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Neuer Negativ-Rekord: Unternehmen klagen über Mangel an Azubis

Lesezeit: 2 min
23.08.2023 11:29  Aktualisiert: 23.08.2023 11:29
Fast jedes zweite Unternehmen klagt über einen Mangel an Azubis - so viele wie nie zuvor. Viele Firmen bekommen nicht eine einzige Bewerbung.
Neuer Negativ-Rekord: Unternehmen klagen über Mangel an Azubis
Unternehmen haben es schwer wie nie, Azubis zu finden. (Foto: dpa)

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Fast jedes zweite Unternehmen kann einer Umfrage zufolge nicht mehr alle Ausbildungsplätze besetzen. Mit 47 Prozent waren dies so viele wie noch nie und doppelt so viele wie vor zehn Jahren, wie die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) am Mittwoch mitteilte. 37 Prozent der Firmen mit offenen Ausbildungsstellen hätten sogar keine einzige Bewerbung erhalten. Hauptgrund für den Azubi-Mangel ist der demografische Wandel. Die DIHK ist trotzdem bedingt optimistisch: Bis Ende Juli wurden bei den Industrie- und Handelskammern knapp 207.000 Ausbildungsverträge unterschrieben - 3,7 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. "Das ist ein Silberstreif am Horizont, aber noch lange keine Entspannung", sagte DIHK-Vertreter Achim Dercks in Berlin. Eine Prognose für das Gesamtjahr 2023 wollte er noch nicht wagen.

Die Daten basieren auf einer Online-Umfrage im Mai, an der sich mehr als 14.000 Betriebe beteiligt haben. Besonders angespannt ist die Situation in der Gastronomie. Hier konnten 62 Prozent der Betriebe nicht alle Ausbildungsplätze besetzen. Auch die Lage in der Industrie und im Handel seien schwierig. "Heute gibt es rund 100.000 weniger Schulabgängerinnen und Schulabgänger als noch vor zehn Jahren", so Dercks. "Das führt unter anderem dazu, dass bald bis zu 400.000 Beschäftigte mehr den Arbeitsmarkt verlassen als neue hinzukommen." Außerdem wüssten junge Menschen oft nicht sofort, was sie nach der Schule machen sollten.

Acht von zehn Betrieben wollen hier ansetzen und mehr Angebote machen - mit Praktikumsplätzen, Veranstaltungen sowie gezielter Werbung mit Berühmtheiten als Ausbildungsbotschafter, so die DIHK. Außerdem versuchen Unternehmen verstärkt auf die Bedürfnisse des Nachwuchses einzugehen. Arbeiten in flachen Hierarchien ist dabei besonders wichtig, ebenso wie moderne Technik und Zuschüsse zur Mobilität und zum Wohnen. Auch Nachhilfeangebote planen mehr Unternehmen als früher.

Zuwanderung kann Dercks zufolge die Lücken zumindest teilweise schließen. Allerdings liege der Teufel im Detail. "Es kommt jetzt vor allem auf die Umsetzung an." Es seien viele Behörden involviert, die Verfahren seien kompliziert und dauerten zu lange. "Wir haben wenig Digitalisierung. Hier muss jetzt noch sehr viel passieren." Außerdem fehle am Ende oft der Wohnraum, gerade für junge Leute, die noch nicht viel verdienten. Spezielle Einwanderung zur Ausbildung sei bislang noch ein vernachlässigtes Thema gewesen, dem sich die Wirtschaft zusammen mit der Regierung nun stärker widmen müsse. Es gebe hier schon einige Modellprojekte. (Reuters)

 


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