Politik

Bildungsausgaben steigen, Bildungsleistungen sinken

Die Bildungsausgaben in Deutschland steigen - ohne die erwünschte Wirkung zu entfalten.
14.12.2023 11:31
Aktualisiert: 14.12.2023 11:31
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Bund, Länder und Gemeinden haben auch im vergangenen Jahr mehr Geld für Schulen und Hochschulen sowie Kitas ausgegeben. Die öffentlichen Bildungsausgaben stiegen 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 5,3 Prozent auf 176,3 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag im jährlichen Bildungsfinanzbericht auf Basis vorläufiger Daten der öffentlichen Haushalte mitteilte. Damit lag der Anteil der öffentlichen Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt im vergangenen Jahr bei 4,6 Prozent.

Mit 87,5 Milliarden Euro floss rund die Hälfte der öffentlichen Bildungsausgaben in die Schulen. Ein knappes Viertel entfiel mit 40,5 Milliarden Euro auf die Kindertagesbetreuung, und gut ein Fünftel ging mit 35,4 Milliarden Euro an die Hochschulen.

Umgerechnet auf die Gesamtbevölkerung hätten die öffentlichen Haushalte damit im vergangenen Jahr insgesamt 2090 Euro je Einwohnerin und Einwohner für Bildung ausgegeben, nach 2011 Euro je Einwohner im Vorjahr. Bezogen auf die Einwohnerinnen und Einwohner unter 30 Jahren beliefen sich die Bildungsausgaben im vergangenen Jahr auf 6940 Euro pro Kopf, nach 6737 Euro im Jahr 2021.

Die Länder stemmten mit 122 Milliarden Euro gut zwei Drittel der öffentlichen Bildungsausgaben im vergangenen Jahr, das waren 5,2 Prozent mehr als 2021. Auf Gemeindeebene erhöhten sich die Aufwendungen um 6 Prozent auf insgesamt 41,8 Milliarden Euro. Die Bildungsausgaben des Bundes lagen mit 12,5 Milliarden Euro um 4,7 Prozent über dem Vorjahreswert.

Wirkung verpufft

Bemerkenswert ist, dass sich die steigenden Bildungsausgaben nicht etwa in besseren Leistungen der deutschen Schüler niederschlagen - sondern das das Gegenteil der Fall ist. Die deutschen Schülerinnen und Schüler schnitten so schlecht ab wie noch nie zuvor. Sowohl im Lesen als auch in Mathematik und Naturwissenschaften handelte es sich um die niedrigsten Werte, die für Deutschland jemals im Rahmen von Pisa gemessen wurden. Deutschlandweit nahmen 257 Schulen an der Pisa-Studie teil

Lesen Sie dazu: „Indien strebt an die Weltspitze, Deutschland davon weg“

So illustrierte die Pisa-Studie für das vergangene Jahr, dass deutsche Schüler einmal mehr gegenüber der internationalen Konkurrenz abrutschen und nur noch Mittelmaß sind. Die langfristigen Folgen dieser Entwicklung für den Wohlstand des Landes sind selbstredend negativ.

Digitale Verödung

Deutschlands schlechtes Pisa-Ergebnis hat für Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil auch mit schwierigeren Verhältnissen in vielen Familien zu tun. „Wenn ich an Schulen und Kindertagesstätten unterwegs bin, wird mir immer wieder von Familien berichtet, in denen den ganzen Tag über eine Flimmerkiste läuft, aber nicht mehr zusammen gegessen wird“, sagte der SPD-Politiker am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. „Es passiert aber ganz viel an Sprachförderung, wenn man sich schlichtweg miteinander unterhält.“

Viele Kinder hätten einen Sprachförderbedarf - „und zwar nicht nur diejenigen, die aus migrantischen Familien kommen“, sagte Weil. Der Staat müsse die Situation in vielen Familien zunehmend ausgleichen. „Diese Kompensation ist jedoch leider selten so wirksam wie das, was in Familien passieren könnte“, sagte der Regierungschef.

Überrascht habe ihn das Pisa-Ergebnis auch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie nicht. „Dass die Entwicklung von jungen Leuten und auch ihr Leistungsvermögen in der Tat beeinträchtigt worden ist, zählt ganz sicher zu den Schattenseiten der Anti-Corona-Maßnahmen“, sagte Weil.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Goldman Sachs: Europas Aktienmarkt wird die USA überholen
07.09.2025

Nach Jahren der US-Dominanz kommt die Trendwende: Goldman Sachs sieht europäische Aktien vor einem kräftigen Aufschwung. Banken,...

DWN
Finanzen
Finanzen Wertspeicher im Taschenformat: Wie Sie Edelsteine kaufen – und ob sie als Anlageklasse taugen
07.09.2025

Chris Pampel, Geschäftsführer des Deutschen Edelstein Kontors und Autor des Buches „Das 1x1 der Edelsteininvestments“, erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Experteninterview: Wie Sie mit Geld in Zeiten sinkender Zinssätze umgehen sollten
07.09.2025

Börsen und Gold auf Rekord, Inflation rückläufig – doch die Zinsen wackeln. Während Trump Druck auf die Fed macht, ringt die EZB um...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Boliden-Chef: Mikael Staffas verteidigt Trump-Stahlzölle
07.09.2025

Der CEO von Boliden, Mikael Staffas, verteidigt Trumps Stahlzölle und warnt vor der chinesischen Konkurrenz. Europa steckt in lähmender...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation zwingt Unternehmen zu klarer Preisstrategie
07.09.2025

Die Inflation zwingt Unternehmen zu heiklen Preisentscheidungen. Wer zu schnell oder zu spät reagiert, riskiert Margenverluste – oder...

DWN
Panorama
Panorama Samenernte in 40 Meter Höhe: Wie der Wald von morgen wächst
07.09.2025

Die Samenernte hoch in den Baumwipfeln ist Abenteuer, Handwerk und Zukunftsarbeit zugleich. Wer an den Samen der Tanne gelangen will,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Österreichs Maßnahmen gegen die Inflation – und die Bedeutung für Deutschland
07.09.2025

Österreich steckt in der Krise: Die Regierung verspricht Milliardenhilfen, doch bei genauerem Hinsehen bleiben nur kleine Reformen übrig....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Turbojet-Drohne: Polen präsentiert universelle Technologieplattform
06.09.2025

Polen präsentiert die Turbojet-Drohne – eine universelle Technologieplattform für Militär und Zivil. Für Deutschland stellt sich die...