Finanzen

Mieten gehen durch die Decke - die Politik muss 2024 gegensteuern

Die Experten für Immobilienwirtschaft sind sich weitgehend einig: Egal wie es am Markt weitergeht, ob die Preise für Häuser und Grundstücke sinken oder nur stagnieren, alle Indikatoren deuten daraufhin, dass die Mietpreise in Deutschland noch weiter durch die Decke gehen. Wohl dem, der im Eigentum lebt. Gut möglich, dass Käufer genau diese Erkenntnis zum Anlass nehmen, sich für den Eigentumserwerb zu entscheiden.
28.12.2023 14:31
Lesezeit: 4 min
Mieten gehen durch die Decke - die Politik muss 2024 gegensteuern
Neubaugebiet in Sehnde-Rethmar bei Hannover: Wer es sich leisten kann und keine Finanzierungsprobleme kennt, ist auch in der Krise nicht zu bremsen. (Foto: dpa) Foto: Julian Stratenschulte

Der Wohnungsmangel wächst sich zu einer fundamentalen Sozialkrise aus. Vor allem in den deutschen Großstädten sind auf den großen Suchportalen wie Immonet oder Immoscout 24 fast nur noch möblierte Wohnungen im Angebot. Wer einen Besichtigungstermin ergattert, steht nicht selten mit mehreren Dutzenden im Altbau auf der Treppe, muss geduldig warten, um Einlass zu finden, um letztlich doch nie wieder etwas vom Vermieter zu hören.

Der Frust hat inzwischen so weite Kreise gezogen, dass die dringend von der deutschen Wirtschaft gebrauchten Facharbeiter, vor einem Umzug nach Deutschland zurückschrecken, weil sich das verlockende Gehalt in der Pro- und Kontra-Abwägung durch überteuerte Mietzahlungen als Luftbuchung entpuppt. Ein Problem, dass Städte wie London oder Paris schon lange kennen.

8,4 Prozent Mietanstieg im dritten Quartal

Durch die Bank warnen Fachleute auch für das kommende Jahr 2024 mit weiter steigenden Mieten in Deutschland. Zum Jahreswechsel haben nun auch die international tätigen Makler von Jones Lang LaSalle (JLL) ihre Marktanalyse vorgelegt. „Für 2024 rechnen wir mit einer anhaltend hohen politischen Unsicherheit und sehen wenig Spielraum für Impulse im Wohnungsneubau“, sagte Roman Heidrich, bei JLL als Fachmann für Wohnimmobilien-Bewertungen zuständig.

Im dritten Quartal kletterten die Mieten in den größten acht Metropolen um 8,4 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Zum zweiten Quartal stand ein Plus von 3,8 Prozent. Auch in anderen Großstädten stiegen die Mieten im Jahresvergleich kräftig – JLL verweist insbesondere auf Mannheim (5,7 Prozent), Bonn (4,8 Prozent), Essen (5,2 Prozent) und Wuppertal (5,7 Prozent).

JLL bestätigt, was die Bürger im Land längst ahnen. Selbst in den Kleinstädten ist es deutlich enger geworden als früher. Nur dass die Zuwächse mit gut vier Prozent im Jahresvergleich und weniger als zwei Prozent zum Vorquartal gedämpfter ausfallen. „Wir gehen davon aus, dass die Mieten mittel- und langfristig weiter steigen werden, da in den meisten Regionen Deutschlands die Nachfrage auch in den nächsten Jahren das schrumpfende Angebot an neuen Wohnungen deutlich übersteigen wird“, betont Heidrich. Bestenfalls in ländlichen Regionen gibt es immer wieder erstaunliche Angebote, warum nicht wenige aus der Not heraus pendeln oder sich neuerdings auf vermehrtes Home-Office im Dorf einrichten.

Mit sinkenden Leitzinsen im neuen Jahr könnte die Preiskorrektur am Immobilienmarkt allerdings auch abrupt enden. Dass Betongold wie Blech gehandelt wird, dagegen spricht jegliche Vernunft. Bleibt die Frage, wo die Politik am Mietmarkt regulierend einschreiten kann. In den großen Städten wie Berlin war früher einmal die sogenannte Fehlbelegungsabgabe das Instrument der Wahl, um Fehlallokationen in den Beständen des sozialen Wohnungsbaus auszugleichen. Dazu war aus der Koalition bislang noch nichts zu vernehmen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
avtor1
Peter Schubert

Peter Schubert ist stellv. Chefredakteur und schreibt seit November 2023 bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Immobilienthemen. Er hat in Berlin Publizistik, Amerikanistik und Rechtswissenschaften an der Freien Universität studiert, war lange Jahre im Axel-Springer-Verlag bei „Berliner Morgenpost“, „Die Welt“, „Welt am Sonntag“ sowie „Welt Kompakt“ tätig. 

Als Autor mit dem Konrad-Adenauer-Journalistenpreis ausgezeichnet und von der Bundes-Architektenkammer für seine Berichterstattung über den Hauptstadtbau prämiert, ist er als Mitbegründer des Netzwerks Recherche und der Gesellschaft Hackesche Höfe (und Herausgeber von Architekturbüchern) hervorgetreten. In den zurückliegenden Jahren berichtete er als USA-Korrespondent aus Los Angeles in Kalifornien und war in der Schweiz als Projektentwickler tätig.

DWN
Finanzen
Finanzen Wachstum unter EU-Durchschnitt: Deutsche Wirtschaft 2026 mit vorsichtiger Erholung
17.11.2025

Die deutsche Wirtschaft startet 2026 voraussichtlich wieder durch, bleibt aber hinter dem europäischen Durchschnitt zurück. Laut der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Reiche besucht Golfstaaten: Investitionen, Erdgas und Partnerschaften im Fokus
17.11.2025

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche reist mit einer Wirtschaftsdelegation in die Golfregion, um die bilaterale Zusammenarbeit zu...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Vize warnt: KI-Hype könnte Börsenkorrektur auslösen
17.11.2025

EZB-Vizepräsident Luis de Guindos schlägt Alarm: Der aktuelle Boom rund um Künstliche Intelligenz und hoch bewertete US-Tech-Aktien...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kinderarmut in Deutschland steigt – jedes siebte Kind ist armutsgefährdet
17.11.2025

Im vergangenen Jahr waren in Deutschland 2,2 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren armutsgefährdet – das entspricht rund 15...

DWN
Politik
Politik Ein diplomatischer Sturm zwischen Japan und China. Grund: Taiwan
17.11.2025

Japans neue Premierministerin Sanae Takaichi stellt klar: Ein chinesischer Angriff auf Taiwan wäre ein direkter Angriff auf Japans...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell: Gewinnmitnahmen auf hohem Kursniveau – kurzzeitige Konsolidierung erwartet
17.11.2025

Der Goldpreis bewegt sich weiterhin auf einem historischen Hoch über der psychologisch wichtigen Marke von 4.000 ÚS-Dollar – doch erste...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Pensionsberatung: Wie Mitarbeiter an der Wut der Kunden zerbrechen
17.11.2025

Immer mehr Pensionsberater werden von wütenden Kunden angeschrien, beleidigt oder bedroht. Der Ton im Umgang mit Versicherern verroht,...

DWN
Finanzen
Finanzen Netflix-Aktienkurs deutlich günstiger: Was dahintersteckt und was Anleger nun beachten sollten
17.11.2025

Der drastische Kursrückgang der Netflix-Aktie sorgt zum Start in die neue Börsenwoche bei dem einen oder anderen Anleger für Verwirrung....