Immobilien

Immobilienkredite-Neugeschäft bricht nach starkem Vorjahr ein

Darlehen im Immobilienmarkt sind zum Jahresanfang kräftig geschrumpft. Der Verband der Pfandbriefbanken blickt zurückhaltend in die Zukunft. Dafür gibt es zwei Hauptgründe.
25.05.2023 16:44
Aktualisiert: 25.05.2023 16:44
Lesezeit: 2 min
Immobilienkredite-Neugeschäft bricht nach starkem Vorjahr ein
Immer weniger Menschen können sich eine Immobilie finanzieren. (Foto: dpa)

Die Krise auf dem deutschen Wohnmarkt verschärft sich: Das Neugeschäft mit Immobilienkrediten ist im ersten Quartal gegenüber einem sehr starken Vorjahres-Zeitraum eingebrochen und Nachfragen bleiben auf niedrigem Niveau.

Dies, nachdem sich die ernste Situation im deutschen Wohnungsbau verschärft und die Zahl der Baugenehmigungen im März so stark einbrach wie seit 16 Jahren nicht mehr. Nur noch 24.500 Wohnungen wurden genehmigt und damit 29,6 Prozent oder 10.300 weniger als ein Jahr zuvor, laut aktuellen Daten des Statistischen Bundesamts.

Nicht nur in Deutschland, aber auch weltweit stehen Immobilienmärkte unter viel Druck. Die Situation in dem US-Immobiliensektor spitzt sich aktuell massiv zu. US-Investmentmanager warnen vor wachsenden Problemen in dem 5,6 Milliarden US-Dollar Gewerbeimmobilien-Sektor nach den jüngsten Zusammenbrüchen regionaler Banken dort. Steigende Zinsen, sinkende Preise und eine schwache Nachfrage nach Büroflächen im Anschluss an die Pandemie haben die Branche unter starkem Druck gesetzt.

Der US-Immobilienmarkt ein wichtiger Indikator für die zukünftige Richtung der Immobilienmärkte in anderen großen Volkswirtschaften, und wird daher genau beobachtet.

Käufer und Verkäufer finden sich nicht

Reuters zufolge haben Deutschlands große Immobilienfinanzierer zum Jahresauftakt einen kräftigen Dämpfer im Neugeschäft hinnehmen müssen. Die im Verband der Pfandbriefbanken (VDP) zusammengeschlossenen Kapitalgeber reichten im ersten Quartal Immobiliendarlehen über 25,6 Milliarden Euro aus - ein Minus von 47,8 Prozent im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Vorjahres.

Der VDP sagte jedoch, dass im Auftaktquartal 2022 ein Rekordergebnis erzielt wurde, unter anderem, weil - in Erwartung steigender Zinsen - Geschäfte vorgezogen wurden. Zwar sehe der Vergleich zum letzten Vierteljahr 2022 mit einem Anstieg von 3,2 Prozent besser aus, doch die Nachfrage bleibt weiter auf niedrigem Niveau, so der Verband. „Die noch nicht abgeschlossene Adjustierung von Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern führt zu wenigen Transaktionen und damit auch zu einem geringen Neugeschäft bei den Immobilienfinanzierern“, so VDP-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt.

Im ersten Quartal dieses Jahres beantragten Kunden der VDP-Mitgliedsbanken Wohnimmobilienkredite in Höhe von 16,3 Milliarden Euro - 49,2 Prozent weniger als im besonders starken Vorjahreszeitraum, aber auch 4,2 Prozent weniger als im Vorquartal. Darlehen wurden dabei vor allem für Ein- und Zwei-Familienhäuser (44 Prozent) nachgefragt, gefolgt von Mehrfamilienhäusern (36 Prozent) und Eigentumswohnungen (15 Prozent).

Unsicherheit bremst Geschäft

Tolckmitt wies darauf hin, dass Kunden sich zurückhielten wegen möglichen weiteren Zins- und Preiserhöhungen im Markt. „Solange die gegenwärtige Phase der Unsicherheit über Preis- und Zinsentwicklung noch nicht abgeschlossen ist, dürfte auch die Nachfrage nach Finanzierungen verhalten bleiben“.

Bei den Gewerbeimmobilienfinanzierungen der VDP-Institute lagen Bürogebäude in den ersten drei Monaten dieses Jahres mit einem Anteil von 52 Prozent vor Einzelhandelsimmobilien mit 35 Prozent.

Der aktuelle VDP-Immobilienpreisindex zeigt, dass der Gewerbeimmobilien-Markt zwar schwankt, aber keine abrupte Preisfälle in Sicht sind. Während im ersten Quartal 2023 Wohnimmobilienpreise in Deutschland relativ moderat um 2,1 Prozent fielen im Vergleich zum Vorjahr (Q1 2023 zu Q1 2022), gab es einen stärkeren Rückgang bei den Preisen für Gewerbeimmobilien (-8,3 Prozent).

Tolckmitt zufolge befindet sich der gesamte Immobilienmarkt seit Mitte 2022 im Umbruch. „Die vielen Belastungsfaktoren wie Inflation, Zinsanstieg und Unsicherheit führen in allen Objektklassen zu einer Preiskorrektur.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

Vera von Lieres

Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft VDA rechnet 2026 mit rund 693.000 neuen E-Autos
08.12.2025

Deutschlands Autokäufer stehen vor einem elektrischen Wendepunkt: Verbände prognostizieren deutliche Zuwächse bei Elektroautos und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtwechsel im Arbeitsmarkt 2025: Arbeitgeber geben wieder den Ton an
08.12.2025

Der Wind am Arbeitsmarkt 2025 dreht sich offenbar: Nach Jahren der Bewerbermacht gewinnen Unternehmen wieder Spielraum. Jan-Niklas Hustedt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Insolvenzzahlen 2025: Warum Firmenpleiten weiter steigen
08.12.2025

Deutschlands Insolvenzzahlen klettern auf den höchsten Stand seit Jahren. Besonders Mittelstand, Handel und Autozulieferer geraten unter...

DWN
Finanzen
Finanzen Klöckner & Co-Aktie hebt ab: Übernahmefantasie und positive Analysteneinstufung treiben Aktienkurs
08.12.2025

Die Klöckner-Co-Aktie schießt hoch, weil erneut Übernahmegespräche kursieren. Doch hinter dem Kurssprung steckt eine lange...

DWN
Politik
Politik EU-Krisenpolitik: Ein Plüschelefant gegen Putin und Trump
08.12.2025

Ein harmloser Plüschelefant entlarvt ein System voller Überregulierung und geopolitischer Schwäche. Warum ein Plüschelefant die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europa unterschätzt die Rohstoffkrise: Ex-Rio-Tinto-Chef stellt der EU ein vernichtendes Urteil aus
08.12.2025

Europa will sich aus der Rohstoffabhängigkeit von China befreien,doch laut Jakob Stausholm, dem langjährigen Chef des Bergbaukonzerns Rio...

DWN
Technologie
Technologie Stromproduktion: Rekord bei Strom aus Wind und Sonne
08.12.2025

Deutschlands Stromproduktion hat im Sommer neue Rekorde erreicht: Windkraft und Photovoltaik dominieren, Kohle verliert weiter. Doch...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Industrieproduktion im verarbeitenden Gewerbe setzt Erholung fort
08.12.2025

Die deutsche Industrieproduktion legt erneut zu – vor allem der Bau liefert Rückenwind. Nach dem Einbruch im Sommer mehren sich positive...