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Kredite an Unternehmen in Eurozone schrumpfen erstmals seit 2015

Die Zinserhöhung durch die EZB zeigt Wirkung. Der Umfang der Kredite an Unternehmen der Eurozone ist im Oktober so stark zurückgegangen wie zuletzt 2015.
28.11.2023 11:27
Aktualisiert: 28.11.2023 11:27
Lesezeit: 2 min
Kredite an Unternehmen in Eurozone schrumpfen erstmals seit 2015
Der Rückgang der Kredite an Unternehmen zeigt, dass der Kurs von EZB-Chefin Christine Lagarde wirkt. (Foto: dpa) Foto: Boris Roessler

Die Kreditvergabe an Unternehmen im Euroraum ist im Zuge des straffen Zinserhöhungskurses der EZB erstmals seit acht Jahren wieder gesunken. Geldhäuser im Währungsgebiet reichten im Oktober 0,3 Prozent weniger Darlehen an Firmen (non-financial corporations) aus als im Vorjahresmonat, wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Dienstag mitteilte.

Letztmalig war die Kreditvergabe an Firmen im Juli 2015 geschrumpft, als die Wirtschaft der Eurozone in eine Deflation abzurutschen drohte. Im September hatte es noch zu einem schmalen Wachstum von 0,2 Prozent gereicht. Die Kreditkosten für Unternehmen sind im Zuge der EZB-Zinserhöhungen kräftig gestiegen. Dazu halten sich viele Firmen mit Investitionen aufgrund der schwachen Konjunktur zurück.

Der jüngste Trend bei der Kreditvergabe habe sich fortgesetzt, kommentierte Volkswirt Bert Colijn vom Bankhaus ING die Daten. "Dieser Trend zeigt eine deutliche Abkühlung der Kreditaufnahme sowohl von Unternehmen als auch von privaten Haushalten, was zu einem großen Teil durch höhere Zinsen bedingt ist." An die Privathaushalte reichten die Finanzinstitute im Oktober 0,6 mehr Darlehen weiter als vor Jahresfrist. Im September hatte das Wachstum noch bei 0,8 Prozent gelegen.

Inzwischen hat die EZB ihre Schlüsselsätze seit Sommer 2022 bereits zehn Mal in Serie angehoben. Im Oktober hatte sie auf ihrer Zinssitzung eine Pause eingelegt, weil die Inflation bereits kräftig zurückgegangen ist. Der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt aktuell bei 4,00 Prozent. Noch im Juni 2022 hatte der Satz bei minus 0,50 Prozent gelegen.

Die Geldmenge M3 schrumpfte im Oktober um 1,0 Prozent. Von Reuters befragte Experten hatten ein etwas geringeres Minus von 0,9 Prozent erwartet. Im September hatte die Messgröße noch um 1,2 Prozent abgenommen. Zu M3 zählen unter anderem Bargeld, Einlagen auf Girokonten sowie Geldmarktpapiere und Schuldverschreibungen. Aus Sicht von Experten liefert die Entwicklung der Geldmenge Hinweise darauf, wie sich die Inflation entwickeln könnte. Allerdings gilt der Zusammenhang von Geldmenge und Inflation inzwischen als sehr komplex. (Reuters)

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