Unternehmen

Chemieindustrie erwartet weiteren Rückgang der Produktion

Der Chemieindustrie in Deutschland fehlen die Aufträge und eine Erholung ist weiter nicht absehbar. Der VCI rechnet daher auch für 2024 mit einem Umsatzminus.
15.12.2023 14:33
Aktualisiert: 15.12.2023 14:33
Lesezeit: 2 min

Die mit schwacher Nachfrage kämpfende Chemieindustrie ist nach einem schwierigen Jahr auch für 2024 pessimistisch. "Wir befinden uns mitten in einem tiefen, langen Tal. Und noch ist unklar, wie lange wir es durchschreiten müssen", sagte der Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), Markus Steilemann, am Freitag in Frankfurt. Kurzfristig sei kein Aufschwung zu erwarten. Laut einer aktuellen Mitgliederumfrage rechnet fast die Hälfte der Unternehmen frühestens 2025 mit einer Besserung. "Die Nachfrage ist in einer massiven Schwächephase."

Steilemann hatte bereits im November gewarnt, dass die Branche die Talsohle wohl erreicht habe, eine Trendwende aber noch nicht sichtbar sei. Die Hoffnungen der Unternehmen ruhten daher auf 2024. Aber der Branche fehlten weiter die Aufträge, sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen für die kommenden Monate seien negativ, erklärte Steilemann nun. "Die Erholung lässt weiter auf sich warten." Für 2024 geht der VCI deshalb von einer stagnierenden Chemieproduktion aus. Der Branchenumsatz dürfte erneut sinken um drei Prozent, die Preise ebenso. Ein Drittel der Unternehmen hält allerdings eine Erholung in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres möglich.

Für 2023 erwartet der VCI unverändert einen Rückgang der chemisch-pharmazeutischen Produktion von acht Prozent. Die Kapazitätsauslastung der Branche betrage rund 77 Prozent - die Produktion liege damit nun schon seit gut zwei Jahren unterhalb der wirtschaftlich notwendigen Grundauslastung von 82 Prozent. Gleichwohl geht der VCI nun für dieses Jahr nur noch von einem Umsatzrückgang von zwölf Prozent statt wie zuletzt prognostiziert von 14 Prozent aus - da die Preise zuletzt nicht mehr so stark gefallen sind wie befürchtet.

Eine schwache Nachfrage und hohe Produktionskosten haben den Unternehmen in diesem Jahr massiv zugesetzt. Die erhoffte Erholung der Geschäfte in China nach der Corona-Pandemie blieb aus. Aus der Chemieindustrie hagelte es in diesem Jahr eine Reihe von Gewinnwarnungen, etwa von Branchenprimus BASF sowie den Spezialchemieunternehmen Lanxess und Evonik. Einer aktuellen VCI-Mitgliederumfrage zufolge verzeichnen knapp 40 Prozent Gewinneinbrüche. 15 Prozent der Firmen schrieben Verluste. "Je länger diese Situation anhält, desto mehr müssen wir damit rechnen, dass weitere Anlagen stillgelegt werden", warnte Steilemann und schloss auch Investitionsverlagerung ins Ausland oder Personalabbau nicht aus.

Von der Politik forderte der VCI erneut eine Verbesserung der Rahmenbedingungen und drängt dabei vor allem weiterhin auf einen international wettbewerbsfähigen Industriestrompreis. "Hier hat und die Politik in Stich gelassen", beklagte Steilemann. Das Strompreispaket, das nach der Einigung im Haushaltsstreit weiter geplant ist, erhalte lediglich "den Status quo". (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama EU-Prüfer sehen Schwächen im Corona-Aufbaufonds
10.05.2025

Milliarden flossen aus dem Corona-Topf, um die Staaten der Europäischen Union beim Wiederaufbau nach der Corona-Pandemie zu unterstützen....

DWN
Finanzen
Finanzen Estateguru-Desaster: Deutsche Anleger warten auf 77 Millionen Euro – Rückflüsse stocken, Vertrauen schwindet
10.05.2025

Immobilien-Crowdfunding in der Vertrauenskrise: Estateguru kann 77 Millionen Euro deutscher Anleger bislang nicht zurückführen – das...

DWN
Politik
Politik Landtagswahlen Baden-Württemberg 2026: AfD liegt vor den Grünen – eine Partei gewinnt noch mehr
09.05.2025

Die AfD überholt erstmals laut Insa-Umfrage die grüne Partei in Baden-Württemberg, die seit 13 Jahren regiert und die größte...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnquartiere als soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Ghettobildung nimmt zu
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...