Berkshire Hathaway erhöhte seine Bestände an Barmitteln und Anlagen in kurzfristige US-Staatsanleihen im zweiten Quartal um knapp 17 Milliarden Dollar auf 147 Milliarden Dollar. Dies liegt nur noch knapp unter dem Allzeithoch in Höhe von 149 Milliarden Dollar aus dem Jahr 2021. Mehr als 120 Milliarden Dollar dieser Summe sind in kurzfristige Staatsanleihen angelegt, was das anhaltende Vertrauen von Warren Buffett in die amerikanische Wirtschaft unterstreicht.
Das riesige Konglomerat, dem unter anderem die Eisenbahngesellschaft BNSF und der Versicherer Geico gehören, veröffentlichte seinen Bericht nur wenige Tage, nachdem die Rating-Agentur Fitch den USA das Triple-A-Rating entzogen hatte. Denn Regierung und Opposition streiten regelmäßig über einen Schuldendeal, was die weltgrößte Volkswirtschaft immer wieder an den Rand einer Staatspleite treibt.
Buffett erklärte gegenüber CNBC, dass die Entscheidung von Fitch nichts an der Anlagestrategie seines Unternehmens ändere und dass er sich keine Sorgen um den Dollar oder den Markt für US-Staatsanleihen mache. Berkshire habe an den vergangenen zwei Montagen US-Staatsanleihen im Wert von jeweils 10 Milliarden Dollar gekauft. "Und die einzige Frage für den nächsten Montag ist, ob wir 10 Milliarden Dollar in drei- oder sechsmonatigen Anleihen kaufen werden."
"Es gibt einige Dinge, über die man sich keine Gedanken machen sollte, dies ist eines davon", sagte der 92-jährige Buffett, der Berkshire seit mehr als einem halben Jahrhundert leitet. Das Unternehmen hält seit langem Bargeld in kurzfristigen Staatsanleihen, um dem Unternehmen die Flexibilität zu geben, katastrophale Versicherungsschäden auszuzahlen und Reserven für milliardenschwere Übernahmen bereitzuhalten.
Berkshire gab 1,4 Milliarden Dollar für Aktienrückkäufe aus, weit weniger als in erste Quartal, als es Aktien im Wert von 4,4 Milliarden Dollar zurückkaufte. Zudem verkaufte das Unternehmen weiter Aktien aus seinem Portfolio. Die Verkäufe von 12,6 Milliarden Dollar überwogen die Käufe von 4,6 Milliarden Dollar. Die einzelnen Aktienkäufe und -verkäufe wird Berkshire erst in zwei Wochen melden, obwohl aus den am Samstag eingereichten Unterlagen bereits hervorgeht, dass das Unternehmen rund 9 Millionen Chevron-Aktien verkauft hat.
Berkshire hat zwischen April und Juni einen Gewinn von 35,9 Milliarden Dollar erzielt, nach einem Verlust von 43,6 Milliarden Dollar im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Zahlen werden vor allem durch die Wertentwicklung seines riesigen Aktienportfolios im Wert von 353 Milliarden Dollar bestimmt, zu dem auch Beteiligungen an Apple, American Express und der Bank of America gehören.
Aber auch ohne die Gewinne aus dem Aktienportfolio wiesen die verschiedenen Geschäftsbereiche von Berkshire ein Betriebsergebnis von 10 Milliarden Dollar aus, gegenüber 9,4 Milliarden Dollar im Jahr zuvor. Die Ergebnisse wurden durch das Kernversicherungsgeschäft des Unternehmens begünstigt, in dem der Gewinn um 74 Prozent auf 1,2 Milliarden Dollar kletterte, sowie durch den hohen Bestand an Bargeld und Schatzanweisungen.
Das Unternehmen, das die Prämieneinnahmen aus Versicherungspolicen zur Finanzierung seiner Investitionen verwendet, hat von der historischen Zinserhöhung durch die Federal Reserve profitiert. Berkshire teilte mit, dass es im zweiten Quartal 1,4 Milliarden Dollar an Zinserträgen und im ersten Halbjahr knapp über 2,5 Milliarden Dollar erwirtschaftet hat.
"Unsere Kapitalerträge werden in diesem Jahr wesentlich höher ausfallen als im letzten Jahr, und das ist bereits einkalkuliert", sagte Buffett auf der Jahreshauptversammlung des Unternehmens im Mai. Er schätzte, dass das Portfolio an Schatzwechseln dem Unternehmen jährlich 5 Milliarden Dollar einbringen könnte, da die Zinssätze derzeit über 5 Prozent liegen.
Berkshires Versicherungsergebnisse stachen in einer Branche hervor, die mit höheren Kosten für die Reparatur oder den Ersatz von Autos und einer Reihe von katastrophalen Stürmen zu kämpfen hat. Geico meldete das zweite Quartal in Folge einen Gewinn, nachdem das Unternehmen mehr als ein Jahr lang Verluste verzeichnet hatte. Das Unternehmen kürzte die Werbeausgaben, erhöhte die Versicherungsprämien und erklärte, es habe die Zahl der Versicherten deutlich reduziert.
Anleger betrachten die Ergebnisse von Berkshire Hathaway seit langem als ein Spiegelbild der US-Wirtschaft insgesamt, da das Unternehmen eine breite Palette von Beteiligungen verzeichnet. Die Zahlen vom Samstag zeigen Anzeichen für eine Verlangsamung des US-Wachstums und die Auswirkungen der höheren Zinssätze auf Verbraucher und Unternehmen.
- Die Eisenbahngesellschaft BNSF verzeichnete einen Umsatzrückgang von 12 Prozent. Der Gewinn sank um fast ein Viertel auf 1,3 Milliarden Dollar. Das Unternehmen meldete eine geringere Nachfrage nach Frachttransporten.
- Berkshires Tankstellenbetreiber Pilot, an dem Berkshire in diesem Jahr eine Mehrheitsbeteiligung erwarb, verkaufte weniger Treibstoff als im Vorjahr - als viele Unternehmen noch mit Lieferkettenproblemen zu kämpfen hatten - und zu niedrigeren Preisen, was die Einnahmen um 32 Prozent drückte.
- Die Geschäftsbereiche Immobilienvermittlung und Baumaterialien meldeten einen Umsatzrückgang, der die allgemeine Entwicklung in der Wohnungswirtschaft widerspiegelt. Das Unternehmen machte "erhebliche Erhöhungen der Hypothekenzinsen" für den Nachfragerückgang verantwortlich.
- Einen Lichtblick gab es bei Precision Castparts, einem Hersteller von Luft- und Raumfahrtteilen. Sein Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um 29 Prozent auf 2,3 Milliarden Dollar, da der weltweite Flugverkehr wieder anzieht und die Nachfrage der Fluggesellschaften nach neuen Flugzeugen boomt. Berkshire war gezwungen, während der Pandemie eine Abschreibung von 9,8 Milliarden Dollar auf Precision Castparts vorzunehmen, das 2016 für rund 37 Milliarden Dollar erworben worden war.
Berkshire bezifferte auch die erwarteten Verluste durch die wiederholten Waldbrände in den USA. Der Stromversorger PacifiCorp ist wegen der Brände im Jahr 2020, die Tausende von Häusern zerstörten und mehr als eine halbe Million Hektar Land in Oregon verbrannten, mit einem Rechtsstreit konfrontiert. Berkshire warnte vor "wahrscheinlichen Verlusten" in Höhe von 1 Milliarde Dollar und wies darauf hin, dass darüber hinaus "erhebliche zusätzliche Verluste" entstehen könnten. Allein die Opfer des Brandes in Oregon fordern mehr als 7 Milliarden Dollar Schadenersatz.