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Wärmepumpe soll zum Standard in Neubau- und Altbauten werden

Lesezeit: 4 min
02.04.2023 09:15  Aktualisiert: 02.04.2023 09:15
Ab 2024 sollen Wärmepumpen Öl- und Gasheizungen ersetzen. Die Pläne sorgen für Verunsicherungen bei Hauseigentümern. Dieser Beitrag bietet einen ersten Überblick über Wirkungsweise, Vor- und Nachteile von Wärmepumpen.
Wärmepumpe soll zum Standard in Neubau- und Altbauten werden
Eine Luftwärmepumpe hängt bei Schnee und Eis an einer Hauswand in einem neu entstehenden Einfamilienhausgebiet. (Foto: dpa)

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Wärmepumpen sind das Heizungssystem der Zukunft. Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) wurden bereits 2021 in mehr als der Hälfte der neuen Wohngebäude Wärmepumpen als primäre Heizenergiequelle eingebaut. In Zukunft wird dieser Anteil noch deutlich ansteigen. Denn gemäß den Plänen, die Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck im März 2023 zum klimaneutralen Heizen vorgestellt hat, sollen Wärmepumpen ab 2024 mittelfristig weitgehend alle anderen Heizsysteme ersetzen. Eine Pflicht zum Austausch von bestehenden Heizungssystemen wird es jedoch für die meisten Bestandsimmobilien nicht geben. Allerdings soll auch für Bestandsimmobilien ab 2024 gelten, dass beim Heizungsaustausch vorrangig Wärmepumpen verbaut werden.

Wärmepumpe - Ein Sammelbegriff für verschiedene Geräte

Bei dem Begriff Wärmepumpe handelt es sich um einen Oberbegriff, der Luft-Wärmepumpen, Erd-Wärmepumpen und Grundwasser-Wärmepumpen umfasst. Wenn von Wärmepumpen die Rede ist, sind in der Regel die so genannten Luft-Wärmepumpen gemeint. Bei diesem Wärmepumpen-Typ wird die Heizungsenergie über die Luft erzeugt. Anders als bei den beiden anderen Typen der Wärmepumpen sind daher keine aufwändigen Bohrungen ins Erdreich oder bis zum Grundwasser erforderlich. Die Luft-Wärmepumpe ist in der Anschaffung die günstigste Form der Wärmepumpe, im Betrieb jedoch weniger effizient als die anderen Wärmepumpen-Typen. Vereinfacht erklärt funktioniert eine Luft-Wärmepumpe wie ein umgekehrter Kühlschrank.

Wie ein Kühlschrank werden auch Wärmepumpen mit Strom betrieben. Allerdings ist die Ausbeute an Wärme im Vergleich zur Menge des eigesetzten Stroms bei einer Wärmepumpe sehr hoch. Fachleute geben die Effizienz einer Wärmepumpe mit der „Jahresarbeitszahl“ an. Dies ist die Kennzahl für das Verhältnis zwischen eingesetztem Strom und der erzeugten Heizungswärme. Allerdings ist diese Kennzahl für sich genommen noch nicht aussagekräftig. Für den wirtschaftlichen Betrieb einer Wärmepumpe ist es zusätzlich erforderlich, dass die Immobilie baulich so ausgerichtet ist, dass die erzeugte Wärme optimal genutzt werden kann. Dieser Aspekt kann insbesondere in Bestandsimmobilien zu planerischen Herausforderungen führen.

Gebäudeanforderungen für Wärmepumpen in Neu- und Altbauten

Wie effizient eine Wärmepumpe arbeitet, hängt also auch von der Beschaffenheit der Immobilie ab. Hierbei geht es vorrangig um zwei Faktoren: Zum einen geht es um die Dämmung und zum anderen um die Größe der wärmeabgebenden Flächen. Die gesamte Außenhülle eines Gebäudes muss gut isoliert sein. Dies umfasst neben den Außenwänden auch Fensterflächen, das Dach und Geschossdecken zu Kaltbereichen wie beispielsweise dem Keller. Um möglichst große wärmeabgebende Flächen zu erhalten, kommen Fußbodenheizungen oder speziell auf die Anforderungen von Wärmepumpen ausgelegte große Heizkörper in Betracht.

In Neubauten sind die Standards bezüglich der Wärmedämmung kontinuierlich gestiegen. Gleiches gilt meist für Bestandsimmobilien, die energieeffizient saniert wurden. Diese Gebäude weisen eine so effektive Dämmung auf, dass die Nutzung einer Wärmepumpe als primäre Heizenergiequelle in der Regel problemlos möglich ist. Um Wärmepumpen effizient nutzen zu können, werden in Neubauten zudem vorrangig Fußbodenheizungen oder entsprechend ausgerichtete Heizkörper verwendet. Bei Gebäuden, die in jüngerer Zeit energieeffizient saniert wurden, kann ein Austausch der vorhandenen Heizkörper durch Spezialheizkörper erfolgen, falls keine Fußbodenheizung verbaut wurde. Ein Einbau einer Fußbodenheizung ist hier keine zwingende Voraussetzung für den effizienten Einsatz einer Luft-Wärmepumpe.

In unsanierten Altbauten eignet sich der Einsatz von Luftwärmepumpen nur bedingt. Hier kommt es immer auf den konkreten Einzelfall an. In der Regel wird hier der Einbau einer Luft-Wärmepumpe jedoch nur im Rahmen einer energetischen Sanierung wirtschaftlich sinnvoll sein. Eine solche umfasst insbesondere eine Dämmung der Außenwände sowie des Daches und den Austausch von Fenstern und Außentüren. Zusätzlich müssen in der Regel vorhandene Heizkörper durch größere oder speziell für den Betrieb von Wärmepumpen ausgerichtete Heizkörper ausgetauscht werden.

Photovoltaikanlagen: Ergänzung für mehr Energieeffizienz und Autonomie

Sowohl bei Neubauten als auch bei der energetischen Sanierung von Bestandsimmobilien, ist eine Photovoltaikanlage eine sinnvolle Ergänzung der Wärmepumpe. Mit Hilfe einer Photovoltaikanlage kann aus Sonnenenergie Strom erzeugt werden. Dieser kann wahlweise sofort genutzt, ins allgemeine Stromnetz eingespeist oder in speziellen Akkus für den Eigengebrauch gespeichert werden. Dieser selbst erzeugte Strom kann, zumindest zum Teil, zum Betrieb der Wärmepumpe eingesetzt werden. Ob der selbst erzeugte Strom den Betrieb der Wärmepumpe deckt, hängt von der Größe und Leistungsfähigkeit der Photovoltaikanlage sowie dem Verbrauch der Wärmepumpe ab.

Nachdem sich im vergangenen Winter die Gaspreise für Verbraucher innerhalb kürzester Zeit mehr als verdoppelt haben, sagen Fachleute für die Zukunft ähnliche Entwicklungen für die Strompreise voraus. Aktuell gibt es spezielle, günstigere Strompreise für Wärmepumpen, so dass der für Wärmepumpen benötigte Strompreis von den sonstigen Preisentwicklungen abgekoppelt werden kann. Allerdings ist es nicht ausgeschlossen, dass auch diese Spezialtarife im nächsten Winter nach oben angepasst werden.

Wirtschaftlichkeitsbetrachtung von Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen

In Neubauten sowie vielfach auch im Rahmen von energieeffizienten Sanierungen von Bestandsimmobilien sind Bauherren bereits jetzt zum Einsatz klimaschonender Heizungssysteme verpflichtet. Ab 2024 wird es, abgesehen von den Ausnahmeregelungen, die Habecks Gesetz zum klimaneutralen Heizen vorsieht, eine Verpflichtung zum Einbau von Wärmepumpen geben. Die Wirtschaftlichkeit der Wärmepumpen hängt dann vorrangig von den Anschaffungs- und Montagekosten einer Wärmepumpe sowie den entlastenden Fördermaßnahmen ab. Hinzu kommt der bereits angesprochene Aspekt der Strompreisentwicklung.

In Bestandsimmobilien ist es möglich, eine bestehende Gasheizung um eine Wärmepumpe zu ergänzen. So entsteht eine so genannte Hybridheizung, bei der beide Heizungssysteme parallel betrieben werden. Abhängig von der aktuellen Höhe der Strom- oder Gaspreise kann das eine Heizungssystem den größeren Anteil der Heizwärmebereitstellung übernehmen. Bei diesen Hybridsystemen gelten besondere Voraussetzungen, wenn es um die Inanspruchnahme von Fördermitteln geht. Unter Umständen kann es finanziell vorteilhaft sein, eine bestehende Gasheizung gegen eine komplett neue hybride Gas-Wärmepumpen-Anlage auszutauschen. Da in der Regel für die Inanspruchnahme von Fördermitteln ein Energieberater hinzugezogen werden muss, erfolgt die Klärung dieser Fragen auf Basis der energetischen Beurteilung der Immobilie.

Wärmepumpen und deren Auswirkungen auf Klimaschutz und Energiewende

Wärmepumpen gelten als Königsweg, um Klimaschutzziele zu erreichen und eine Energiewende weg von fossilen hin zu erneuerbaren Energien voranzutreiben. Neben den Klimazielen haben auch der Ukrainekrieg und die Abkehr vom russischen Gas dazu geführt, dass Wärmepumpen zukünftig der neue Standard der Heizsysteme werden soll. Diese Ziele werden vor allem dann erreicht, wenn Wärmepumpen in optimal gedämmten Immobilien in Kombination mit ausreichend großen Photovoltaikanlagen mitsamt Speicher zum Einsatz kommen.

Derzeit wird Strom in Deutschland jedoch, so die aktuellen Zahlen der Bundesnetzagentur für das abgeschlossene Jahr 2022, zu unter 50 Prozent aus regenerativen Energien erzeugt. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass nach wie vor über 50 Prozent des Stroms aus Kohle, Kernenergie und auch Erdgas hergestellt werden. Wenn die Zahl der Wärmepumpen aufgrund der Initiative von Habeck weiter steigt, wird auch der Strombedarf weiter ansteigen.

In welchem Maße Wärmepumpen zur Klimawende und zur Unabhängigkeit von Gas führen werden, hängt daher auch von der Frage ab, wie schnell der Ausbau erneuerbarer Energien voranschreitet. Neben einer Wärmepumpen-Initiative bedarf es daher eigentlich auch einer massiven Photovoltaik-Initiative. So könnte, mehr noch als bislang bereits geschehen, ein Anreiz für Privatimmobilien zur Installation einer Photovoltaikanlage geschaffen werden. Bundeskanzler Olaf Scholz würde das wohl einen „Doppel-Wumms“ für Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen nennen.

Nicole Ziese ist freie Journalistin, Juristin und Autorin in den Bereichen Immobilien, Medizin und Soziales sowie Karriere. Sie hat jahrelange Erfahrung im Verfassen von Beiträgen rund um die Immobilienwirtschaft aber auch Architektur, Sanieren sowie baurechtliche Themen. Sie lebt in Köln und Irland.

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