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Energieverbrauch im Gebäudebereich „geht kaum zurück"

Lesezeit: 2 min
12.12.2023 14:42  Aktualisiert: 12.12.2023 14:42
Fossile Energien dominieren weiterhin die Wärmerzeugung im Gebäudebereich, trotz Bemühungen dem entgegenzuwirken. Immobilieneigentümer fühlen sich wegen dem neuen Gebäudeenergiegesetzes unter Druck gesetzt aufgrund den damit verbundenen hohen Kosten, daher planen wenige momentan eine energetische Sanierung. Was ist jetzt nötig bei der Umstellung auf erneuerbare Energien in dem Sektor?
Energieverbrauch im Gebäudebereich „geht kaum zurück"
Die Energiewende im Gebäudesektor ist weiterhin eine große Herausforderung. (Foto: dpa)

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Trotz intensiven Bemühungen den Trend umzukehren, zeigen jüngste Daten, dass der Gebäudebereich mit rund 40 Prozent immer noch der Sektor ist, in dem die meisten CO2 Emissionen in Deutschland verursacht werden. In ihrem neuen Gebäudereport 2024 betonte die Deutsche Energie-Agentur (dena), dass fast 80 Prozent der Wärmeproduktion weiterhin auf Energieträger wie Gas und Öl entfallen.

Die Bundesregierung steuert dagegen mit dem Klimaschutzprogramm 2030, welches darauf abzielt, umweltfreundliches Verhalten zu fördern und dabei gezielt auf steuerliche Anreize setzt. Doch Corinna Enders, Vorsitzende der dena-Geschäftsführung, sagte der jüngste dena-Bericht sei ein „eindeutiger Weckruf." Der Gebäudebereich spielt weiterhin eine maßgebliche Rolle im Energieverbrauch in Deutschland.

"Um die Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen, ist ein entschlossenes Tempo bei der Umstellung auf erneuerbare Energien im Gebäudebestand unumgänglich", so Enders. "Die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes, die Bundeförderung Effiziente Gebäude sowie die neuen Regelungen zur kommunalen Wärmeplanung bieten wichtige Grundlagen, aber es bedarf jetzt der gemeinsamen Anstrengung von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, um die notwendigen Veränderungen auch umzusetzen."

Hintergrund: Eigentümer verunsichert wegen dem Gebäudeenergiegesetz

Viele Hausbesitzer fühlen sich momentan von dem Gebäudeenergiegesetz der Ampelregierung überfordert und sind unsicher, was auf sie zukommt. Wenige planen aktuell eine energetische Sanierung und wartet lieber ab, wie sich das Gesetz in Zukunft bewährt.

Laut Immoscout24 wollen 52 Prozent von Immobilienbesitzer in Deutschland vorerst keine Investitionen tätigen. Einer aktuellen Immoscout24-Umfrage zufolge wollen sich unter den Sanierungswilligen nur sieben Prozent eine moderne Heizungsanlage anschaffen und 14 Prozent eine Photovoltaik-Anlage. Dachdämmung, Außenwanddämmung und Fenster mit Doppelverglasung wollen jeweils fünf Prozent der Eigentümer als nächstes umsetzen.

Trends im Gebäudebestand: Gas- und Ölheizungen dominieren

Der dena-Gebäudereport zeigt, dass bei Neubauten von Wohngebäuden seit 2021 die Wärmepumpe als Energieträger mit einem Anteil von über 50 Prozent dominiert, gefolgt von Gas und Fernwärme.

Im Gebäudebestand hingegen dominieren Gas- und Ölheizungen: Der Energieverbrauch für Raumwärme und Warmwasser in Wohngebäuden wird weiterhin zu 66 Prozent von Öl und Gas gedeckt. Obwohl erneuerbare Energieträger in der Wärmeerzeugung an Bedeutung gewinnen, sind die bisherigen Entwicklungen nicht ausreichend, um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, so Enders. Der Anteil der installierten Wärmepumpen im gesamten Gebäudebestand für Heizung und Warmwasser lag bei nur 7,3 Prozent lag, fügte sie hinzu.

"Die Absatzzahlen von Wärmepumpen haben im Jahr 2022 mit 53 Prozent die höchsten Wachstumsraten verzeichnet, doch es werden immer noch am häufigsten Gaskessel verkauft", sagte sie. Wärmepumpen spielten eine entscheidende Rolle in der Energiewende, aber auch der Strom für ihren Betrieb müsste aus erneuerbaren Energien wie Photovoltaik stammen, um den Strombedarf vor Ort erneuerbar abzudecken.

Ersatzneubau-Herausforderungen

Laut dem Bericht ist ein weiterer herausfordernder Bereich der Ersatzneubau von Wohngebäuden, der trotz stagnierender Zahlen seit fast zehn Jahren rund 70 Prozent der Abrisse ausmacht. Den Autoren zufolge führt dies nicht nur zum Verlust von Baumaterialien, sondern auch von grauer Energie, die bei der Herstellung, dem Transport, dem Bau und Betrieb der abgerissenen Gebäude aufgewendet werden muss. "Der Neubau erfordert zudem den Einsatz weiterer grauer Energie, der sich reduzieren lässt, wenn auf recycelte, nachhaltige und regional verfügbare Baumaterialien gesetzt wird."

Die jüngsten guten Nachrichten für Hausbesitzer sind, dass die umstrittene EU-Gebäuderichtline (EPBD) milder umgesetzt wird als ursprünglich geplant. Die EPBD-Reform wurde am 7. Dezember im Trialog zwischen Unterhändlern des Parlaments und der EU-Mitgliedsländer und der Kommission vorläufig beschlossen. Jetzt müssen noch der EU-Rat und das Europaparlament formal zustimmen.

Die EU-Kommission hatte den Vorschlag zur Gebäuderichtlinie erstmals Ende 2021 vorgelegt. Die EPBD-Regelung ist Teil des Klimapakets "Fit for 55", mit dem die EU-Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent im Vergleich zu 1990 gesenkt werden sollen. Das Endziel bleibt bestehen: Bis 2050 sollen sämtliche Gebäude klimaneutrale Passivhäuser sein, also netto keinerlei CO2-Emissionen mehr verursachen. Neubauten müssen ab 2030 klimaneutral sein.


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