Die britische Regierung will schärfer gegen die sexuelle Ausbeutung von Frauen und Mädchen vorgehen und dabei den ethnischen Hintergrund der Verdächtigen stärker berücksichtigen.
Der konservative Premierminister Rishi Sunak kündigte am Montag den Aufbau einer Taskforce an, die auch auf Daten zur ethnischen Zugehörigkeit zurückgreifen soll. Ziel sei, «dass Verdächtige sich nicht aufgrund kultureller Empfindlichkeiten der Justiz entziehen können», teilte die Regierung mit. Die Frage nach dem ethnischen Hintergrund, etwa in Umfragen, gehört in Großbritannien zum Alltag.
«Zu lange hat uns die politische Korrektheit davon abgehalten, abscheuliche Kriminelle auszusortieren, die Kinder und junge Frauen ausbeuten», sagte Sunak. «Wir werden vor nichts zurückschrecken, um diese gefährlichen Banden auszurotten.»
Innenministerin Suella Braverman machte vor allem aus Pakistan stammende Männer verantwortlich. Es gebe ein Übergewicht «bestimmter ethnischer Gruppen - und ich sage: britisch-pakistanische Männer -, deren kulturelle Werte völlig im Widerspruch zu britischen Werten stehen», hatte Braverman am Sonntag gesagt. Diese Männer würden Frauen «auf eine erniedrigende und illegitime Weise» sehen.
Die Ministerin verwies auf die Missbrauchsskandale von Rotherham und Rochdale, als zahlreiche Männer Dutzende minderjährige Mädchen über lange Zeit zur Prostitution zwangen. Die Täter waren überwiegend britische Männer pakistanischer Herkunft. Sunak und Braverman reisten am Montag demonstrativ nach Rochdale bei Manchester, um den Startschuss für ihre Kampagne zu geben.
Kritiker betonten, Bravermans Wortwahl stachele zu Hass gegen Minderheiten an. Zudem ermögliche die Fokussierung auf einen bestimmten Tätertypus «blinde Flecken». Frühere Studien des Innenministeriums hatten ergeben, dass die meisten Missbrauchstäter weiße Männer seien. (dpa)