Politik

BRICS-Gruppe beschließt Erweiterung um 6 Staaten

Die Brics-Gruppe wird zum 1. Januar 2024 sechs neue Mitglieder aufnehmen. Vor allem China hatte darauf gedrängt, um dem Block mehr globales Gewicht zu verleihen.
24.08.2023 10:07
Aktualisiert: 24.08.2023 10:07
Lesezeit: 3 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Brics-Gruppe hat sich auf die Aufnahme neuer Mitglieder geeinigt. Man habe entschieden, sechs Länder zum 1. Januar 2024 aufzunehmen, teilte Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa als Gastgeber des Brics-Gipfels am Donnerstag in Johannesburg mit. Eingeladen würden Argentinien, Ägypten, Äthiopien, Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Die Regierungen der VAE, Äthiopiens, Argentinien und Saudi-Arabiens begrüßten umgehend die Einladung.

Der Brics-Gruppe der wichtigsten Schwellenländer gehören bisher Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika an - was auch den Namen erklärt. Eine Erweiterung, auf die etwa China drängte, soll dem Block mehr globales Gewicht verleihen. Vor allem China und Russland pochen auf ein Gegengewicht zum Westen, Brasilien lehnt dagegen eine Frontstellung etwa zu dem G7-Bündnis der wichtigsten westlichen Industrieländer ab.

Xi betont wachsenden internationalen Einfluss

Die Erweiterung werde der Kooperation der Gruppe neue Impulse verleihen und sei historisch, sagte der chinesische Präsident Xi Jinping in Johannesburg. Die Brics-Staaten hätten einen wichtigen globalen Einfluss und eine große Verantwortung. Er kündigte einen umgerechnet zehn Milliarden US-Dollar schweren Sonderfonds für die globale Entwicklung an. China wolle zudem die Zusammenarbeit mit dem Iran im Rahmen des Brics-Blocks und auf anderen multilateralen Plattformen verstärken, berichtete der chinesische staatliche Sender China Central Television (CCTV) über ein Gespräch von Xi mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi am Rande des Gipfels.

Russlands Präsident Wladimir Putin gratulierte den sechs neuen Mitgliedern der Brics-Gruppe wichtiger Schwellenländer. Russland hatte die Erweiterung ausdrücklich unterstützt. Zugleich nutzten Putin und sein in Johannesburg anwesender Außenminister Sergej Lawrow den Gipfel, um zu zeigen, dass Russland trotz des Drucks und der Sanktionen des Westens auf internationaler Bühne weiter Entscheidungen trifft.

Lawrows Sprecherin Maria Sacharowa kommentierte bei Telegram, dass die USA mit ihren Isolationsversuchen gescheitert seien. Die Ergebnisse des Gipfels seien "glänzend". Für die USA hingegen sei das nun so wie die im Schützengraben brennenden westlichen Panzer in der Ukraine, meinte sie. Russland hatte immer wieder erklärt, dass die Gegenoffensive der Ukraine trotz westlicher Militärhilfe scheitere. Dagegen erwartet die Ukraine, die am Donnerstag ihren Unabhängigkeitstag feierte, einen Sieg gegen Russland.

Putin dankte Ramaphosa für dessen Einsatz für eine Erweiterung. Er kündigte in einer Videobotschaft zudem ein stärkeres russisches Engagement in Afrika an. Putin erwähnte 30 Energieprojekte. Russische Exporte an Öl und Gas würden helfen, die Energiepreise in Afrika stabil zu halten. Die Brics-Staaten könnten den afrikanischen Staaten auch helfen, im Bereich der Ernährungssicherheit unabhängiger zu werden, sagte der Präsident der Komoren, Azali Assoumani. Er hat derzeit den Vorsitz der Afrikanischen Union (AU) inne.

22 Staaten haben offiziell Aufnahme beantragt

Der Brics-Block repräsentiert etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung und ein Viertel des globalen Bruttoinlandsprodukts. Innerhalb der Gruppe gibt es auch politischen Spannungen. So streiten die Milliardenvölker Indien und China über ungelöste Grenzfragen. Nach Angaben südafrikanischer Beamter haben mehr als 40 Länder ihr Interesse an einem Brics-Beitritt bekundet, 22 haben offiziell um Aufnahme gebeten. Das Interesse anderer Länder an einer Mitgliedschaft zeige, wie wichtig deren Streben nach einer neuen Weltwirtschaftsordnung sei, sagte der brasilianische Präsident Luiz Inacio Lula da Silva.

Während ihres Gipfeltreffens in Südafrika verabschiedete die Brics-Gruppe auch eine Resolution, um die Schaffung einer neuen Zahlungswährung zu prüfen. Der russische Außenminister Sergej Lawrow, der Putin in Johannesburg vertrat, sprach sogar davon, dass man ein alternatives Zahlungsystem einführen wolle. Lula hatte sich dafür eingesetzt, Geschäfte zwischen den Brics-Ländern nicht mehr in Dollar abzuwickeln.

Außenministerin Annalena Baerbock gab sich betont gelassen angesichts der Erweiterung. Auch die Bundesregierung würde sich mit den Brics-Staaten treffen, Deutschland sei zudem selbst in den Formaten wie G7, G20 oder der OSZE aktiv. "Ich sehe es fast als Selbstverständlichkeit, dass andere Gruppen das auch machen", sagte sie in Berlin.

Zu Beginn des Gipfels hatte Baerbock gesagt, dass sie in einer Erweiterung auch keine Spaltung oder Schwächung der G20-Gruppe der wichtigsten Industrieländer sehe. Es sei richtig, wenn mittelgroße Staaten mehr Mitsprache forderten und die internationale Ordnung nicht nur den "Größten und Stärksten" überlassen wollten. Länder wie Südafrika, Brasilien, Indonesien oder Indien müssten sich aber am Ende fragen, welche Partnerschaft am besten zu den eigenen Werten und Interessen passe, sagte sie in Anspielung auf Russland und China.

Argentinien feiert Beitritt zur Brics-Gruppe: 'Neue Chancen'

Die argentinische Regierung hat die Aufnahme des südamerikanischen Landes in die Brics-Gruppe der aufstrebenden Schwellenländer begrüßt. "Damit eröffnen sich neue Chancen für Argentinien", sagte Präsident Alberto Fernández in einer am Donnerstag veröffentlichten Videobotschaft. "Wir werden Protagonisten im Streben nach einem gemeinsamen Ziel innerhalb eines Blocks, der 40 Prozent der Weltbevölkerung repräsentiert."

Angesichts der geopolitischen und wirtschaftlichen Herausforderungen sei es für Argentinien sinnvoll, sich der Gruppe anzuschließen. "Die Brics spielen eine Schlüsselrolle bei der Forderung nach einer globalen Finanzarchitektur, die dem Bedürfnis nach Wachstum, Handel, Investitionen und sozialem Wohlstand Rechnung trägt", sagte Fernández.

Für Argentinien sind die Brics-Mitglieder China und Brasilien bereits heute die wichtigsten Handelspartner. Die beim Internationalen Währungsfonds (IWF) hoch verschuldete Regierung in Buenos Aires sucht zudem nach neuen Kreditgebern wie der Neuen Entwicklungsbank der Brics-Gruppe. (Reuters/dpa)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Höhere Beitragsbemessungsgrenzen: Sozialbeiträge werden für Beschäftigte 2026 spürbar steigen
08.09.2025

Die schwarzrote Koalition will die Beitragsbemessungsgrenzen für Rente, Pflege und Krankenversicherung anheben – mit der Begründung,...

DWN
Politik
Politik Government Pension Fund Global: Norwegens Ölfonds trotzt den USA
08.09.2025

Der Government Pension Fund Global (GPFG) sorgt für Streit: Nach dem Ausschluss von Caterpillar und israelischen Firmen drohen die USA mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Autozulieferer unter Druck: Stellenabbau bei Bosch, Conti, ZF – Autobranche kämpft ums Überleben
08.09.2025

Die deutsche Autobranche steckt in einer existenziellen Krise. Auftragseinbrüche, Milliardeninvestitionen in E-Mobilität und massiver...

DWN
Finanzen
Finanzen Wölfe der Wall Street: US-Börsen zwischen Rekorden und Unsicherheiten – steigt der Goldpreis auf 5.000 Dollar?
08.09.2025

Die US-Börsen schwanken zwischen Euphorie und Risiko: Rekorde bei S&P 500 und Nasdaq treffen auf Sorgen um Fed-Unabhängigkeit und...

DWN
Politik
Politik EU-Asylagentur: Deutschland bei Asylanträgen nicht mehr führend
08.09.2025

Seit mehr als zehn Jahren lag Deutschland bei Asylanträgen in Europa unangefochten an der Spitze. Nun übernehmen Frankreich und Spanien...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Warum Führungskräfte manchmal unlogische Entscheidungen treffen – und was zu tun ist
08.09.2025

Führungskräfte treffen oft irrationale Entscheidungen – aus Zeitdruck, Denkfehlern oder Selbstüberschätzung. Doch wer mutig ist und...

DWN
Politik
Politik Zwei Jahre nach dem Start: Wird die Regierung das Heizungsgesetz abschaffen?
08.09.2025

Zwei Jahre nach Inkrafttreten des Heizungsgesetzes plant die schwarz-rote Koalition Änderungen. Zwischen Klimazielen, Förderkürzungen...

DWN
Politik
Politik USA kürzen Sicherheitshilfe für Europa – Baltikum besonders betroffen
08.09.2025

Die USA kürzen ihre Sicherheitshilfe für Osteuropa drastisch. Besonders das Baltikum gerät ins Wanken – die Hauptempfänger dieser...