Wirtschaft

Indiens Raffinerien bezahlen russisches Öl in Dirhams

Die indischen Raffinerien bezahlen den größten Teil ihrer Öl-Importe aus Russland in Dirham, der Währung der Vereinigten Arabischen Emirate. Damit beugen sie drohenden Sanktionen vor.
Autor
04.02.2023 16:43
Aktualisiert: 04.02.2023 16:43
Lesezeit: 2 min
Indiens Raffinerien bezahlen russisches Öl in Dirhams
Russlands Präsident Wladimir Putin im Oktober 2018 zu Gast bei Indiens Präsident Narendra Modi. (Foto: dpa) Foto: ---

Die indischen Raffinerien haben damit begonnen, den größten Teil ihres russischen Öls, das sie über in Dubai ansässige Händler beziehen, in Dirham der Vereinigten Arabischen Emirate statt in US-Dollar zu bezahlen. Dies sagen vier mit der Angelegenheit vertraute Quellen gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Zwar beteiligt sich Indien nicht an den westlichen Sanktionen gegen Russland und der Kauf von russischem Öl verstößt derzeit auch nicht gegen diese Sanktionen. Doch Banken und Finanzinstitute sind bei der Abwicklung von Zahlungen vorsichtig. Denn sie wollen nicht versehentlich gegen eine der zahlreichen Maßnahmen verstoßen, die im Rahmen des Kriegs in der Ukraine gegen Russland verhängt wurden.

Die indischen Raffinerien und Händler sind in Sorge, dass sie ihre Geschäfte bald nicht mehr in Dollar abwickeln können. Dies droht ihnen vor allem dann, wenn der Preis für russisches Rohöl über den Preisdeckel steigt, den die Europäische Union, die G7-Staaten und Australien im Dezember festgelegt haben. Um den drohenden Unterbrechungen zuvorzukommen, haben die Händler nach Alternativen gesucht.

Frühere Versuche indischer Raffinerien, Händler für russisches Rohöl in Dirham über Banken in Dubai zu bezahlen, scheiterten, sodass sie gezwungen waren, wieder auf Dollar auszuweichen. Doch Indiens wichtigste Bank, die State Bank of India (SBI), wickelt nun diese Dirham-Zahlungen ab, so die Quellen gegenüber Reuters.

Der Preisdeckel der G7-Staaten verbietet allen westlichen Unternehmen, darunter Versicherungs- und Schifffahrtsdienstleistern, die einen Großteil des Welthandels abwickeln, sich am Handel mit russischem Rohöl zu beteiligen, wenn der Einkaufspreis an der Verladestelle in Russland über 60 Dollar pro Barrel liegt. Dies gilt auch dann, wenn das Öl für Länder wie China und Indien bestimmt ist, die diese Obergrenze nicht anerkennen.

Die Umstellung auf Dirham-Zahlungen wurde auch dadurch ausgelöst, dass die State Bank of India Raffinerien, die Dollar-Zahlungen für russisches Rohöl leisten wollen, aufforderte, die Kosten für Öl, Fracht und Versicherung aufzuschlüsseln, damit sie den Handel überprüfen und eine Verletzung der Obergrenze vermeiden kann.

"Die SBI verfolgt einen sehr konservativen Ansatz", sagte eine der Quellen, obwohl Indien die Preisobergrenze nicht einhält und für die Lieferung keine westliche Versicherung und kein westliches Schiff verwendet wird. Stattdessen kommen Tanker der sogenannten "Schattenflotte" zum Einsatz, die russisches Öl und Ölprodukte zu Zielen in aller Welt transportiert und die bereits auf 600 Schiffe angewachsen ist.

Indische Raffinerien kaufen russisches Rohöl in der Regel von Händlern zu einem Preis, der die Lieferung nach Indien einschließt.

Eine Rechnung für ein solches Geschäft zeigt, dass die Händler einen durchschnittlichen Rohölpreis einschließlich Fracht für Ural-Rohöl verlangen. In dem Dokument wurde der Preis für die Ladung in Dollar und Dirham berechnet.

Den vier Quellen von Reuters zufolge kaufen die indischen Raffinerien russisches Rohöl auf Lieferbasis, um eventuelle Risiken während des Transports zu mindern, und bisher lagen die berechneten Kosten am Verladeort unter der vom Westen verhängten in Höhe von Preisobergrenze von 60 Dollar pro Barrel.

Indische Raffinerien kaufen russisches Rohöl hauptsächlich von in Dubai ansässigen Händlern wie Everest Energy und Litasco, einer Einheit des russischen Ölkonzerns Lukoil. Indiens Ölminister Pankaj Jain sagte im Januar, dass indische Unternehmen keine Probleme bei der Bezahlung von russischem Öl hätten, da die jüngsten Maßnahmen des Westens keine Auswirkungen auf die Handelsabwicklung hätten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

DWN
Politik
Politik Peter Vesterbacka: Wenn Deutschland wie Estland wäre, hätte es 600 Einhörner
25.10.2025

Europa gilt zunehmend als unentschlossen, überreguliert und kraftlos – Begriffe, die sich in den vergangenen Jahren eingebürgert haben,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ausbildungsmarkt: Ausländische Azubis stützen Hotels und Gaststätten
25.10.2025

Das Hotel- und Gastgewerbe setzt bei der Nachwuchssicherung stark auf internationale Auszubildende. Doch fehlende Deutschkenntnisse bleiben...

DWN
Finanzen
Finanzen Seltene Erden als Investmentchance: Wie Anleger vom Rohstoffboom profitieren
25.10.2025

Seltene Erden sind das stille Rückgrat moderner Technologien – von E-Autos bis Windkraft. Ihre strategische Bedeutung wächst, weil...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Revolut Bank: Wie ein britisches Fintech Europas Bankenaltbau ins Wanken bringt
25.10.2025

Die Revolut Bank stellt das gesamte europäische Bankensystem infrage: Mit 75 Milliarden Dollar Bewertung, aggressiver Expansion und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Autoteilehandel 2.0: Wie Ovoko das Geschäft mit gebrauchten Teilen revolutioniert
25.10.2025

Aus einer simplen Excel-Tabelle entsteht ein europaweites Erfolgsunternehmen: Ovoko verändert den Handel mit gebrauchten Autoteilen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Vom Großraumbüro zur Kokospalme: Wie eine Litauerin Londons Karrierefalle entkam – und auswanderte
25.10.2025

Dominyka Mikšėnaitė hatte alles – Karriere, Gehalt, Aufstiegschancen in London. Doch sie kündigte, verließ das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI-Aktien: Wie Energieversorger zum stillen Profiteur des Tech-Booms werden
25.10.2025

Der Boom der künstlichen Intelligenz treibt den globalen Stromverbrauch auf Rekordniveau. Milliarden fließen in Rechenzentren, Netze und...

DWN
Politik
Politik Hinweise von Meldestelle "Hetze in Netz": Durchsuchung bei „Welt“-Kolumnist Norbert Bolz nach X-Post
24.10.2025

Für den Autor Professor Norbert Bolz ist es Ironie, die Staatsanwaltschaft sieht in dem Post eine strafbare Aussage gegen den renommierten...