Angesichts der schweren Spannungen im Finanzsystem greifen die großen westlichen Notenbanken ein. Die Bank of England, die Europäische Zentralbank (EZB), die US-Notenbank Federal Reserve System, Japans Zentralbank, die Schweizerische Nationalbank und die kanadische Zentralbank kündigten am Sonntag eine Aktion zur Stärkung der Liquiditätsversorgung via bestehender US-Dollar-Swapabkommen an.
Wende in der Geldpolitik
Solche Dollar-Swap-Vereinbarungen wurden während der letzten Finanzkrise und während der Corona-Pandemie aufgelegt. Sie sind eine Reaktion auf massiven Stress im globalen Bankensystem. Die Swapgeschäfte sollen die Finanzmärkte und insbesondere den Interbankenhandel mit genug Dollar-Liquidität versorgen.
Um die Effektivität der Swap-Linien bei der Bereitstellung von US-Dollar-Refinanzierung zu verbessern, haben sich die Zentralbanken darauf geeinigt, die Häufigkeit von Geschäften mit 7-tägiger Laufzeit von wöchentlich auf täglich zu erhöhen. Dieser tägliche Betrieb beginnt am Montag, den 20. März 2023 und wird einer Pressemitteilung der Federal Reserve zufolge mindestens bis Ende April andauern.
Das Netzwerk von Swap-Linien zwischen diesen Zentralbanken basiert auf einer Reihe verfügbarer ständiger Fazilitäten und dient als wichtiger Liquiditäts-Notfallmechanismus, um Spannungen auf den globalen Finanzierungsmärkten zu mindern und so dazu beizutragen, die Auswirkungen solcher Spannungen auf die Kreditversorgung von Haushalten und Unternehmen abzumildern.
Das erweiterte Fenster für Dollar-Kredite der EZB ist am Montag bislang jedoch kaum in Anspruch genommen worden. Nur ein Finanzinstitut aus dem Währungsraum sicherte sich fünf Millionen Dollar, wie aus Daten der EZB am Montag hervorging.
Die derzeitigen Turbulenzen im Bankensektor gehen mit einem erhöhten Bedarf an Liquidität einher. In der vergangenen Woche haben die US-Banken eine Rekordsumme an kurzfristigen Krediten bei ihrer Notenbank Federal Reserve ausgeliehen. Die über das sogenannte Diskont-Fenster ausgeliehene Summe übertraf mit rund 153 Milliarden Dollar sogar den bisherigen Höchstwert aus der weltweiten Finanzkrise 2008.
Hinzu kamen unter anderem Gelder über das neue Bank Term Funding Program (BTFP) der Federal Reserve, das nach dem Kollaps der Silicon Valley Bank (SVB) eingerichtet wurde. Im Rahmen des BTFP wurden bereits hunderte Milliarden Dollar abgerufen, weshalb die Bilanzsumme der US-Zentralbank wieder deutlich steigt.
CS und UBS mit massiven Kursverlusten
Die Anleger steigen nach der Übernahme der Credit Suisse im großen Stil bei der Bank aus. Die Titel der Schweizer Großbank sackten am Montag im frühen Handel um 63 Prozent auf 0,68 Franken ab - unter den von der UBS bezahlten Kaufpreis von 0,76 Franken. Die Anteile der UBS brachen 13 Prozent auf 14,92 Franken ein. Europaweit rutschten Titel von Finanzdienstleistern und Versicherern zum Teil tief ins Minus. Der europäische Bankenindex fiel um 5,3 Prozent und der Index der Versicherer um 3,3 Prozent.
Die UBS übernimmt in einer Rettungsaktion die schwer angeschlagene Credit Suisse für drei Milliarden Franken. Zusätzlich steht die UBS für Verluste von bis zu fünf Milliarden Franken gerade. Die Schweizerische Nationalbank und die Regierung unterstützen den Deal mit Liquiditätshilfen in dreistelliger Milliardenhöhe.
Deutsche Banken unter Druck
Die Furcht vor weltweiten Ansteckungseffekten durch die Turbulenzen um die Schweizer Großbank Credit Suisse sorgt weiterhin für Nervosität unter Spekulanten und Finanzmarktteilnehmern.
Die Unruhe belastet auch die Aktienkurse der Deutschen Bank und der Commerzbank. Die Aktien der beiden Frankfurter Institute fallen im Geschäft von Lang & Schwarz um knapp vier beziehungsweise gut fünf Prozent, wie die Nachrichtenagentur Reuters am Montagmorgen berichtet.
Die entscheidende Frage sei, ob die Rettungsmaßnahmen ausreichten, um den massenhaften Abzug von Kundengeldern zu stoppen, sagte Damien Boey, Chef-Anlagestratege der Investmentbank Barrenjoey. „Die Antwort ist noch nicht eindeutig.“
Asiens Börsen in Rot
Die wichtigsten asiatischen Börsen haben am Montag überwiegend nachgegeben. Die Übernahme der Credit Suisse und die Notfall-Maßnahmen der Notenbanken zur Liquiditätsversorgung des Finanzsystems konnten gegen die Ängste vor einer möglichen Bankenkrise nur wenig ausrichten. Allerdings hielten sich die Verluste in Grenzen, nachdem es bereits in der vergangenen Woche deutlich bergab gegangen war.
Der japanische Nikkei 225 schloss am Montag 1,42 Prozent tiefer bei 26 945,67 Punkten. Ähnlich sah es beim australischen S&P ASX 200 aus, der sich 1,38 Prozent im Minus mit 6898,50 Punkten aus dem Handel verabschiedete. Für den Hang-Seng-Index der chinesischen Sonderverwaltungsregion Hongkong, wo auch ausländische Anleger handeln dürfen, ging es zuletzt sogar um 3,37 Prozent auf 18 861,23 Punkte bergab. Die Stimmung für die Banken bleibt weiterhin angeschlagen: Die in Hongkong notierten Aktien der Großbank HSBC büßten über 6,5 Prozent ein.
Vergleichsweise gut behauptete sich indes der CSI-300-Index mit den 300 wichtigsten Werten der Handelsplätze Schanghai und Schenzhen, der schon zuletzt weniger als die anderen Indizes verloren hatte. Er gab lediglich um 0,50 Prozent auf 3938,89 Zähler nach. Das Börsenbarometer profitierte davon, dass die chinesische Notenbank am Freitag überraschend den Mindestreservesatz für heimische Banken gesenkt hatte.
Die chinesische Zentralbank hatte sich in den vergangenen Jahren nicht (beziehungsweise nur in Ansätzen) an der von westlichen Pendants verfolgten ultralockeren Geldpolitik beteiligt und mehrfach vor den Gefahren einer zu langen Nullzinsphase gewarnt. Die Absenkung des Mindestreservesatzes angesichts einer nach wie vor niedrigen Inflation im Land zeigt, dass das chinesische Finanzsystem bislang nur peripher von der gegenwärtigen Krise im westlichen Finanzsystem betroffen ist.