Politik

Serbien und Kosovo: EU-Vermittlung scheitert

Im Konflikt zwischen Serbien und dem Kosovo zeichnet sich weiterhin keine Annäherung ab. Auch auf Vorschläge der EU-Vermittler gibt es vorerst keine Einigung.
27.10.2023 11:24
Aktualisiert: 27.10.2023 11:24
Lesezeit: 1 min
Serbien und Kosovo: EU-Vermittlung scheitert
Das heute fast ausschließlich von Albanern bewohnte Kosovo hatte sich 2008 für unabhängig erklärt, hier Albin Kurti, Ministerpräsident des Kosovo. (Foto: dpa) Foto: Visar Kryeziu

Bei der Lösung des Konflikts zwischen Serbien und seiner einstigen Provinz Kosovo zeichnen sich keine Fortschritte ab. Separate Gespräche der EU-Vermittler jeweils mit dem serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic und dem kosovarischen Regierungschef Albin Kurti brachten am Rande des EU-Gipfels in Brüssel kein Ergebnis, wie der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am späten Donnerstagabend erklärte. Die EU-Vermittler wollten aber ihre Bemühungen fortsetzen, fügte er hinzu.

Deutschland, Frankreich und Italien in Vermittlung

Zeitweise schalteten sich in die Gespräche auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der französische Präsident Emmanuel Macron und die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni ein. Das heute fast ausschließlich von Albanern bewohnte Kosovo hatte sich 2008 für unabhängig erklärt. Mehr als 100 Staaten, darunter Deutschland, nicht aber Serbien, erkennen die Eigenstaatlichkeit des Kosovos an, das bis 1999 von Serbien verwaltet worden war.

Bei den Verhandlungen legten die EU-Vermittler einen Vorschlag für die Schaffung eines Verbandes der mehrheitlich serbischsprachigen Gemeinden im Kosovo vor, sagte Borrell. „Unglücklicherweise waren die Seiten nicht bereit, sich ohne Vorbedingungen, die für den anderen inakzeptabel waren, darauf zu einigen.“

Abspaltung Nordkosovos

Das Kosovo steht der Idee des serbischen Gemeindeverbandes skeptisch gegenüber, weil es darin ein mögliches Instrument für die Abspaltung des von Serben bewohnten Nordkosovos sieht. Medienberichten aus Pristina zufolge wäre aber Kurti bereit gewesen, den EU-Vorschlag anzunehmen, wenn Serbien das Kosovo anerkennt. Dazu war aber Vucic nicht bereit, wie er selber im Anschluss an die Gespräche betonte.

Beziehungen normalisieren

Grundlage für die derzeitigen, auf der Stelle tretenden Verhandlungen ist der von der EU vorgelegte Entwurf eines Rahmenabkommens zur Normalisierung der Beziehungen zwischen Serbien und dem Kosovo. Dieser sieht neben der Schaffung des serbischen Gemeindeverbandes vor allem vor, dass sich die beiden Länder in praktischen Belangen, wenn auch nicht völkerrechtlich verbindlich, wechselseitig anerkennen.

Insbesondere sollte dann Serbien nicht mehr die Mitgliedschaft des Kosovos in internationalen Organisationen blockieren. Der EU-Entwurf liegt seit Februar vor. Vucic weigerte sich seitdem beständig, seine Unterschrift darunter zu setzen. (dpa)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Experte fürchtet politischen Schock in Europa: „Es ist tatsächlich beängstigend“
28.06.2025

Europa taumelt: Rechte Parteien sind auf dem Vormarsch, Frankreich droht der Machtwechsel. Experte Rahman warnt: Das „Trump-Moment“...

DWN
Technologie
Technologie Neue Technologien am Körper: Gehirnimplantate, künstliche Intelligenz, elektronische Tattoos
28.06.2025

Hightech greift immer direkter in den menschlichen Körper ein. Ob Gehirnimplantate, elektronische Tattoos oder künstliche Intelligenz...

DWN
Politik
Politik Machtverlust oder Wendepunkt? Irans Zukunft nach dem Konflikt
28.06.2025

Nach dem militärischen Schlagabtausch mit Israel steht der Iran politisch und gesellschaftlich unter Druck. Zwischen Machtkonsolidierung,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen So gelingt der Einstieg: KI im Personalwesen mit System etablieren
28.06.2025

Künstliche Intelligenz erobert Schritt für Schritt das Personalwesen. Deutschland liegt im europäischen Vergleich weit vorne – doch...

DWN
Politik
Politik Familienkonzern Trump: Wie der Präsidenten-Clan Milliarden scheffelt
28.06.2025

Die Trump-Familie vermischt Politik und Profit wie nie: Während Donald Trump das Weiße Haus beherrscht, expandieren seine Söhne mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Börsenausblick 2025: Drohen jetzt heftige Kursbeben?
28.06.2025

Die Sommermonate bringen traditionell Unruhe an den Finanzmärkten. Mit Trump im Weißen Haus steigen die Risiken zusätzlich. Erfahren Sie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden für heiße Luft: Ex-OpenAI-Chefin kassiert ohne Produkt
28.06.2025

Ein Start-up ohne Produkt, eine Gründerin mit OpenAI-Vergangenheit – und Investoren, die Milliarden hinterherwerfen. Der KI-Hype kennt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Social Travel: Hostelworld will Facebook des Reisens werden – mit Milliardenpotenzial
28.06.2025

Hostelworld will nicht länger nur Betten vermitteln, sondern das führende soziale Netzwerk für Alleinreisende werden. Warum der...