Politik

China forciert Einsatz des E-Yuan im gesamten Einzelhandel

Der digitale Yuan funktioniert offenbar bestens, wird aber im Einzelhandel weiterhin kaum genutzt. Daher erhöhen die Behörden in China nun den Druck. Ein Vorbild für Europa?
Autor
07.09.2023 09:42
Aktualisiert: 07.09.2023 09:42
Lesezeit: 3 min

Der größte chinesische Online-Händler JD.com ermöglicht schon seit 2020 Zahlungen mit dem E-Yuan (E-CNY). Die Millionenstadt Changshu bezahlt damit in diesem Jahr bereits alle ihre Angestellten. Und die Zahl der Gelegenheiten, wo die Verbraucher Chinas digitale Zentralbankwährung (central bank digital currency, CBDC) nutzen können, nimmt ständig zu. Doch abgesehen von staatlichen Stellen und digitalen Gutscheinen kommt sie weiterhin kaum zum Einsatz.

Ein Grund dafür, dass die chinesischen Verbraucher kaum Interesse am digitalen Yuan zeigen, besteht darin, dass die bestehenden digitalen Bezahl-Apps Alipay, WeChat Pay und UnionPay QuickPass gut funktionieren und jede Konkurrenz es schwer hat. Ein weiterer Grund besteht darin, dass nicht immer sofort offensichtlich ist, wo man mit dem digitalen Yuan bezahlen kann - und hier setzen die chinesischen Behörden nun an, wie Ledger Insights berichtet.

E-Yuan soll in gemeinsamen QR-Code eingebunden werden

Die chinesischen Einzelhändler sollen damit beginnen, einen QR-Code zu verwenden, der sowohl für Alipay, WeChat Pay und UnionPay QuickPass funktioniert, als auch für den digitalen Yuan. Auf diese Weise würde die Verbreitung des E-Yuan deutlich erweitert. Zudem wäre für den Verbraucher klar, dass er überall dort, wo er mit den bestehenden Bezahl-Apps bezahlen kann, ebenso leicht auch mit dem digitalen Yuan bezahlen kann.

Angesichts der Dominanz von Alipay und WeChat Pay im mobilen Zahlungsverkehr hatte QuickPass von UnionPay anfangs das gleiche Problem wie jetzt der digitale Yuan. Daher wurden Alipay und WeChat Pay im Jahr 2018 verpflichtet, Barcode-Zahlungen über UnionPay zu ermöglichen, Chinas staatlichen Bankkarten-Clearingdienst. Seit Jahr 2021 nutzen die drei Organisationen einen gemeinsamen QR-Code.

Warum den digitalen Yuan verwenden?

Die Nutzer sind mit WeChat Pay oder Alipay sehr zufrieden und haben eigentlich gar keinen Anreiz, den digitalen Yuan zu verwenden. Auch für die Einzelhändler besteht nur ein geringer Anreiz. Denn zwar würden beim digitalen Yuan keine Händlergebühren mehr anfallen. Doch diese Gebühren liegen bei Alipay und WeChat Pay recht niedrig und beginnen schon bei 0,55 Prozent.

In einer Rede am Sonntag bekräftigte Mu Changchun, der Leiter des Forschungsinstituts für digitale Währungen der chinesischen Zentralbank, die geplanten Änderungen am QR-Code beim Bezahlen. "Was verbessert werden muss, sind die Zahlungsmittel, die im Einzelhandel verwendet werden," zitiert ihn Ledger Insights. Der digitale Renminbi müsse "als Zahlungsmittel im gesamten Einzelhandel verwendet werden".

Digitaler Yuan für Wholesale-Anwendungen

Mu sprach auch über das Potenzial des E-Yuan für Zahlungen zwischen Banken und die Wertpapierabwicklung (Wholesale). Dabei wies er darauf hin, dass sich dieser Anwendungsbereich nicht auf den Umfang der Zahlungen bezieht, sondern auf die institutionellen Teilnehmer. "Großbetragszahlungen sind nicht unbedingt Wholesale. Kleinstbetragszahlungen sind nicht unbedingt Einzelhandel", sagte er.

Laut Mu besteht derzeit keine Notwendigkeit, die derzeitigen Interbankenzahlungs- und -abwicklungssysteme vollständig auf den digitalen Yuan umzustellen. Es würde genügen, eine entsprechende Zahlungsoption in die bestehenden Systeme zu integrieren, sodass die Systeme interoperabel werden. Während seiner Rede nannte er jedoch keine technischen Details zu der Integration.

Zudem sollen der digitale Yuan und intelligente Verträge für Wertpapiertransaktionen verwendet werden, die eine Abwicklung auf der Basis von Lieferung gegen Zahlung oder Zahlung gegen Zahlung ermöglichen. So unterstützt etwa die Clearingstelle in Shanghai seit Juni die Verwendung des digitalen Yuan für Warentransaktionen. Sie ist Chinas größte zentrale Gegenpartei, die für das Clearing und die Bezahlung von Finanztransaktionen zuständig ist.

China hat große Pläne mit digitalem Yuan

Stand Ende Juni wurden Transaktionen mit dem digitalen Yuan im Umfang von insgesamt 1,8 Billionen Yuan (249,33 Mrd. $) durchgeführt, sagte der Gouverneur der chinesischen Zentralbank Yi Gang im Juli bei einer Veranstaltung der Zentralbank von Singapur (MAS). Dies ist ein deutlicher Anstieg gegenüber gut 0,1 Billionen Yuan im August letzten Jahres, wie Reuters berichtete.

Yi zufolge waren Stand Ende Juni 16,5 Milliarden E-Yuan im Umlauf. Dies entspricht 0,16 Prozent des chinesischen Zentralbankgeldes, weil das herkömmliche Bargeld auch in China noch immer viel weiter verbreitet ist als das "digitale Bargeld". Die Gesamtzahl der Transaktionen mit dem E-Yuan erreichte 950 Millionen, und es existierten 120 Millionen Wallets.

"Sie können sehen, dass der Bestand an E-Yuan im Moment nur zwei Zehntel von 1 Prozent der M0-Geldmenge (Zentralbankgeld) ausmacht, der Bestand ist also sehr gering, aber mit diesem geringen Bestand unterstützen wir eine große Anzahl von Transaktionen, was bedeutet, dass die Geschwindigkeit hoch ist und dass der E-Yua effizienter ist", sagte Yi.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Payback-Punkte sammeln mit der Girocard: Sparkassen schließen sich an
30.06.2025

Payback kooperiert jetzt mit den Sparkassen – ein wichtiger Schritt für das größte Bonusprogramm Deutschlands. Doch wie funktioniert...

DWN
Politik
Politik Wadephul in Kiew: Waffenhilfe für die Ukraine geht weiter
30.06.2025

Die Ukraine steht unter schwerem Beschuss – und Deutschland will helfen. Außenminister Wadephul reist nach Kiew und bekräftigt die...

DWN
Politik
Politik Kann Trump den Fed-Chef feuern? Das gefährliche Machtspiel beginnt
30.06.2025

Donald Trump legt sich erneut mit US-Notenbankchef Jerome Powell an. Doch darf der Präsident den Chef der mächtigsten Zentralbank der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliardäre wetten gegen Amerika – Kommt die große Europa-Rally?
30.06.2025

US-Aktien galten lange als die Könige der Rendite. Doch jetzt wittern Großanleger bessere Chancen in Europa. Ein gefährlicher Trend für...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Darum müssen Unternehmen jetzt mit ESG starten: „In Zukunft wird es die Lizenz zum Wirtschaften sein“
30.06.2025

Nachhaltigkeit wird zum Muss: Bald dürfen nur noch Firmen mit starker ESG-Strategie am Markt bestehen. Eine Expertin erklärt, was jetzt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Babyboomer verlassen die Bühne: Jetzt kommt das große Chaos am Arbeitsmarkt
29.06.2025

Die Babyboomer verabschieden sich in Scharen – und mit ihnen verschwinden Loyalität, Erfahrung und Arbeitsdisziplin. Zurück bleibt ein...

DWN
Panorama
Panorama Ersatzpflege: Was sich für pflegende Angehörige ab dem 1. Juli ändert
29.06.2025

Pflegende Angehörige stemmen den Großteil der häuslichen Pflege in Deutschland – oft bis zur Erschöpfung. Doch was passiert, wenn sie...

DWN
Immobilien
Immobilien Heizkosten: Vergleich der Kosten für verschiedene Heizungslösungen - Tipps
29.06.2025

Heizöl, Pellets, Gasheizung oder Wärmepumpe: Wer 2025 neu heizt, muss weiterhin hohe Kosten einpreisen. Doch welche Heizungslösung ist...