Unternehmen

Bundesrat stimmt besseren Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen zu

Mit dem Zukunftsfinanzierungsgesetz (ZuFinG), dem nun auch der Bundesrat zugestimmt hat, werden sich die Finanzierungsmöglichkeiten für Kleinere und Mittlere Unternehmen (KMU) deutlich verbessern. Auch für Mitarbeiter wird die Beteiligung an ihrem Unternehmen deutlich interessanter.
Autor
28.11.2023 16:00
Aktualisiert: 28.11.2023 16:00
Lesezeit: 3 min
Bundesrat stimmt besseren Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen zu
Machte den Weg frei für das Zukunftsfinanzierungsgesetz: der Bundesrat in Berlin. (Foto: dpa) Foto: Christoph Soeder

Hintergrund dieses Gesetzes ist die mangelnde Attraktivität Deutschlands für Gründer und für KMU hinsichtlich der Kapitalbeschaffung. So stellte der Bundesverband Mittelständische Wirtschaft (BVMW) in einer jüngsten Stellungnahme fest, dass wegen hoher bürokratischer Aufwände und einem unterentwickelten Kapitalmarkt Deutschland für in- und ausländische Investoren wenig attraktiv sei. So verweist der Verband darauf, dass in Deutschland im Zeitraum von 2016 bis 2020 gerade einmal 42 Unternehmen einen Börsengang realisiert hätten, während es in den USA im gleichen Zeitraum 884 waren.

Zusätzliches Kapital

Das neue Zukunftsfinanzierungsgesetz sieht vor, dass fortan auch kleinere Unternehmen die Möglichkeit bekommen, durch einen Börsengang zusätzliches Kapital zu gewinnen. So müssen Unternehmen nur noch eine Million Euro mitbringen, um an die Börse zu gehen, bisher waren es 1,25 Millionen. Zudem sieht das Gesetz vor, dass junge Unternehmensgründer auch dann die Hoheit über wichtige Entscheidungen im Unternehmen behalten können, wenn das Unternehmen an die Börse geht.

Ein weiterer entscheidender Punkt in dem neuen Gesetz ist die Beteiligung der Mitarbeiter am Unternehmen. Damit verfolgt der Gesetzgeber zwei Ziele gleichzeitig: Zum einen soll die Kapitalbasis eines Unternehmens gestärkt und die Motivation der Mitarbeiter gesteigert werden, da davon ausgegangen werden kann, dass Mitarbeiter sich zusätzlich engagieren, wenn sie auch Miteigentümer des Unternehmens sind. Zum anderen soll mit diesem Schritt der Aktienbesitz in Deutschland gefördert werden, um damit – langfristig – das umlagefinanzierte Rentensystem zur fördern, das aufgrund der der demographischen Entwicklung in eine zunehmende Schieflage geraten ist.

Beteiligung der Mitarbeiter

Ein zentraler Punkt hierfür ist die Anhebung des Steuerfreibetrages für Mitarbeiterkapitalbeteiligungen von 1440 Euro auf 2000 Euro. Zudem wird eine sogenannte Haltefrist eingeführt. Danach gehören die steuerfreien geldwerten Vorteile nicht zu den Anschaffungskosten bei der Ermittlung des Gewinns bei Kapitaleinkünften, wenn die Vermögensbeteiligungen innerhalb von drei Jahren veräußert oder unentgeltlich übertragen wurde.

Eine deutliche Verbesserung für Mitarbeiter stellt die in dem Gesetz vorgenommene Reform der Besteuerung der Mitarbeiterkapitalbeteiligungen dar. Demnach entfällt künftig die sogenannte „Dry Income Besteuerung“. Mit dieser Art der Besteuerung wurden Beteiligungen an Unternehmen auch dann besteuert, wenn aus der Unternehmensbeteiligung noch keine Einnahmen geflossen sind. Mit dem neuen Gesetz wird diese Praxis ab dem kommenden Jahr aufgegeben und die Unternehmensbeteiligung erst dann besteuert, wenn reale Einkommen für die am Unternehmen beteiligten Beschäftigten abfließen. Und neben der Förderung von Mitarbeiter-Beteiligungen sollen Arbeitnehmer zudem auch eine bessere staatliche Sparförderung erhalten. Ledige Arbeitnehmer können bis zu einem Jahreseinkommen von 40.000 Euro eine Spar-Zulage durch ihren Arbeitgeber erhalten, Lebensgemeinschaften bis zu einem Jahreseinkommen von 80.000 Euro.

Grundsätzlich zufrieden mit der Reform zeigt sich das Deutsche Aktieninstitut (DAI). Der Verband, der die Interessen der am deutschen Kapitalmarkt tätigen Unternehmen und Institutionen vertritt, erklärte, dass das Zukunftsfinanzierungsgesetz „ein erster Schritt in die richtige Richtung“ sei. Es verbessere die Rahmenbedingungen für Börsengänge in Deutschland und setze Anreize, in Aktien zu investieren, sagte die Präsidenten des Verbandes, Christiane Bortenlänger. Lob kommt auch aus der Start-up-Branche, von einer bedeutenden Errungenschaft sprach der Präsident des Deutschen Start-up-Verbandes, Christian Miehle.

Die Reaktion des Mittelstands

Ausdrücklich begrüßt wird die Reform auch vom Deutschen Mittelstandsbund (DMB). Der in Düsseldorf beheimatete Verband, der die Interessen mittelständischer Unternehmer vertritt, sieht in dem ZuFinG „einen wichtigen Schritt“, um Deutschland als Wirtschaftsstandort für Start-ups und kleine und mittlere Unternehmen attraktiver zu gestalten: „Insbesondere die Erhöhung des Freibetrages für Mitarbeiterkapitalbeteiligungen auf 2000 Euro und die Streichung der im Regierungsentwurf vorgesehenen Einschränkung bezüglich der Entgeltumwandlungen ist zu begrüßen. Die Flexibilität kann einen entscheidenden Beitrag zur Mitarbeiterbindung und Motivation leisten“, erklärte der Fachreferent des Verbandes, Benjamin Schöfer, gegenüber den Deutschen Wirtschaftsnachrichten.

Mit der Verabschiedung durch den Bundesrat hat das Gesetz die letzte parlamentarische Hürde genommen. Das Zukunftsfinanzierungsgesetz wird nun dem Bundespräsidenten zur Abzeichnung vorgelegt und wird nach der Verkündung im Bundesgesetzblatt in Kraft treten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona nie wieder gesund? Die stille Epidemie der Erschöpfung
12.05.2025

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der ME/CFS-Betroffenen in Deutschland nahezu verdoppelt. Rund 600.000 Menschen leiden inzwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtkampf der Tech-Eliten: Bill Gates attackiert Elon Musk – „Er tötet die ärmsten Kinder der Welt“
12.05.2025

Ein milliardenschwerer Konflikt zwischen zwei Symbolfiguren des globalen Technologiekapitalismus tritt offen zutage. Der frühere...

DWN
Politik
Politik Pflege am Limit? Ministerin fordert Reform für mehr Eigenverantwortung
12.05.2025

Pflegekräfte sollen mehr dürfen und besser arbeiten können – das fordert Gesundheitsministerin Nina Warken zum Tag der Pflegenden....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden ungenutzt: Irischer Top-Investor fordert Einsatz von Pensionsgeldern zur Stärkung europäischer Technologie
12.05.2025

Die europäische Technologiebranche droht im globalen Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten. Der Grund: Staatlich geförderte...

DWN
Politik
Politik Geheime Waffenlieferungen: Kritik an Intransparenz – Ukrainischer Botschafter lobt Merz’ Kurs
12.05.2025

Die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz hat entschieden, Waffenlieferungen an die Ukraine künftig wieder geheim zu halten – ein...

DWN
Politik
Politik SPD-Spitze im Umbruch: Bas spricht von historischer Verantwortung
12.05.2025

Die SPD steht nach dem desaströsen Wahlergebnis von 16,4 Prozent bei der Bundestagswahl vor einem umfassenden Neuanfang. In Berlin haben...

DWN
Politik
Politik Beamte in die Rente? SPD und Experten unterstützen Reformidee
12.05.2025

Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas erhält Unterstützung aus der SPD für ihren Vorschlag, künftig auch Beamte, Selbstständige und...