Finanzen

Großes Nachbeben an den Märkten nach Fitch-Downgrade der USA

Die Herabstufung der US-Bonität wird zum Impuls für eine Korrektur. Die Bank of England hebt den Leitzins um einen viertel Prozentpunkt an, der Pfund weitet Verluste aus.
03.08.2023 20:49
Aktualisiert: 03.08.2023 20:49
Lesezeit: 2 min
Großes Nachbeben an den Märkten nach Fitch-Downgrade der USA
Die Herabstufung der USA durch Fitch hat Nachwirkungen auf den globalen Märkten. (Foto: dpa) Foto: Justin Lane

Die Nachwirkungen der Herabstufung der US-Bonität und eine Reihe von vorsichtigen Einschätzungen zur Geschäftsentwicklung haben dem Dax den vierten Tag in Folge Verluste eingebrockt. Der deutsche Leitindex schloss 0,8 Prozent im Minus bei 15.893 Punkten und ließ damit seine kürzlich erreichten Rekordhochs weit hinter sich. Sein europäisches Pendant, der EuroStoxx50, verlor ebenfalls 0,8 Prozent auf 4300 Punkte. Auch die Wall Street blieb auf Korrekturkurs.

Die Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur Fitch drückte Analysten zufolge die Stimmung. „Der Dreh- und Angelpunkt sind die Renditen der zehnjährigen US-Staatsanleihen“, sagte Jochen Stanzl, Chefanalyst vom Broker CMC Markets. Diese haben nach elf Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed in Folge die wichtige Hürde von vier Prozent genommen. Durch die Rating-Entscheidung von Fitch stiegen sie jetzt wieder. Diese Entwicklung sorge für Unruhe an der Börse. „Anleger fürchten, dass Verluste bei Anlagen zu neuen Bankpleiten führen könnten, wie wir sie bereits bei der Silicon Valley Bank gesehen haben. Die Angst vor einer nächsten Bankenkrise wächst.“

Pfund weitet Verluste aus

Die zehnjährigen US-Bonds rentierten mit 4,195 Prozent nach 4,078 Prozent am Mittwoch. Die Rendite der Bundesanleihen mit der gleichen Laufzeit stieg auf 2,572 von zuvor 2,507 Prozent. Dies sei auch dem überraschend starken Stellenzuwachs in der US-Privatwirtschaft im Juli zuzuschreiben, sagte Ulrich Stephan, Chefstratege der Deutschen Bank.

Das Pfund weitete nach der Zinserhöhung der Bank of England (BoE) seine Verluste aus. Die britische Währung gab nach dem Entscheid zeitweise bis zu 0,7 Prozent nach und pendelte sich bei einem Minus von 0,06 Prozent bei 1,2702 Dollar ein. Die Notenbank in London hob den Leitzins um einen viertel Punkt auf 5,25 Prozent an. Rund die Hälfte der Marktteilnehmer hatte mit einem halben Punkt gerechnet. „Die Bank sieht die Geldpolitik jetzt erstmals als restriktiv an. Allzu weit dürfte der Zinsgipfel daher nicht mehr entfernt sein, auch wenn die BoE zusichert, bei Bedarf zu weiteren Zinserhöhungen bereit zu sein“, schrieben die Experten der Commerzbank.

Konzernbilanzen uneinheitlich

Im Fokus bei den Unternehmen blieben die Quartalsbilanzen und die Prognosen für die zweite Jahreshälfte. Größter Verlierer im Dax waren die Aktien des Chip-Konzerns Infineon, die mehr als neun Prozent im Minus schlossen. Marktteilnehmer waren enttäuscht vom schwachen Ausblick für das laufende Quartal und besorgt über die wachsenden Lagerbestände. In den USA hatte schon Konkurrent Qualcomm wegen einer enttäuschenden Nachfrage nach Smartphones und ähnlichen Geräten ein schwächeres Quartal als die Analysten prognostiziert. Die Aktie verlor ebenfalls mehr als neun Prozent.

An der Frankfurter Börse gaben Lufthansa nach Vorlage von Zahlen mehr als fünf Prozent nach, BMW mehr als zwei Prozent. Die Titel des Online-Modehändlers Zalando, des Kosmetikherstellers Beiersdorf und des Pharmakonzerns Merck legten dagegen zwischen 6,9 und 3,1 Prozent zu.

In Paris waren die Titel von Societe Generale gefragt, die um 3,2 Prozent vorrückten. Eine niedrige Risikovorsorge für Kreditausfälle und ein scharfes Kostenmanagement stützten die Ergebnisse von Frankreichs drittgrößter Bank. In Brüssel kletterten Anheuser-Busch InBev um 3,4 Prozent. Eine gestiegene Biernachfrage in einigen Kernmärkten und höhere Preise kurbelten den Gewinn des weltgrößten Brauereikonzerns an.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mobiles Geld: Afrika revolutioniert die Finanzwelt – und überholt den Westen
26.04.2025

Während Europa und die USA noch über die Zukunft digitaler Bezahlsysteme diskutieren, hat Afrika längst Fakten geschaffen. Der Kontinent...

DWN
Panorama
Panorama Können Tierversuche durch neue Technologien ersetzt werden?
26.04.2025

Mehr als eine Million Mäuse, Fische, Kaninchen oder auch Affen werden jedes Jahr in Versuchen eingesetzt. Ob es um Medikamente gegen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Datenstrategie 2025: Warum KI-Erfolg in Unternehmen ein neues Mindset braucht
26.04.2025

Viele KMU lassen bei Daten und KI ihr Innovationspotenzial ungenutzt. Wiebke Reuter, Fachanwältin für Informations- und Technologierecht...

DWN
Politik
Politik Heizungsgesetz soll weg – doch hohe Öl und Gaspreise werden die Bürger belasten
26.04.2025

Die frisch geformte Koalition unter der Führung von Friedrich Merz plant, das Heizungsgesetz abzuschaffen. Doch auch ein Anstieg der Öl-...

DWN
Politik
Politik Trumps Handelskrieg zwingt EU und China zu einer Annäherung – doch der Preis ist hoch
26.04.2025

Der eskalierende Handelskonflikt zwischen den USA und China zwingt die EU zu einem Strategiewechsel. Doch der geopolitische Preis ist hoch...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB in der Zwickmühle: Zinssenkung befeuert Immobilienmarkt – Gefahr einer neuen Kreditblase?
26.04.2025

Der Druck auf die Europäische Zentralbank wächst, während die Zinsen sinken und der EURIBOR neue Tiefstände markiert. Was bedeutet das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Funkmast auf Futterwiese: Das verdienen Landwirte mit Mobilfunkmasten
26.04.2025

Wer als Landwirt ungenutzte Flächen oder Scheunendächer für Mobilfunkanbieter öffnet, kann mit Funkmasten stabile Zusatzeinnahmen...

DWN
Panorama
Panorama Generation Z lehnt Führungspositionen ab – Unternehmen müssen umdenken
25.04.2025

Die Generation Z zeigt sich zunehmend unbeeindruckt von traditionellen Karrierewegen und Führungspositionen im mittleren Management. Eine...