Finanzen

Türkei baut Goldreserven massiv aus

In die Türkei fließt derzeit so viel Gold wie nie zuvor, die Reserven haben einen Allzeit-Höchststand erreicht.
28.02.2023 09:34
Aktualisiert: 28.02.2023 09:34
Lesezeit: 3 min
Türkei baut Goldreserven massiv aus
Goldbarren verschiedener Größe. Die Türkei importiert große Mengen des Edelmetalls. (Foto: dpa) Foto: Wolfgang Hartmann

Der Staat, Banken und Haushalte in der Türkei setzen auf Gold. Wie aus aktuellen Datensätzen der Zentralbank hervorgeht, über die das Branchenportal Goldreporter berichtet, haben die Goldreserven der Türkei im Januar einen neuen Allzeit-Höchststand von 816,5 Tonnen erreicht.

Zu beachten ist hierbei, dass dieses Volumen auch Gold türkischer Privatbanken umfasst, das diese bei der Zentralbank einlagern – etwa als Pfand, um Zentralbankgeld erhalten zu können. Da dieses Gold privaten Banken gehört, wird es als „nicht monetäres“ Gold nach internationalen Maßstäben nicht den staatlichen Reserven zugeordnet.

Die direkt vom Staat kontrollierten Goldreserven der Türkei sind deshalb kleiner. Sie belaufen sich Angaben des World Gold Councils zufolge auf rund 542 Tonnen (Stand November 2022), steigen aber seit Jahren ebenfalls deutlich. Auf Gold entfallen inzwischen 40 Prozent der gesamten türkischen Währungsreserven.

Deutliche Zukäufe

Bemerkenswert sind die Zukäufe der Türkei, die diese in den vergangenen Monaten auf dem internationalen Markt getätigt hatte. Im Januar wurde mit 68 Tonnen so viel Gold importiert, wie nie zuvor in einem Monat, seitdem die Istanbuler Börse die Aufzeichnungen darüber im Jahr 1995 begonnen hatte. Die Einfuhren der letzten vier Monate des Vorjahres bewegten sich alle um die Marke von 40 Tonnen und lagen damit ebenfalls auf hohem Niveau.

Das Land tritt seit Jahren als bedeutender Importmarkt für Gold auf. In der Türkei wird physisches Gold (und auch Silber) als Absicherung gegen Inflation und Währungskrisen von der Bevölkerung traditionell geschätzt.

Die starke Abwertung der Lira im Vergleich zu Euro und US-Dollar im vergangenen Jahr sowie die damit in Zusammenhang stehende starke Entwertung und der Kaufkraftverlust der Landeswährung haben diesem Trend noch einmal Schwung verliehen.

Hier bietet sich ein Vergleich zu Deutschland an. Auch die Deutschen setzen seit Jahren verstärkt auf Gold zur finanziellen Absicherung, wie aus Daten großer Goldhandelshäuser hervorgeht. Der Staat in Form der Bundesbank jedoch baute seine Reserven in den vergangenen Jahren leicht ab – mit Gesamtreserven von 3.355 Tonnen (Stand Dezember 2022) gilt Deutschland aber offiziell noch immer als Land mit den zweitgrößten Reserven der Welt.

Türkei baut eigene Produktion auf

Die türkische Regierung versucht indes, Gold verstärkt im eigenen Land abzubauen. Wie Kitco News Ende Januar berichtete, will Ankara die Türkei dadurch weniger von Edelmetall-Importen aus dem Ausland abhängig machen.

„Unsere Goldproduktion, die im Jahr 2000 noch praktisch null betrug, brach im Jahr 2020 mit 42 Tonnen den Rekord seit Bestehen der Republik. Den Daten der vergangenen fünf Jahre zufolge liegt unsere durchschnittliche Produktion bei 35 Tonnen“, sagte Präsident Recep Tayyip Erdogan vor Kurzem bei der Einweihung einer neuen Mine im Westen des Landes.

Kitco News zufolge zielt die Regierung mit der Forcierung der heimischen Förderung darauf ab, die deutlich ins Minus gerutschte Handelsbilanz zu stabilisieren. Medienberichten zufolge soll ein Großteil des im vergangenen Jahr erzielten Handelsdefizits im Umfang von 48,8 Milliarden US-Dollar auf den Import von Gold aus dem Ausland zurückzuführen sein.

Die staatliche Nachrichtenagentur TRT zitierte den Industrieminister im Sommer 2021 mit den Worten, wonach die 18 im Land in Betrieb befindlichen Minen das Handelsdefizit um etwa 2,4 Milliarden Dollar senken würden.

Auch China setzt auf Gold

Neben der Türkei stach in den vergangenen Jahren auch China als bedeutender Käufer des Edelmetalls hervor. Die offiziellen vom Staat und seinen Institutionen gehaltenen Bestände überstiegen im Dezember erstmals überhaupt die Marke von 2.000 Tonnen, wie aus Daten des World Gold Councils hervorgeht.

Zuvor gab die State Administration of Foreign Exchange bekannt, dass sowohl im November als auch im Dezember Gold in der Größenordnung von 30 Tonnen zu den Reserven der chinesischen Volksbank hinzugefügt wurde.

Chinas Zentralbank hatte in der Vergangenheit nur sporadisch über die Entwicklung der Goldreserven des Landes berichtet. Einige Beobachter schlussfolgern daraus, dass die wahren staatlichen Reserven deutlich über der nun erreichten Marke von 2.000 Tonnen liegen könnten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Warum irische Firmen im deutschen Green-Tech-Boom Milliardenwachstum anstreben
24.04.2025

Irlands Green-Tech-Firmen erobern den deutschen Markt – mit strategischem Fokus auf Energie, Infrastruktur und Digitalisierung.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Der Goldpreis fällt – Ist der Gipfel bereits überschritten?
24.04.2025

Nach einem historischen Rekordhoch hat der Goldpreis nun zum zweiten Mal in Folge deutlich nachgegeben – ein möglicher Wendepunkt am...

DWN
Politik
Politik USA und China: Handelsgespräche stehen still – Trump setzt weiter auf Eskalation
24.04.2025

Washington und Peking liefern sich einen erbitterten Handelskrieg – von Verhandlungen fehlt jede Spur. Trumps Strategie setzt weiter auf...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Trump glaubt an Deal mit Moskau – und kritisiert Selenskyj
24.04.2025

Donald Trump sieht eine Einigung mit Russland zum Greifen nah – und gibt Präsident Selenskyj die Schuld an der Fortdauer des Krieges....

DWN
Technologie
Technologie Das neue Gold der Energiewende: Warum Batteriespeicher zur Überlebensfrage werden
24.04.2025

Während Europas grüne Agenda ins Wanken gerät und geopolitische Schocks die Energielandschaft umkrempeln, kündigt sich eine neue Ära...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche Bahn: Warum die Generalsanierung Jahre dauern wird
24.04.2025

Unpünktlich, überlastet, marode: Die Bahn steckt fest. Die Bundesregierung will mit Milliarden gegensteuern – doch selbst optimistische...

DWN
Politik
Politik Peter Navarro: Der Mann hinter Trumps Zollhammer – Loyal bis zur Selbstaufgabe
24.04.2025

Er ging für Donald Trump ins Gefängnis. Jetzt zieht Peter Navarro hinter den Kulissen die Fäden im eskalierenden Handelskrieg zwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Dominanz auf Rädern: Warum der Lkw das Rückgrat der europäischen Wirtschaft bleibt
23.04.2025

Während über grüne Logistik und die Renaissance der Schiene debattiert wird, bleibt der Lkw unangefochten das Rückgrat des...