Finanzen

VAE-Banklizenz für russische MTS Bank beunruhigt den Westen

Die Vereinigten Arabischen Emirate haben eine Lizenz für die russische MTS Bank genehmigt. Entwickelt sich der Golfstaat zu einem Finanzhafen für Russland?
Autor
08.02.2023 13:55
Lesezeit: 2 min

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) haben der russischen MTS Bank eine Banklizenz erteilt. Die russische Bank ist eine Tochtergesellschaft des größten russischen Mobilfunkbetreibers und bisher nicht von den westlichen Sanktionen betroffen. Sie ist der erste ausländische Kreditgeber seit mehreren Jahren, der von der Zentralbank des Golfstaats eine Banklizenz erhalten hat.

Beamte und Führungskräfte sagten gegenüber der Financial Times, dass die Erteilung der Banklizenz die wachsende Nachfrage nach Finanzdienstleistungen durch im Ausland lebenden Russen befriedigen würde. "Es geht nur ums Geschäft und um die Anzahl der Russen, die jetzt hier leben", sagte eine der Personen.

Zehntausende Russen haben sich in den letzten zwölf Monaten in den VAE niedergelassen, vor allem in Dubai, um den finanziellen Beschränkungen in Europa oder der Einberufung in ihre Heimat zu entgehen zu entgehen. Viele haben sich über Schwierigkeiten bei der Eröffnung von Konten bei den bereits in den VAE tätigen Banken beschwert, insbesondere von Firmenkonten.

Die USA und europäische Staaten sind besorgt über die finanziellen Beziehungen der VAE zu Russland. Brian Nelson, Unterstaatssekretär für Terrorismus und Finanzinformationen im US-Finanzministerium, äußerte letzte Woche bei einem Besuch in Abu Dhabi wegen der Lizenz für MTS Bank "große Besorgnis über finanzielle Verbindungen mit Russland, selbst über nicht sanktionierte Banken", sagte ein Insider.

Nelson verdeutlichte gegenüber Regierungsvertretern und Finanzinstitutionen die Entschlossenheit der USA, ihre Sanktionen aggressiv durchzusetzen, hieß es in einer Erklärung des Finanzministeriums im Vorfeld der Reise. Er drohte, den Zugang zu den westlichen Märkten zu kappen, wenn sie mit sanktionierten Unternehmen Geschäfte machen oder es versäumen, eine wirksame Sorgfaltsprüfung durchzuführen.

Im vergangenen Jahr wurden die VAE von der Financial Action Task Force, der globalen Aufsichtsbehörde gegen Geldwäsche, unter verstärkte Aufsicht gestellt wurden. Das Finanzzentrum des Nahen Ostens muss nun die Einhaltung der Finanzvorschriften verschärfen und die Strafverfolgung verstärken, um von der so genannten grauen Liste der FATF zu kommen. Eine Entscheidung soll im Februar getroffen werden.

Die Präsenz von Vermögenswerten, wie zum Beispiel Jachten, die sanktionierten russischen Oligarchen gehören, hat Bedenken über tiefere illegale Finanzverbindungen zwischen den VAE und Russland geweckt. Abu Dhabi wies diese Bedenken zurück und erklärte, es bemühe sich, Finanzströme von sanktionierten russischen Unternehmen zu unterbinden, diskriminiere aber sonst nicht gegen Unternehmen und Personen.

Die Behörden der Vereinigten Arabischen Emirate haben die Finanzinstitute in dem Land aufgefordert, sich an die westlichen Sanktionen gegen Russland zu halten. So wollen sie das Risiko verringern, Korrespondenzbank-Beziehungen zu amerikanischen und europäischen Kreditgebern zu verlieren.

Der Golfstaat hat seine Beziehungen längst auf eine multipolare Weltanschauung umgestellt, was neben China auch Russland einschließt, das sich in der Region zuletzt massiv engagiert hat. Die indischen Raffinerien bezahlen den größten Teil ihrer Öl-Importe aus Russland in Dirham, der Währung der Vereinigten Arabischen Emirate.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Polens künftiger Präsident Nawrocki droht mit Blockade gegen Regierungschef Tusk: Was bedeutet das für Polen?
06.06.2025

Karol Nawrocki stellt sich offen gegen Donald Tusk – und kündigt Widerstand an. Welche Folgen hat das für Polens politische...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Russland startet schwersten Angriff seit Monaten
06.06.2025

Im Ukraine-Krieg eskaliert die Lage erneut: Russland greift massiv an, Kiew wird erschüttert. Droht nun ein Gegenschlag – oder ist das...

DWN
Politik
Politik Merz bei Trump: Was der USA-Besuch des Bundeskanzlers wirklich brachte
06.06.2025

Der Kanzler trifft den US-Präsidenten in Washington. Freundliche Worte gab es viele – doch was bleibt nach dem Besuch von Merz bei Trump...

DWN
Finanzen
Finanzen Studie: Hohe Kosten für Einführung des digitalen Euro
06.06.2025

Die Einführung des digitalen Euro wird nach einer Studie der Beratungsgesellschaft PwC erhebliche Kosten für europäische Banken...

DWN
Politik
Politik Putins Gaskasse bleibt gefüllt – weil Frankreich und Belgien blockieren
06.06.2025

Während Brüssel russisches Flüssiggas verbieten will, stellen sich ausgerechnet Frankreich und Belgien quer – und sichern damit weiter...

DWN
Finanzen
Finanzen Fondsmanager warnt: „Gold ist noch immer unterbewertet“
05.06.2025

Der Goldpreis explodiert – doch laut Fondsmanager Erik Strand ist das Edelmetall noch immer unterbewertet. Die wahre Blase?...

DWN
Panorama
Panorama Stromanbieterwechsel 2025: Neue Fristen ab 6. Juni – wichtige Tipps
05.06.2025

Ein Stromanbieterwechsel soll ab dem 6. Juni deutlich schneller gehen – das klingt gut, hat aber Tücken. Welche Chancen und Risiken...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut wächst: Jede sechste Rentnerin in Deutschland lebt in Altersarmut
05.06.2025

Die neuen Zahlen zur Altersarmut in Deutschland sind alarmierend: 2,1 Millionen Rentnerinnen und 1,3 Millionen Rentner leben unterhalb der...