Politik

Nigeria stellt Strom-Lieferungen nach Niger ein

Offenbar als Reaktion auf den Putsch hat Nigeria die Stromlieferungen an das abhängige Niger eingestellt. Langfristig könnte sich dies als Fehler erweisen.
14.08.2023 12:29
Aktualisiert: 14.08.2023 12:29
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Nigeria stellt Strom-Lieferungen nach Niger ein
Straßenszene im Niger. Nigeria hat den Export von Strom eingestellt. (Foto: dpa) Foto: Sam Mednick

Nigeria hat den Export von Elektrizität in das nördliche Nachbarland Niger eingestellt hat, welche rund 70 Prozent des dortigen Strombedarfs decken, berichtet Oilprice. Als Folge davon sei es vermehrt zu Stromausfällen gekommen.

Während Niger Schwierigkeiten hat, den wirtschaftlichen Betrieb angesichts der Strom-Blockade aufrechtzuerhalten, weisen einige Beobachter auf langfristig nachteilige Folgen des Exportstopps für Nigeria hin.

„Die strategische Entscheidung Nigerias, seine Stromversorgung an Niger einzustellen, scheint eine Form der Machtausübung zu sein, ähnlich der Unterbrechung der Gaslieferungen an Europa durch Russland. Aus meiner Sicht entspricht diese Entscheidung nicht dem aufgeklärten Eigeninteresse Nigerias“, zitiert Oilprice einen nigerianischen Anwalt.

Denn Nigerias Exporte nach Niger sollten den Nachbarn davon abhalten, einen Staudamm flussaufwärts des Flusses Niger zu bauen. Wenn ein Damm gebaut würde, würde dies den Abfluss des Flusses, der weiter südlich durch Nigeria fließt, verschlechtern und zu Nachteilen für Nigeria führen.

Mit anderen Worten: Nigeria hat ein wesentliches Interesse daran, dass Niger bei der Stromversorgung von ihm abhängig bleibt. Sobald dieser Vorteil wegfällt, wird Niger keine Motivation mehr haben, den Bau des Dammes zu vermeiden, heißt es in den Kommentaren.

Junta erlässt Anklage gegen Bazoum

Nigers neue Machthaber wollen den gestürzten Präsidenten Mohamed Bazoum wegen Hochverrats anklagen. Das teilte ein Sprecher der seit einem Putsch vor fast drei Wochen regierenden Junta in der Nacht zum Montag im nationalen Rundfunk mit. Gemeinsam mit Bazoum müssten sich auch weitere seiner „Komplizen“ vor Gericht verantworten. Hochverrat kann im Niger mit dem Tod bestraft werden. Laut Amnesty International kommt es seit Jahrzehnten jedoch nicht mehr zu Hinrichtungen.

Am Sonntag hatte sich die Junta im Niger noch offen für Verhandlungen mit der westafrikanischen Staatengruppe Ecowas gezeigt. Ecowas hatte von den neuen Machthabern wenige Tage nach dem Putsch die Freilassung des festgesetzten Präsidenten gefordert. Vor fast drei Wochen hatten Militärs den Präsidenten für entmachtet erklärt, anschließend die Verfassung ausgesetzt und eine eigene Übergangsregierung ernannt. Präsident Bazoum wird seither von den Putschisten festgehalten.

Der Niger, ein Land mit rund 26 Millionen Einwohnern und einer der ärmsten Bevölkerungen der Welt, war bis zu dem Putsch einer der letzten Partner der USA und europäischer Staaten in der Sahelzone am südlichen Rand der Sahara. Der Putsch hat die Region in eine politische Krise gestürzt. In den Jahren zuvor hatten sich bereits die Nachbarländer Mali und Burkina Faso von westlichem Einfluss gelöst und westliche Soldaten des Landes verwiesen.

Bei einem Sondergipfel am Donnerstag hatte die Ecowas beschlossen, eine militärische Bereitschaftstruppe zu aktivieren, um die verfassungsmäßige Ordnung nach dem Staatsstreich im Niger wiederherzustellen. Beobachtern zufolge ist es aber sehr unwahrscheinlich, dass es zu einer Invasion kommen wird.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Debatte neu entfacht: Braucht die Erbschaftsteuer eine Reform?
13.09.2025

Im Bundeshaushalt fehlt das Geld, und immer wieder rücken dabei auch das Vermögen der Deutschen und eine gerechtere Besteuerung in den...

DWN
Technologie
Technologie IoT-Baumaschinen: Wie Digitalisierung die Baustelle verändert
13.09.2025

IoT-Baumaschinen verändern Baustellen grundlegend: mehr Effizienz, Sicherheit und Nachhaltigkeit. Wer nicht digitalisiert, riskiert...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Darf der Chef in mein Postfach? Urteil zeigt Grenzen für Arbeitgeber
13.09.2025

Arbeitsrecht im digitalen Zeitalter: Darf ein Arbeitgeber nach Ende des Arbeitsverhältnisses noch in das E-Mail-Postfach seiner...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kritik am Verbrenner-Verbot der EU: So nicht umsetzbar
13.09.2025

Das Verbrenner-Verbot der EU steht vor dem Scheitern: Käufer verweigern sich Elektroautos, Hersteller warnen vor unrealistischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende: WWF-Ranking sieht Brandenburg ganz vorn
13.09.2025

Die Energiewende schreitet ungleichmäßig voran – während Brandenburg laut Umweltverband WWF glänzt, hinken andere Länder hinterher....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lightcast-Bericht: KI-Kenntnisse treiben Gehälter massiv nach oben
13.09.2025

Wer KI beherrscht, kassiert kräftig ab: Laut einer globalen Studie steigern KI-Fähigkeiten das Gehalt um bis zu 43 Prozent – in manchen...

DWN
Panorama
Panorama Frost, Dürre, steigende Kosten: Weihnachtsbäume werden teurer
13.09.2025

Weihnachtsbäume stehen schon jetzt im Fokus: Frost, Trockenheit und steigende Kosten setzen Tannenbaumproduzenten unter Druck. Zwar gibt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tariftreuegesetz: Schutz vor Lohndumping – oder Gefahr für den Mittelstand?
13.09.2025

Das Bundestariftreuegesetz (BTTG) soll faire Bedingungen bei der öffentlichen Auftragsvergabe schaffen. Kritiker warnen jedoch, dass vor...