Für die aktuelle Analyse hat der Informationsdienstleister CRIF annähernd drei Millionen Firmen in Deutschland untersucht. Im Zentrum der Prüfung stand die Frage nach der Finanzkraft und der Kreditwürdigkeit eines Unternehmens. Dabei hat der Informationsdienstleister die Bilanzen der Unternehmen, die Gewinn- und Verlustrechnungen, aktuelle Umsatzzahlen sowie gerichtliche Negativmerkmale analysiert. Dabei hat sich im Ergebnis die Zahl der Unternehmen mit einer schwachen Bonität im Vergleich zum Vorjahr um weitere 1,4 Prozent erhöht. Damit sind – so das Ergebnis – 305.667 Firmen als finanzschwach einzustufen, das sind mehr als zehn Prozent der untersuchten Firmen. In diesen Firmen sind insgesamt 1,92 Millionen Menschen beschäftigt.
Nach Einschätzung des Informationsdienstleisters CRIF dürften im nächsten Jahr rund 20.000 Firmen in die Insolvenz gehen. Der Durchschnitt der Firmeninsolvenzen beträgt seit 1999 knapp 26.000 Firmen im Jahr, wobei das Vorjahr mit 39.320 Insolvenzen einen Negativrekord darstellte. Hinzu kämen aber auch einfache Geschäftsaufgaben, denn für einige Unternehmen ist die wirtschaftliche Lage so schlecht, dass sie keine Zukunft mehr sehen und ihr Geschäft aufgeben, noch bevor sie in eine Insolvenz geraten.
Trotzdem will der Geschäftsführer von CRIF-Deutschland, Frank Schlein, noch nicht von einer „Insolvenzwelle“ sprechen, vielmehr sei jetzt die Rückkehr zur Normalität zu beobachten, nachdem in den vergangenen Jahren die Politik mit milliardenschweren Förder- und Unterstützungsprogrammen die Konjunktur gestützt habe.
Kleine Unternehmen besonders gefährdet
Die aktuellen Untersuchungen bestätigen indes auch den schon seit Jahren zu beobachtenden Trend, dass in allererster Linie kleine Unternehmen in Deutschland von einer Insolvenz bedroht sind. So hatten 81 Prozent der Unternehmen, die in diesem Jahr Insolvenz angemeldet haben, nicht mehr als fünf Mitarbeiter.
Bei Firmen, die 51 oder mehr Mitarbeiter hatten, lag der Anteil nur noch bei 3,3 Prozent. Gefährdete Branchen waren vor allem der Bausektor, Gastronomie, Logistik und Verkehr.
Als Grund für die anhaltend hohe Zahl an Insolvenzen gelten zu hohe Energiekosten, Probleme bei den Lieferketten, geopolitische Unsicherheiten und eine hohe Inflation. Zudem würden die Unternehmen durch gestiegene Produktionskosten, hohe Zinsen und höhere Personalausgaben belastet, erklärt der Deutschland-Geschäftsführer von CRIF, Frank Schlein.
Im Hinblick auf die regionale Verteilung der Firmen mit hohem Insolvenzrisiko zeigen sich große Unterschiede. In absoluten Zahlen stehen Nordrhein-Westfalen mit 69.796 Firmen, Bayern (39.299) und Baden-Württemberg (33.402) an der Spitze der Statistik. Bezogen allerdings auf die Firmendichte rollt auf Sachsen-Anhalt das größte Ungemach zu. Aktuell sind dort 16,9 Prozent der Unternehmen in einer finanziellen Schieflage und somit von einer drohenden Zahlungsunfähigkeit betroffen, gefolgt von Berlin (14,9 Prozent), Bremen (14,7 Prozent) und Sachsen (14,1 Prozent).
Im Geschäftsverkehr gibt es eine Reihe von Frühindikatoren, die auf eine finanzielle Schieflage eines Unternehmens hinweisen: So können eine häufige Änderung in der Geschäftsleitung oder der Bankverbindung sowie das Hinauszögern von Zahlungen durch beispielsweise ungerechtfertigte Mängelrügen.
Überdeckte Defizite
Dieses Manko wurde lange Zeit einerseits durch eine allgemein günstige Konjunktur und andererseits vor allem durch außergewöhnlich niedrige Zinssätze überdeckt. In dem Moment, indem sich dies deutlich änderte, bekamen zunehmend finanzschwache Unternehmen Probleme, ihren Verpflichtungen nachzukommen.
Die CRIF-Unternehmensgruppe, die die Untersuchung durchgeführt hat, ist einer der führenden Informationsdienstleister am deutschen Markt und unterstützt Firmen und Finanzinstitute der Digital Customer Journey, also in allen Abschnitten und Prozessen der digitalen Geschäftstätigkeit. Das CRIF-Deutschland ist Teil der weltweit operierenden CRIF-Gruppe. Das Unternehmen mit dem Sitz im italienischen Bologna beschäftigt insgesamt 6600 Mitarbeiter.