Politik

Spannungen zwischen Türkei und Israel eskalieren

Zwischen Israel und dem NATO-Land Türkei wachsen die Spannungen. Diplomaten werden zurückgerufen. Erdogan macht dem Westen schwere Vorwürfe.
29.10.2023 09:46
Aktualisiert: 29.10.2023 09:46
Lesezeit: 1 min

Zwischen Israel und der Türkei wachsen die Spannungen wegen des militärischen Vorgehens im Gazastreifen. Das Außenministerium in Jerusalem rief am Samstag seine Diplomaten in der Türkei zurück. "Angesichts der schwerwiegenden Äußerungen aus der Türkei habe ich die Rückkehr der diplomatischen Repräsentanten angeordnet, um eine Neubewertung der Beziehungen zwischen Israel und der Türkei vorzunehmen", teilte Außenminister Eli Cohen per X (ehemals Twitter) mit.

Schwere Vorwürfe gegen Israel

Zuvor hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan auf einer der größten pro-palästinensischen Kundgebungen seit Beginn des Krieges massive Vorwürfe erhoben: "Israel begeht seit 22 Tagen Kriegsverbrechen, aber die westlichen Führer sind nicht einmal in der Lage, Israel zu einem Waffenstillstand aufzufordern, geschweige denn darauf zu reagieren", sagte Erdogan in Istanbul vor Hunderttausenden Anhängern. "Wir werden der ganzen Welt sagen, dass Israel ein Kriegsverbrecher ist."

"Jene, die Krokodilstränen wegen der getöteten Zivilisten im Ukraine-Krieg vergießen schauen still und leise dem Tod tausender unschuldiger Kinder in Gaza zu", zitiert die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu Erdogan. "Der hauptsächliche Schuldige hinter dem Massaker in Gaza ist der Westen."

In seiner Rede bekräftigte Erdogan, aus seiner Sicht sei die radikal-islamische Hamas, die den Gazastreifen beherrscht, keine terroristische Organisation. Israel bezeichnete er als Besatzungsmacht. Damit steht die Türkei in Gegensatz zu vielen Nato-Verbündeten, der Europäischen Union und einigen Golfstaaten, wo die Hamas als terroristisch eingestuft wird.

Zuvor forderte Erdogan ein Ende israelischer Angriffe im Gazastreifen . "Israel muss diesen Zustand des Wahnsinns sofort beenden und seine Angriffe einstellen", schrieb der Präsident in einem Post auf der Plattform X, vormals Twitter.

Die Türkei hat zwar den Tod von rund 1.400 israelischen Zivilisten durch den Hamas-Angriff vom 7. Oktober verurteilt, der die derzeit laufende israelische Offensive auslöste. Nun wirft Erdogan allerdings einigen westlichen Ländern vor, Israel bedingungslos zu unterstützen. Dies ist unter anderem in Israel und in Italien auf scharfe Kritik gestoßen.

Die Türkei selbst führt seit vielen Jahren Krieg in den Nachbarländern Syrien und Irak - wo sie gegen den Willen der Zentralregierungen in Damaskus und Bagdad verschiedene Kurden-Milizen bekämpft.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs: Zinssignale aus Japan belasten Stimmung am Kryptomarkt – wie es weitergeht
07.12.2025

Der Bitcoin-Kurs steht erneut im Mittelpunkt der Marktdebatten, da globale Zinssignale und eine wachsende Verunsicherung unter Anlegern die...

DWN
Technologie
Technologie Social Media im Umbruch: KI verdrängt persönliche Beiträge immer mehr
07.12.2025

Die sozialen Netzwerke verändern sich rasant, während persönliche Beiträge seltener werden und KI-Inhalte die Feeds bestimmen. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie: Weshalb selbst starke Zahlen ein strukturelles Problem nicht lösen
07.12.2025

Die Nvidia-Aktie glänzt mit beeindruckenden Ergebnissen, doch Anleger übersehen oft ein zentrales Risiko. Die enorme Größe des Konzerns...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mautkosten in Europa steigen: Wie sich Speditionen jetzt Wettbewerbsvorteile sichern
07.12.2025

Trotz wachsender Belastungen im europäischen Transportsektor zeigt sich immer deutlicher, dass Mautgebühren weit mehr sind als ein...

DWN
Panorama
Panorama Weihnachten mit kleinerem Budget: Viele Menschen müssen bei Weihnachtsgeschenken sparen
07.12.2025

Weihnachten rückt näher, doch viele Haushalte kalkulieren strenger als je zuvor. Eine neue Umfrage zeigt, wie stark Preissteigerungen die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OpenAI-Bilanz: Deloitte prüft Milliardenpläne und Michael Burry entfacht Debatte
07.12.2025

OpenAIs rasanter Aufstieg und die enormen Investitionspläne des Unternehmens rücken die Transparenz der OpenAI-Bilanz in den Mittelpunkt....

DWN
Politik
Politik Elektromobilitätssteuer Großbritannien: Wie London die E-Auto-Revolution abbremst
07.12.2025

Großbritannien setzt mit einer kilometerbasierten Abgabe ein hartes Signal an alle E-Autofahrer und stellt die finanzielle Logik der...

DWN
Politik
Politik Russlands Desinformationskampagnen: Wie Europa gegen Putins Trolle kämpft
06.12.2025

Europe wird zunehmend Ziel digitaler Einflussoperationen, die gesellschaftliche Stabilität, politische Prozesse und wirtschaftliche...