Deutschland

Bundeswehr fehlen massiv Soldaten - Kommt die Wehrpflicht zurück?

Lesezeit: 2 min
11.02.2023 15:55  Aktualisiert: 11.02.2023 15:55
Jeder sechste Dienstposten bei der Bundeswehr ist nicht besetzt. Wegen des Ukraine-Kriegs fordert längst nicht mehr nur die AfD eine Rückkehr zur Wehrpflicht.
Bundeswehr fehlen massiv Soldaten - Kommt die Wehrpflicht zurück?
Jeder sechste Dienstposten bei der Bundeswehr ist derzeit nicht besetzt. Kommt die Wehrpflicht zurück? (Foto: dpa)
Foto: Daniel Karmann

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Fachkräftemangel herrscht allerorten - auch bei der Bundeswehr. Das Verteidigungsministerium hat nun genaue Zahlen zur Personalsituation in der Armee vorgelegt.

Jeder sechste Dienstposten bei der Bundeswehr ist nach Angaben des Verteidigungsministeriums derzeit nicht besetzt. Die Quote betrug im vergangenen Jahr 16,3 Prozent - sie ist jedoch seit langer Zeit rückläufig, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage aus der AfD-Fraktion des Bundestags hervorgeht und die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Die Neue Osnabrücker Zeitung hatte zuerst darüber berichtet.

Demnach lag der Anteil der unbesetzten Dienstposten im Jahr 2012 - also dem Jahr nach Aussetzung der Wehrpflicht - noch bei 32,8 Prozent und ging dann kontinuierlich zurück. Im vergangenen Jahr gab es insgesamt 164 560 Dienstposten - als Ziel peilt die Bundesregierung bis 2031 eine Zahl von 203 000 an.

Die AfD nannte die Zahlen in der Zeitung «desaströs» und forderte eine Reaktivierung der Wehrpflicht. Ein entsprechender Antrag werde vorbereitet, sagte der verteidigungspolitische Sprecher Rüdiger Lucassen.

Die Zahl der dienenden Soldaten lag 2022 bei 183 100, wobei der Löwenanteil mit 64 Prozent auf Soldaten auf Zeit entfiel. Den Rest machten Berufssoldaten (31 Prozent) und freiwillig Wehrdienst leistende Frauen und Männer (5 Prozent) aus. Zum Vergleich: 1990, zum Ende des Kalten Kriegs, hatte die Truppenstärke noch insgesamt 509 100 Soldaten betragen, davon waren 41 Prozent Wehrpflichtige.

Kriegsdienstverweigerer unter den aktiven Soldaten

Deutlich gestiegen - wenn auch insgesamt gering - ist im vergangenen Jahr die Zahl der Kriegsdienstverweigerer unter den aktiven Soldaten: Mit 235 kletterte sie um 34 Prozent im Vergleich zu 2021.

Auf die Frage, wie die Bundeswehr die unbesetzten und neuen Stellen füllen will, antwortete das Ministerium eher allgemein. «Die Konkurrenz um das fachlich passende und benötigte Personal wächst», hieß es. Konkret wurden «eine stärkere Präsenz auf Messen und vergleichbaren Veranstaltungen» nach den Corona-Lockerungen genannt. Nach Auffassung der AfD sehen «viele Experten» in der Aussetzung der Wehrpflicht «die Ursache für die Personalprobleme der Bundeswehr».

In den vergangenen Wochen war eine Debatte um die Wehrpflicht und ihre mögliche Wiedereinführung entfacht. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte die Aussetzung durch die schwarz-gelbe Bundesregierung 2011 als Fehler bezeichnet. FDP-Chef Christian Lindner sprach hingegen von einer Gespensterdiskussion. (dpa)


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Der wahre Grund für den Abschwung in der Baubranche

Die Baubranche wird von einem kräftigen Abschwung erfasst. Eine der wichtigsten Ursachen – vielleicht die wichtigste – für die Krise...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brasilien ignoriert Energiewende, sieht Zukunft im Erdöl

Brasiliens staatlicher Ölkonzern Petrobras schert sich nicht um die globale Energiewende und wäre CEO Prates zufolge auch gern der letzte...

DWN
Finanzen
Finanzen Kredit-Krise: Drama um Credit Suisse wird zum „Alptraum“ für Europas Banken

Die nicht ohne Kollateralschäden abgelaufene Abwicklung der stark angeschlagenen Schweizer Großbank hat die Finanzmärkte aufgewühlt. Es...

DWN
Finanzen
Finanzen Märkte in Europa: Bank-Aktien stehen unter Druck

Die Aktien von Finanzinstituten standen am Freitag europaweit unter Druck

DWN
Politik
Politik Baden-Württemberg überprüft Altersgrenze für Minderjährige im Strafrecht

Nach dem brutalen Mord an der 12-jährigen Luisa in Freudenberg durch gleichaltrige Mädchen wird die Altersgrenze im Strafrecht...

DWN
Politik
Politik Greta Thunberg wird Ehrendoktorin der Theologie

Die schwedische Klima-Aktivistin Greta Thunberg wird dieses Jahr die Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät der renommierten...

DWN
Politik
Politik UN-Generalsekretär Guterres warnt Europäer vor Ausgrenzung Chinas

UN-Generalsekretär António Guterres hat die Europäer vor einer Teilnahme an der amerikanischen Kampagne gegen China gewarnt.

DWN
Politik
Politik Das Ringen der Großmächte um Moldau hat begonnen

Um das kleine Moldau tobt ein Ringen um Macht und Einfluss zwischen dem Westen und Russland, berichten Medien.