Finanzen

China reduziert Bestand an US-Staatsanleihen

China kürzt sein Portfolio amerikanischer Anleihen zusammen. Besonders eine Anlageform dient als Investitionsalternative zu den US-Papieren.
18.08.2023 10:04
Aktualisiert: 18.08.2023 10:04
Lesezeit: 3 min
China reduziert Bestand an US-Staatsanleihen
China reduziert seinen Bestand an US-Anleihen. (Bild: istockphoto.com/Dilok Klaisataporn) Foto: Dilok Klaisataporn

Chinas Finanzbehörden bauen den unter ihrer Verwaltung stehenden Bestand an US-amerikanischen Staatsanleihen schrittweise ab. Obwohl auch finanzielle Gründe für die Maßnahme sprechen, etwa die im Zuge der Leitzinsanhebungen in den USA gesunkenen Kurse der Anleihen, dürfte die Reduktion des Portfolios vornehmlich aus geopolitischen Gründen erfolgen.

Wie die South China Morning Post berichtet, wurde der Bestand im Juni erneut reduziert – und zwar um mehr als elf Milliarden US-Dollar. Damit verwaltet China nun amerikanische Anleihen im Volumen von rund 835 Milliarden Dollar, was den niedrigsten Wert seit Mai 2009 repräsentiert.

Zwischen Juni 2022 und Juni 2023 schrumpfte der Anleihebestand um 103 Milliarden Dollar beziehungsweise elf Prozent.

China hatte zum Jahrtausendwechsel und insbesondere nach dem Ende der letzten Weltfinanzkrise im Jahr 2009 damit begonnen, im großen Stil amerikanische Staatsanleihen zu erwerben. Das Anlagevolumen stieg innerhalb weniger Jahre rapide an und erreichte zweimal – im Juli 2011 und im November 2013 – den bisherigen Spitzenwert von über 1,3 Billionen US-Dollar.

Seit dem Höhepunkt Ende 2013 sind die Bestände allerdings kontinuierlich geschrumpft, vom Allzeithoch aus berechnet wurde das Portfolio um rund 500 Milliarden Dollar reduziert.

Geopolitischer Imperativ

Die wichtigste Triebkraft für die Reduktion des Anleihebestandes sind geopolitische Sicherheitsüberlegungen sowie die Strategie einer schrittweisen Abkehr vom US-Dollar in den Handels- und Finanzgeschäften des Staates.

In Peking sorgt man sich, dass die US-Regierung ihre Auslandsschulden eines Tages als Waffe einsetzen könnten, falls sich die bereits erheblich beschädigten Beziehungen zwischen beiden Ländern weiter verschlechtern. China war 2018 zum Ziel eines Wirtschaftskrieges der Trump-Administration geworden, welchen die Biden-Regierung seitdem intensiviert hat. Zudem rüsten die USA gezielt Nachbarstaaten Chinas auf und versuchen, dessen Machtentfaltung einzudämmen.

Das US-Finanzministerium, welches die Staatsschulden herausgegeben hat, könnte in einem Worst Case-Szenario den Schuldendienst einstellen und China dadurch von wichtigen Zinseinnahmen abschneiden, warnen einige Ökonomen.

Der noch immer beträchtliche Anteil der US-Staatsanleihen an den gesamten chinesischen Währungsreserven in Höhe von derzeit rund 3,2 Billionen Dollar wäre dann praktisch über Nacht wertlos.

Das solche Szenarien nicht komplett unrealistisch sind, hatte die Beschlagnahme von russischen Vermögenswerten im Umfang von rund 300 Milliarden Dollar durch die amerikanische Zentralbank nach dem Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine gezeigt.

„Die Sicherheit der chinesischen Wertanlagen ist zunehmend zu einem geopolitischen Problem geworden“, zitiert die South China Morning Post einen Analysten und früheren Berater der Chinesischen Volksbank.

Chinas Regierung versucht ohnehin seit einigen Jahren, die Abhängigkeit von der amerikanischen Währung zurückzufahren. Washington hatte die Position des Dollars als Weltleitwährung mehrfach dazu genutzt, um Strafmaßnahmen gegen andere Länder und deren Unternehmen und Banken zu verhängen.

Die Abkehr vom Dollar schlägt sich in Zahlen nieder: So entfielen im Jahr 2005 noch 79 Prozent aller chinesischen Devisenreserven auf den Dollar, im Jahr 2017 waren es nur noch 58 Prozent.

Inzwischen versuchen nicht nur mehr Russland und China, sondern zahlreiche Entwicklungsländer, ihr Engagement im Dollar und damit ihre Anfälligkeit für US-Sanktionen zu reduzieren.

Gold als Alternative

Als Folge der Bemühungen um eine diversifiziertere Anlage des Staatsschatzes hat China seinen Gold-Bestand in den vergangenen Jahren signifikant erhöht. Offiziellen Angaben zufolge wurden im vergangenen Jahr mehr als sechs Millionen Feinunzen hinzugekauft, das Land soll insgesamt mehr als 68 Millionen Unzen als Reserven angelegt haben.

Schätzungen des World Gold Council zufolge beläuft sich der chinesische Goldschatz derzeit auf etwa 2.200 Tonnen. Beobachter weisen allerdings darauf hin, dass dieser noch größer ausfallen könnte, weil neben dem Staatlichen Chinesischen Devisenamt auch noch andere staatseigene Organisationen und Unternehmen Goldreserven besitzen.

Schätzungen zufolge beläuft sich der Anteil von Gold am Wert aller chinesischen Devisenreserven auf etwa vier Prozent, hat also verglichen mit anderen Staaten noch Wachstumspotenzial. Beispielsweise repräsentiert Gold rund zwei Drittel der offiziellen amerikanischen Währungsreserven und rund acht Prozent der indischen.

Da China über eine bedeutende heimische Goldförderung verfügt, kann das Land nicht nur die traditionell starke Goldnachfrage seiner Bürger teilweise befriedigen, sondern auch die staatlichen Goldreserven ohne Zwischenschaltung ausländischer Händler auffüllen. Im Jahr 2021 förderten chinesische Minen 444 metrische Tonnen Gold.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Technologie
Technologie BradyPrinter i7500: Revolution im Hochpräzisionsdruck

Sie haben genug vom altmodischen Druck großer Etikettenmengen? Keine Kalibrierung, keine Formatierung, kein umständliches Hantieren mit...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Ukraine erhält massive Militärhilfe aus Schweden und den Niederlanden – Russland weitet Einberufungen aus
02.04.2025

Die Ukraine erhält verstärkte militärische und finanzielle Unterstützung von Schweden und den Niederlanden, während Russland...

DWN
Politik
Politik Migration: Nancy Faeser sieht eigene Migrationspolitik als Erfolg
01.04.2025

Während SPD und Union über eine mögliche Koalition verhandeln: Die geschäftsführende Innenministerin Faeser präsentierte heute...

DWN
Politik
Politik Handelskonflikt eskaliert: EU prüft bislang ungenutztes Instrument
01.04.2025

Die Handelsbeziehungen zwischen der EU und den USA stehen kurz vor einer Eskalation. US-Präsident Trump plant neue Zölle auf eine...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Trumps Zölle - Warum Hyundai jetzt auf Milliarden-Investitionen in den USA setzt
01.04.2025

Geht sein Plan auf? Trumps Zollerhöhungen erzwingen bereits drastische Reaktionen. Hyundai investiert 21 Milliarden US-Dollar in die USA,...

DWN
Politik
Politik AfD holt in Umfrage auf: Union büßt nach Bundestagswahl stark ein
01.04.2025

Nach der Bundestagswahl verliert die Union in den Umfragen, während die AfD kräftig zulegt. Auch SPD und Grüne verzeichnen Rückgänge,...

DWN
Politik
Politik Bamf-Chef Sommer will radikale Asyl-Wende - Rücktritt gefordert
01.04.2025

Bamf-Chef Hans-Eckhard Sommer fordert eine radikale Wende in der deutschen Asylpolitik. Statt individueller Anträge plädiert er für eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Europa-ETF-Vergleich: Wie Sie mit Europa-fokussierten ETFs Geld verdienen - und welche Europa-ETF sinnvoll sind
01.04.2025

Da die Trump-Administration die Unterstützung für die Ukraine zurückfährt, protektionistische Zölle erlässt und sich von der...

DWN
Politik
Politik Reform Arbeitszeitgesetz: 8-Stunden-Tag nicht mehr zeitgemäß?
01.04.2025

Union und SPD schlagen vor, aus der täglichen eine wöchentliche Höchstarbeitszeit zu machen. Von der Wirtschaft gibt es Zuspruch, die...