Finanzen

US-Zinspolitik verprellt europäische Aktienanleger

Lesezeit: 2 min
21.09.2023 12:35  Aktualisiert: 21.09.2023 12:35
Die Fed hat die Zinsen nicht weiter angehoben, signalisiert aber weiter einen straffen Kurs. In der Folge ist nicht nur der Dax im Rückwärtsgang, sondern auch Öl und Kupfer.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Aussicht auf vorerst anhaltend hohe Zinsen in den USA hat die europäischen Aktienanleger am Donnerstag verstimmt. Der Dax fiel um 0,6 Prozent auf 15.647 Zähler. Der EuroStoxx50 gab 0,9 Prozent nach. "Höher für länger bleibt das Mantra der Zinspolitiker", urteilte Michael Heise, Chefvolkswirt bei HQ Trust. Auch Thomas Altmann von QC Partners konstatierte: "Die Märkte müssen sich damit arrangieren, dass die Zinsen länger als bislang erwartet auf dem aktuellen Niveau bleiben könnten."

Die US-Notenbank Fed beließ den geldpolitischen Schlüsselsatz am Mittwochabend zwar wie erwartet in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent. Notenbank-Chef Jerome Powell machte nach dem Beschluss aber klar, dass noch Luft nach oben ist. Zudem dürften etwaige Zinssenkungen 2024 deutlich geringer ausfallen als bislang avisiert.

DOLLAR AUF SECHS-MONATS-HOCH

Die US-Währung machte angesichts dieser Gemengelage einen deutlichen Satz nach oben. Der Dollar-Index kletterte in der Spitze um 0,5 Prozent auf 105,68 Punkte und markierte damit den höchsten Stand seit einem halben Jahr. Der Euro notierte am späten Vormittag kaum verändert bei 1,0655 Dollar, nachdem er am Morgen noch auf ein Sechs-Monats-Tief von 1,0615 Dollar gefallen war. Die Stärke der US-Währung könnte nach Einschätzung von Commerzbank-Analystin Esther Reichelt jedoch auf wackeligen Beinen stehen. "Sobald die Wirtschaft enttäuscht oder die Anpassungen am Arbeitsmarkt doch auf die Arbeitslosenquote durchschlagen, dürften am Markt schnell wieder deutlichere Zinssenkungen eingepreist werden und der Dollar entsprechend leiden."

Die Auswirkungen des festeren Dollars bekamen vor allem Öl und Kupfer zu spüren, denn eine Aufwertung der US-Devise verteuert in der Regel darin notierte Rohstoffe für Käufer, die andere Währungen verwenden. Zudem setzten auch Konjunktursorgen den Investoren zu. Das Industriemetall Kupfer verbilligte sich um bis zu 2,1 Prozent auf 8171 Dollar je Tonne. Der Preis für das Rohöl der Sorte Brent fiel um bis zu 1,4 Prozent auf ein Wochentief von 92,20 Dollar je Fass. US-Leichtöl WTI wurde mit 88,37 Dollar je Barrel ebenfalls 1,4 Prozent schwächer gehandelt. "Eine Kombination aus weiteren Zinserhöhungen, der Stärke des Dollars und zusätzlichen Ölpreiserhöhungen wird die Möglichkeit einer Rezession erhöhen", sagten Analysten des Energieberatungsunternehmens Ritterbusch in einer Notiz.

ANHEBUNG DER GEWINNPROGNOSE TREIBT NEXT

Am Aktienmarkt zog der Preisrutsch bei Öl und Kupfer den rohstoffabhängigen Bergbau- und Energie-Sektor nach unten, die um deutlich mehr als ein Prozent fielen. An der Londoner Börse sorgte die Anhebung der Gewinnprognose für Kurssteigerungen bei Next. Die Aktien des britischen Modehändlers legten 2,6 Prozent zu. Für das Geschäftsjahr bis Januar 2024 wird nun ein Vorsteuergewinn von 875 Millionen Pfund (1,1 Milliarden Euro) erwartet - zuvor lag die Prognose bei 845 Millionen Pfund.

Im Dax konnten sich nur wenige Aktien auf der Gewinnerseite halten. Zu den schwächsten Werten zählten Airbus, Zalando und Sartorius mit Abschlägen von jeweils fast drei Prozent.

In den Fokus rückten erneut auch die Zentralbanken. Die Bank of England entscheidet am Mittag, ob sie die 15. Zinsanhebung in Folge vollzieht oder eine Pause einlegt. Der Leitzins liegt derzeit bei 5,25 Prozent. Die Inflation war zuletzt überraschend gefallen – auf 6,7 Prozent. Dies könnte aus Sicht vieler Investoren für eine Pause sprechen, doch ist die Inflationsrate noch immer eine der höchsten in Westeuropa. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hatte nach fünf Zinserhöhungen in Folge überraschend von einer weiteren geldpolitischen Straffung abgesehen. Der SNB-Leitzins blieb bei 1,75 Prozent. Der Schweizer Franken ging daraufhin auf Tauchstation. Der Dollar wertete um 0,8 Prozent auf 0,9056 Franken auf. (Reuters)


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Panorama
Panorama Amokfahrt von Magdeburg: Trauer, Entsetzen und offene Fragen halten Deutschland in Atem
22.12.2024

Fünf Menschen sind tot, 200 verletzt: Nach der folgenschweren Fahrt mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg stellt sich die...

DWN
Politik
Politik Donald Trump hofft: Elon Musk übernimmt (noch) nicht die US-Präsidentschaft
22.12.2024

Kritiker nennen den Tech-Milliardär süffisant «Präsident Musk». Donald Trump stellt klar, wer das Sagen hat - bestreitet aber auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Quiet Quitting: Der stille Job-Rückzug mit gefährlichen Folgen
22.12.2024

Ein stiller Rückzug, der Unternehmen erschüttert: Quiet Quitting bedroht die Substanz deutscher Betriebe. Warum immer mehr Beschäftigte...

DWN
Politik
Politik Steuern und Abgaben: Mehrheit der Steuerzahler zahlt 2025 noch mehr – mit oder ohne Ampel!
22.12.2024

Das „Entlastungspaket“ der Ampel ist eine Mogelpackung, denn Steuersenkungen sind nicht vorgesehen. Im Gegenteil: Ab dem 1. Januar 2025...

DWN
Technologie
Technologie DWN-Sonntagskolumne: Künstliche Intelligenz Hype Cycle - Zwischen Revolution und Enttäuschung
22.12.2024

Ist künstliche Intelligenz nur ein Hype oder der Beginn einer Revolution? Zwischen hohen Erwartungen, Milliardeninvestitionen und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Psychische Gewalt am Arbeitsplatz: Ursachen, Folgen und Lösungen
22.12.2024

So können Unternehmen gegen verbale Übergriffe aktiv werden- Beleidigungen, Drohungen und Beschimpfungen: Rund ein Drittel der...

DWN
Politik
Politik Migrationskrise: Asyl-Rekordhoch in Deutschland und die illegale Migration an den Grenzen geht ungebremst weiter
22.12.2024

In Deutschland leben fast 3,5 Millionen Geflüchtete, von Asylsuchenden über anerkannte Flüchtlinge bis zu Geduldeten. Das ist ein neuer...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindergeld beantragen: Tipps und wichtige Infos für 2025
22.12.2024

Wussten Sie, dass Sie Kindergeld bis zu sechs Monate rückwirkend erhalten können? Dies gilt sowohl für Ihr erstes Kind als auch für...