Die seit Beginn der Corona-Pandemie hartnäckigen Materialengpässe in der deutschen Industrie lösen sich zunehmend auf. Im März berichteten noch 41,6 Prozent der befragten Firmen von Problemen, nach 45,4 Prozent im Februar, wie das Münchner Ifo-Institut am Donnerstag zu seiner Unternehmensumfrage mitteilte. Das ist bereits der sechste Rückgang in Folge und der niedrigste Wert seit rund zwei Jahren.
Zum Vergleich: Im März 2022 lag der Anteil noch bei mehr als 80 Prozent. "Dieser Rückgang wird sich positiv auf die Industrieproduktion in den kommenden Monaten auswirken", sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. "Aber wir sind immer noch weit entfernt von einer optimalen Versorgung."
Ein grundlegender Abbau der Beschaffungshemmnisse in einigen Schlüsselbranchen der deutschen Industrie habe bisher nicht stattgefunden, warnen die Forscher vor zu viel Optimismus. So berichteten mehr als 60 Prozent der Firmen im Maschinenbau, in der Elektroindustrie und in der Automobilbranche von Engpässen bei Rohstoffen und Vorprodukten. "Hier hat sicherlich auch ein Gewöhnungseffekt eingesetzt", sagte Wohlrabe. "Die Unternehmen haben gelernt, mit der andauernden Knappheit umzugehen."
"NACH UND NACH ABGEARBEITET"
In der Lederwarenindustrie berichtete dagegen erstmals seit Januar 2020 keinerlei Unternehmen mehr von Materialknappheiten. Im Papiergewerbe sieht es ähnlich aus: Hier waren nur noch 2,4 Prozent von Engpässen betroffen.
Die Probleme haben zu einem Auftragsstau in der deutschen Industrie geführt, weil viele Bestellungen wegen fehlender Rohstoffe und Vorprodukte nicht abgearbeitet werden konnten. Wie dick die Auftragsbücher immer noch sind, zeigt ein Vergleich mit der Vor-Corona-Zeit: Der Bestand lag zu Jahresbeginn um 28,7 Prozent höher als im Januar 2020, wenige Wochen vor Ausbruch der Pandemie, wie das Statistische Bundesamt herausfand.
"Die Lieferengpässe bei wichtigen Vorprodukten, die die vergangenen beiden Jahre prägten, haben sich spürbar entspannt", erklärt das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in seinem neuen Ausblick. "Die hohen Auftragsbestände werden nun nach und nach abgearbeitet." Das dürfte die Produktion stützen. (Reuters)