Politik

Gewaltspirale im Westjordanland droht außer Kontrolle zu geraten

Im besetzen Westjordanland droht die Gewaltspirale außer Kontrolle zu geraten.
21.06.2023 16:16
Aktualisiert: 21.06.2023 16:16
Lesezeit: 1 min
Gewaltspirale im Westjordanland droht außer Kontrolle zu geraten
Westjordanland: Palästinenser verbrennen Reifen und schwenken palästinensische Nationalfahnen entlang des Grenzzauns zu Israel. (Foto: dpa) Foto: Fatima Shbair

Jüdische Siedler haben in der Nacht auf Mittwoch palästinensische Dörfer im besetzten Westjordanland nach Angaben von Einwohnern teilweise verwüstet. Es seien Gebäude und Autos in Brand gesteckt worden, berichteten Palästinenser. Der Chef des Dorfrats von Al-Lubban Al-Scharkeja, Jakub Oweis, sagte, eine große Gruppe von Siedlern habe eine Tankstelle, Obstgärten, eine Zementfabrik und Dutzende Autos angezündet. Israelische Soldaten und Polizisten hätten dem Treiben untätig zugesehen. Das israelische Militär nahm zunächst nicht dazu Stellung.

Bei den Attacken der Siedler handelt es sich offenbar um Vergeltungsmaßnahmen für den Tod von vier Israelis bei einem Angriff palästinensischer Extremisten in der Nähe einer Siedlung am Dienstag. "Der Angriff war beispiellos und abartig", sagte Oweis. Es sei geschossen worden, aber in der Dunkelheit sei nicht zu erkennen gewesen, ob Soldaten oder Siedler die Schüsse abgegeben hätten. Auch aus anderen Städten und Dörfern im Westjordanland wurden Angriffe gemeldet.

Die nächtlichen Angriffe erfolgten Stunden nachdem zwei Bewaffnete ein Restaurant und eine Tankstelle in der Nähe der Siedlung Eli beschossen hatten. Dabei wurden vier Israelis getötet. Die islamistische Hamas aus dem Gazastreifen beanspruchte, den Anschlag organisiert zu haben als Vergeltung für einen Einsatz der israelischen Armee im Westjordanland, bei dem am Montag fünf Palästinenser getötet wurden.

"Die Siedler griffen die Stadt an, beschädigten und fackelten Häuser und Autos ab", sagte Mahmud Dawud aus dem Dorf Al-Lubban Al-Gharbeja. Sein Auto und zwei Autos seines Bruders seien demoliert worden.

Der israelische Minister für nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, forderte am Mittwoch im Parlament ein drakonisches Vorgehen gegen radikale Palästinenser: "Wir müssen Gebäude platt machen, wir brauchen gezielte Tötungen", sagte er im Parlament. "So geht man gegen den Terrorismus vor." Andere Minister bremsten Forderungen nach zusätzlichen Maßnahmen. "Wir brauchen keine neuen Beschlüsse, sondern nur eine Anpassung der bestehenden", sagte Energieminister Israel Katz im Armeeradio.

Unterdessen teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit, den Bau weiterer 1000 neuer Häuser in Eli zu planen. Damit könnte sich die Einwohnerzahl in der Siedlung im Westjordanland verdoppeln. Die meisten Staaten sehen die jüdischen Siedlungen im Westjordanland als illegal an.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Patient Pflegeversicherung: Es fehlen Milliarden in den Kassen
13.07.2025

Immer mehr Pflegebedürftige in Deutschland – und die Finanzierungslücke wächst. Der Bundesrechnungshof warnt und spricht von über 12...

DWN
Technologie
Technologie KI als Mobbing-Waffe: Wenn Algorithmen Karrieren zerstören
13.07.2025

Künstliche Intelligenz soll den Arbeitsplatz smarter machen – doch in der Praxis wird sie zum Spion, Zensor und Karriere-Killer. Wer...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Keine reine Männersache – Geschlechterunterschiede beim Investieren
13.07.2025

Obwohl Frauen in sozialen Medien Finanzwissen teilen und Banken gezielt werben, bleibt das Investieren weiterhin stark männlich geprägt....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Renault: Globales KI-System soll helfen, jährlich eine Viertelmilliarde Euro einzusparen
13.07.2025

Produktionsstopps, Transportrisiken, geopolitische Schocks: Renault setzt nun auf ein KI-System, das weltweite Logistik in Echtzeit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kaffeepause statt Burn-out: Warum Müßiggang die beste Investition ist
12.07.2025

Wer glaubt, dass mehr Tempo automatisch mehr Erfolg bringt, steuert sein Unternehmen direkt in den Abgrund. Überdrehte Chefs,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Kapitalmarktunion im Rückstand: Banker fordern radikale Integration
12.07.2025

Europas Finanzelite schlägt Alarm: Ohne eine gemeinsame Kapitalmarktunion drohen Investitionen und Innovationen dauerhaft in die USA...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauzinsen aktuell weiterhin hoch: Worauf Häuslebauer und Immobilienkäufer jetzt achten sollten
12.07.2025

Die Zinsen auf unser Erspartes sinken – die Bauzinsen für Kredite bleiben allerdings hoch. Was für Bauherren und Immobilienkäufer...

DWN
Finanzen
Finanzen Checkliste: So vermeiden Sie unnötige Kreditkarten-Gebühren auf Reisen
12.07.2025

Ob am Strand, in der Stadt oder im Hotel – im Ausland lauern versteckte Kreditkarten-Gebühren. Mit diesen Tricks umgehen Sie...