Politik

Chinas größter Online-Händler akzeptiert jetzt den digitalen Yuan

Lesezeit: 3 min
15.12.2020 13:00
Der größte chinesische Online-Händler JD.com ermöglicht in Partnerschaft mit der Notenbank des Landes Zahlungen mit dem digitalen Yuan. China ist ein Vorbild für alle Zentralbanken der Welt, wie sie die Kontrolle über den gesamten Zahlungsverkehr übernehmen können.
Chinas größter Online-Händler akzeptiert jetzt den digitalen Yuan
Ein Besucher der Zentrale des Internethändlers «JD.com» in Peking (China) steht am 11.11.2017 neben einer digitalen Karte die Lieferungen in China darstellt. (Foto: dpa)
Foto: Ng Han Guan

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Im November haben wir berichtet, dass das neue Huawei-Handy Chinas digitalen Yuan unterstützen wird, während die Notenbank des Landes weitere Tests mit der geplanten digitalen Zentralbankwährung in neun Städten durchführte. Nun meldet Chinas größte Online-Handelsplattform JD.com auf der Webseite des Unternehmens, dass sie als erste chinesische Handelsplattform den digitalen Yuan für Zahlungen akzeptieren wird.

Zuvor hatte die Verwaltung von Suzhou, der zweitgrößten Stadt der Provinz Jiangsu, rund 100 Kilometer von Shanghai entfernt, am 5. Dezember angekündigt, dass sie insgesamt 20 Millionen RMB (rund 2,5 Millionen Euro) in digitalen Yuan an die Einwohner der Stadt verteilen wird. Die Einwohner können bei einer Online-Lotterie digitale Gutscheine (sogenannte "rote Umschläge") gewinnen, die sie online und offline nutzen können.

Ausgewählte Produkte, die von JD.com angeboten werden, unterstützen die Zahlung mit dem digitalen Yuan. Zudem akzeptieren fast 10.000 Offline-Geschäfte die digitale Zentralbankwährung. In einem Kooperationsprojekt zwischen dem Stadtbezirk Xiangcheng und JD.com können die Bewohner digitale Yuan auch für Zahlungen per Nachnahme an JD.com verwenden.

Bereits im September dieses Jahres war JD Digits (JDD), die auf Technologien und Zahlungen fokussierte damalige Tochtergesellschaft von JD.com, eine Partnerschaft mit dem Forschungsinstitut für digitale Währungen der chinesischen Notenbank eingegangen, um gemeinsam die Forschung und Anwendung des digitalen Yuan zu fördern.

Lokale Medien berichteten damals, die Partnerschaft solle die Entwicklung von mobilen Anwendungen und Blockchain-Plattformen fördern, die im Einklang mit der bevorstehenden digitalen Währung der Notenbank stehen. Die beiden Unternehmen wollten auch die Erstellung von digitalen Geldbörsen fördern, welche die digitale Währung unterstützen.

Unter den großen Staaten der Welt ist China der klare Spitzenreiter im globalen Wettrennen um die Einführung digitaler Zentralbankwährungen. Bereits im Juni hatte der stellvertretende Vorsitzende des National Council for Social Security Fund der Notenbank, Wang Zhongmin, bekanntgegeben, dass man die Entwicklung der Backend-Architektur für ihre digitale Währung abgeschlossen habe.

Zahlreiche große chinesische Unternehmen haben bereits an verschiedenen Pilotprojekten teilgenommen. Eine offizielle Einführung des digitalen Yuan wird für das kommende Jahr erwartet. Einer der Hauptgründe für Chinas beschleunigte Entwicklung seiner digitalen Währung besteht darin, dass sich das Land gegen den Einfluss des Dollars im Welthandel zur Wehr setzen will.

Wie wir kürzlich bereits im Zusammenhang mit den erfolgreichen Tests der chinesischen Notenbank mit ihrer Digitalwährung ausführlich berichtet haben, wird die Einführung des digitalen Yuans nicht nur den Zahlungsverkehr in China revolutionieren. Vielmehr ist die Einführung einer digitalen Zentralbankwährung auch ein Vorbild, das von allen Staaten der Welt kopiert werden könnte.

Der digitale Yuan, der auch als E-Yuan oder Digital Currency Electronic Payment (DC/EP) bekannt ist, würde es den Verbrauchern und Unternehmen in China ermöglichen, Waren mit von der Zentralbank zugeteilten E-Geldbörsen zu bezahlen. Dies wäre ein Schlag gegen die weit verbreiteten Zahlungsdienstleister in dem Land sowie gegen die Geschäftsbanken. Zudem würde der E-Yuan China weiter in Richtung einer bargeldlosen Gesellschaft voranbringen.

China verfügt bereits über den weltweit größten Markt für mobile Zahlungen, was durch das Wachstum der Zahlungen von Nutzern der Zahlungsdienste Alipay (Ant Group) und ­WeChat Pay (Tencent Holdings) angeheizt wird. Doch Peking will die Entwicklung der bargeldlosen Zahlungen fest im Griff behalten. Mit der Erprobung des E-Yuan ist Chinas Notenbank weltweit führend, da die digitalen Zentralbankwährungen anderer Staaten bisher eher theoretischer Natur sind.

China ist in der Vergangenheit hart gegen den Handel mit Kryptowährungen vorgegangen, die sich zum Teil ebenfalls als konkurrierendes digitales Bargeld positioniert haben. Fan Yifei, der ehemalige Vorsitzende der Shanghai Bank und stellvertretende Sekretär der China Investment Corporation, warnte davor, dass Kryptowährungen das Gelddrucken durch die Zentralbanken in Frage stellen könnten.

Im Gegensatz zu den bisher gängigen Zahlungssystemen würde der E-Yuan der chinesischen Notenbank auch die Möglichkeit geben, die wirtschaftliche Aktivitäten in dem Land in Echtzeit zu verfolgen. "Daten sind König", sagte Fan. Doch die Möglichkeiten der digitalen Zentralbankwährungen gehen weit darüber hinaus. So ermöglichen sie der Zentralbank die vollständige Überwachung aller Bezahlvorgänge und den direkten Zugriff auf alle E-Konten im Land.

Wie bei anderen Technologien, darunter etwa Gesichtserkennung und soziales Punktesystem, so ist China auch bei den digitalen Zentralbankwährungen nicht nur ein Vorreiter, sondern dient auch als Testfeld für andere Staaten. So treibt derzeit auch EZB-Chefin Christine Lagarde die Arbeiten an einer digitalen Version des Euro voran.


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Kreditanstalt für Wiederaufbau in der Kritik, nutzt Potenzial unzureichend
19.05.2024

Eine neue Studie der Stiftung Klimaneutralität zieht eine kritische Bilanz zur Rolle der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Demnach...

DWN
Politik
Politik Scholz verspricht Hilfe - Überschwemmungen im Saarland zeigen Naturgewalt
19.05.2024

Bundeskanzler Olaf Scholz besuchte Kleinblittersdorf im Saarland, um nach den heftigen Regenfällen und Überschwemmungen Hilfe zu...

DWN
Politik
Politik Putin fördert intensivere Geschäftspartnerschaften mit China
18.05.2024

Putin hat während seines Staatsbesuchs in China eine Stärkung der wirtschaftlichen Kooperation betont und die Sanktionen des Westens...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Überraschende Wende: China nicht mehr Deutschlands Top-Handelspartner
18.05.2024

Für eine beträchtliche Zeit war die Volksrepublik Deutschland der primäre Handelspartner. Jetzt besteht die Möglichkeit, dass China...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nike schnappt Adidas die Nationalmannschaft weg: Der DFB kennt keine Gnade
18.05.2024

Über 70 Jahre waren sie eine Einheit – die deutsche Nationalmannschaft in ihren Adidas-Trikots und ihren Schuhen mit den drei Streifen....

DWN
Finanzen
Finanzen Günstiger Urlaub? Versteckte Kosten, die Sie unbedingt im Blick haben sollen!
18.05.2024

Sie haben Ihren Sommerurlaub bestimmt schon geplant und freuen sich darauf, eine schöne Zeit am Strand zu verbringen und sich zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Schulden-Restrukturierung: Ukraine braucht weitere Zugeständnisse von Investoren
18.05.2024

Die Ukraine will möglichst schnell ihre Finanzierung über den Kapitalmarkt neu aufstellen. Es geht um bereits am Markt platzierte...

DWN
Politik
Politik Für immer beschützt von Uncle Sam? Warum Europa nicht mehr auf die Hilfe der USA zählen sollte
18.05.2024

Sinkt das Interesse der USA an Europa? Für Jahrzehnte galt es als gesichert, dass die Vereinigten Staaten von Amerika Westeuropa vor...