Der Tiroler Immobilieninvestor Rene Benko steht nach Aussagen von Bauunternehmer Hans Peter Haselsteiner vor einem Rückzug aus seiner Signa Holding. Haselsteiner, der Anteile an Signa hält, sagte am Freitag zum ORF Radio, dass sich Benko zurückzieht und der deutsche Sanierungsexperte Arndt Geiwitz einsteigt. „Die Gesellschafter haben diesen Schritt zustimmend und auch positiv zur Kenntnis genommen, weil das Vertrauen in Herrn Geiwitz vorhanden ist und zwar lückenlos“, sagte Haselsteiner. Haselsteiner hat auf eine Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters bisher nicht reagiert. Von einem Signa-Sprecher war bisher keine Stellungnahme zu erhalten.
Geiwitz hat sich bei den Insolvenzverfahren der Kaufhaus-Kette Galeria-Kaufhof und der Drogeriekette Schlecker einen Namen gemacht. Benko habe Geiwitz bereits vor Wochen als Berater an seine Seite geholt, ihm aber offiziell noch kein Mandat erteilt, berichtet der ORF. „Die Gesellschafter haben diese Woche Rene Benko gebeten, noch einen Schritt weiterzugehen und Herrn Geiwitz nicht nur als Sanierungsbeauftragten einzusetzen, sondern auch als Art Generalbevollmächtigten“, sagte Haselsteiner. Darüber hinaus sollte Geiwitz laut Haselsteiner auch alle Stimmrechte übertragen bekommen, die Benko oder seine Stiftungen in der Signa Holding innen haben. Direkt und indirekt hält Benko laut ORF rund 50 Prozent der Anteile. Offizielle Funktion hat er allerdings keine.
Das Handelsblatt hatte zuvor berichtet, dass mehrere Investoren in einem Schreiben Benko aufgefordert hatten, sich aus der Führung der Gruppe zurückzuziehen und seine Stimmrechte an einen Treuhänder zu übergeben. Nur bei einem sofortigen Rückzug Benkos sei ein „Krisenmanagement (…) zur Rettung der Gruppe“ möglich, zitiert die Zeitung aus dem Brief.
Baustopp mit Folgen
Zuvor wuchs bereits der politische Druck auf Benko auf den Projektentwickler Signa aufgrund der Bauunterbrechung beim Hamburger Milliardenhochhaus Elbtower . „Beim Elbtower handelt es sich - anders als bei der Elbphilharmonie - um ein Projekt im Risiko der privaten Investoren, die bei einem Abbruch des Vorhabens in dieser Phase einen großen wirtschaftlichen Schaden hätten“, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel.
„Die Stadt wird in diesem Zusammenhang keine finanziellen Belastungen übernehmen, sondern auf die Einhaltung der vertraglichen Regelungen achten“, sagte Tschentscher. Er äußerte die Erwartung, „dass die Investoren daher im eigenen Interesse eine Lösung für die Wiederaufnahme der Bautätigkeit finden“.
Der Commerzbank-Vermögensverwalter Commerz Real, der für den offenen Immobilienfonds „Hausinvest“ im vorigen Sommer mit einer 25-prozentigen Beteiligung in das Projekt eingestiegen war, rechnet mit einer zügigen Fortsetzung der Bauarbeiten. Commerz Real sei sowohl mit dem Rohbau betrauten Bauunternehmen Lupp als auch mit Signa „im Gespräch, um rasch eine Lösung zu finden“, teilte ein Commerz-Real-Sprecher am Freitag auf dpa-Anfrage mit. „Vom Elbtower sind wir nach wie vor absolut überzeugt und gehen davon aus, dass die Bauarbeiten bald wieder aufgenommen werden können.“
er Projektentwickler Signa Real Estate selbst, der zur Signa-Holding des österreichischen Milliardärs René Benko gehört, hat bislang auf Anfragen zu den Gründen für die Bauunterbrechung und zum weiteren Fortgang beim Elbtower nicht reagiert. Der Sprecher von Commerz Real teilte mit, sein Unternehmen sei direkt von der Firma Lupp informiert worden, bevor diese die Arbeiten unterbrochen habe.
Megaprojekt in der Schwebe
Das Hochhaus am östlichen Rand der Hamburger Hafencity, einem der größten europäischen Stadtentwicklungsprojekte, soll mit 65 Etagen und 245 Metern Höhe nach dem Commerzbank-Turm und dem Messeturm in Frankfurt das dritthöchste Hochhaus Deutschlands werden. Früheren Angaben von Signa Real Estate zufolge wird der Wolkenkratzer voraussichtlich 950 Millionen Euro kosten.
Der Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne, über den in Medienberichten als möglichen Geldgeber für den Elbtower spekuliert wurde, steht nach eigenen Worten nicht als Finanzier zur Verfügung. „Die Kühne Holding ist von einem Elbtower-Engagement weit entfernt und lediglich an dem einen oder anderen Gespräch über Teil- oder Gesamtlösungen in Sachen Signa Prime am Rande beteiligt“, ließ Kühne dem Hamburger Abendblatt auf dessen Anfrage hin mitteilen. „Zurzeit zeichnen sich keine Lösungen unter Mitwirkung der Kühne Holding ab.“
Tschentscher erinnerte an den Grundstückskaufvertrag, den die Stadt Hamburg mit Signa abgeschlossen hatte. „Dazu gehören detaillierte Meilensteine zur Fertigstellung des Gebäudes, die mit entsprechenden Vertragsstrafen in zweistelliger Millionenhöhe bis hin zur Rückübertragung des Grundstücks mit den bereits erstellten Gebäudeteilen reichen“, sagte der Bürgermeister. „Die Verträge sind gut verhandelt und sichern die Interessen der Stadt umfassend ab.“
Der Elbtower mit 65 Stockwerken soll 245 Meter hoch werden. Damit wird das vom Büro des Stararchitekten David Chipperfield entworfene Gebäude nach dem Commerzbank-Turm und dem Messeturm in Frankfurt das dritthöchste Hochhaus Deutschlands.