm – "wirtschaftliches Desaster"
09.12.2025

Der Butterpreis rutscht auf 99 Cent je 250 Gramm und jubelnde Kunden treffen auf alarmierte Milchbauern. Hinter dem Preisschub steckt der...

DWN
Technologie
Technologie Arbeitsplatz 2030: Wie KI Bürojobs neu definiert
09.12.2025

Roboter übernehmen nicht mehr nur Fließbänder, sondern auch Schreibtische. Die künstliche Intelligenz dringt tief in den Büroalltag...

DWN
Finanzen
Finanzen Halbleiter-Aktien: Wie die ASML-Aktie zur europäischen Macht im Chipsektor wird
08.12.2025

Die US-Großbank Bank of America setzt in Europa auf einen Chipkonzern, der in einem neuen Wachstumszyklus steckt und die Branche unter...

DWN
Politik
Politik EU-Staaten beschließen schärfere Migrationspolitik
08.12.2025

Die EU zieht die Zügel in der Migrationspolitik an: Abschiebungen sollen leichter, Verteilung verpflichtender werden. Doch neue Regeln zu...

DWN
Politik
Politik Russland tobt nach Interview mit ehemaligen NATO-General Rob Bauer
08.12.2025

Ein explosiver Schlagabtausch zwischen Russland und einem früheren NATO-Spitzenoffizier schürt neue Ängste vor einer Eskalation. Moskau...