Wirtschaft

Frachtmenge im Roten Meer bricht nach Angriffen ein

Die Angriffe der Huthi-Miliz auf Containerschiffe in der neuralgischen Meerenge macht sich im Welthandel bemerkbar.
11.01.2024 09:54
Aktualisiert: 11.01.2024 09:54
Lesezeit: 2 min
Frachtmenge im Roten Meer bricht nach Angriffen ein
Auf diesem vom britischen Verteidigungsministerium am 10.01.2024 zur Verfügung gestellten Foto werden von der Brücke der HMS Diamond aus Sea-Viper-Raketen im Roten Meer abgefeuert. Foto: Uncredited

Nach wiederholten Angriffen der jemenitischen Huthi-Rebellen auf Frachtschiffe im Roten Meer ist die Menge der dort transportierten Container einer Studie zufolge eingebrochen. Die Anzahl verschiffter Container sei im Dezember um mehr als die Hälfte zurückgegangen, wie das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) am Donnerstag mitteilte. Aktuell liege das Volumen bei nur rund 200.000 Containern pro Tag. Noch im November waren es rund 500.000.

Die Huthi-Miliz rechtfertigt ihre Angriffe auf israelische Schiffe oder Schiffe in Besitz von israelischen Eignern mit ihrer Unterstützung für die Palästinenser. Die USA haben eine Militärmission ins Rote Meer entsandt, denen sich einige Verbündete angeschlossen haben.

"Die Umleitung von Schiffen aufgrund der Angriffe im Roten Meer um das Kap der Guten Hoffnung in Afrika führt dazu, dass sich die Zeit für den Transport von Waren zwischen den asiatischen Produktionszentren und den europäischen Verbrauchern deutlich um bis zu 20 Tage verlängert", sagte der Direktor des Forschungszentrums Handelspolitik, Julian Hinz. "Dies zeigt sich auch in den rückläufigen Handelszahlen für Deutschland und die EU, da transportierte Waren nun noch auf See sind und nicht wie geplant bereits in den Häfen gelöscht wurden."

Der Welthandel ist den Berechnungen zufolge von November auf Dezember preis- und saisonbereinigt um 1,3 Prozent zurückgegangen. Für die EU wird sowohl bei den Exporten (-2,0 Prozent) als auch bei den Importen (-3,1 Prozent) ein Minus vorausgesagt.

Auch im Außenhandel Deutschlands hält demnach die Schwächephase an: Exporte (-1,9 Prozent) und Importe (-1,8 Prozent) gingen abermals zurück. Chinas Handel wächst gegen den Trend: Exporte (+1,3 Prozent) und Importe (+3,1 Prozent) zeigen nach oben. "Ein Grund dafür dürfte im bevorstehenden chinesischen Neujahrsfest liegen, das die Handelsumsätze nach oben treibt", hieß es.

Teurer Umweg

Statt durch das Rote Meer fahren die Schiffe nun um Afrika und das Kap der Guten Hoffnung. Der Umweg nimmt den Angaben nach sieben bis 20 Tage in Anspruch. Die verlängerte Fahrzeit hat die Frachtraten deutlich erhöht: Der Transport eines 40-Fuß-Standardcontainers zwischen China und Nordeuropa koste aktuell mehr als 4000 US-Dollar, nach rund 1500 Dollar im November. Der aktuelle Preis ist allerdings noch weit entfernt von den Ausschlägen während der Corona-Pandemie, als der Transport eines Containers auf dieser Route bis zu 14.000 Dollar kostete.

"Entsprechend sind trotz merklichem Anstieg der Transportkosten keine spürbaren Folgen für die Verbraucherpreise in Europa zu erwarten, zumal der Anteil der Frachtkosten am Warenwert hochpreisiger Artikel etwa im Bereich Consumer-Elektronik nur im Promillebereich liegt", sagte IfW-Experte Hinz. Die Situation sei nicht mit dem Umfeld während des Evergiven-Unglücks im Suezkanal und der Pandemie vergleichbar, als Lockdowns zu einem Einbruch des Warenangebots führten und gleichzeitig die Nachfrage in Europa nach oben schnellte.

"Außer einer aktuell etwas längeren Lieferzeit für Produkte aus Fernost und erhöhten Frachtkosten, auf die sich das Containerschiffnetzwerk schnell einstellen dürfte, sind keine negativen Folgen für den weltweiten Handel zu erwarten", so Hinz.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenz: Möbelhersteller Nolte macht dicht - rund 240 Beschäftigte verlieren ihre Existenz
07.05.2025

Abschied von Schlafzimmern made in Germany: Der Möbelhersteller Nolte in Germersheim wird sein Werk voraussichtlich schließen. Der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Novo Nordisk im freien Fall: Ist der Kursrutsch eine Kaufchance oder der Anfang vom Ende?
07.05.2025

Ein europäischer Pharmariese steht unter Druck: Der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk hat wegen des scharfen Wettbewerbs rund um...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Dominanz im globalen Automobilsektor: Warum China die europäische Automobilindustrie vernichten wird
07.05.2025

Mit voller staatlicher Unterstützung, technologischem Vorsprung und aggressiver Expansion erobern chinesische Autobauer den Weltmarkt –...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bonpflicht: Top oder Flop? Geplantes Ende der Bonpflicht sorgt für Freude und Ärger
07.05.2025

Steuerbetrug und Papiermüll: Seit ihrer Einführung vor knapp fünf Jahren blieb die Pflicht, auch für kleine Einkäufe Kassenbons...

DWN
Politik
Politik EU-Gasverbot: EU will russisches Gas verbieten – doch das Völkerrecht steht im Weg
07.05.2025

Die EU-Kommission plant ein Verbot für russisches Gas – bis spätestens Ende 2027 sollen sämtliche Lieferungen gestoppt werden. Doch...

DWN
Politik
Politik Nach Rumpel-Wahlstart: Kanzler Merz in Paris und Warschau - Macron: Deutsch-französischer Sicherheitsrat geplant
07.05.2025

Auf den ersten Besuch von Friedrich Merz als Bundeskanzler in Paris wird dennoch hoffnungsvoll geblickt. Frankreichs Präsident Macron will...

DWN
Panorama
Panorama Im Vatikan läuft die Papstwahl: Konklave könnte mehrere Tage dauern - die Hintergründe
07.05.2025

Streng geheim und streng ritualisiert: Seit diesem Mittwoch versammeln sich 133 Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle zum...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz: So stärken Führungskräfte das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter
07.05.2025

Psychische Erkrankungen gelten laut dem DAK-Gesundheitsreport 2023 als der dritthäufigste Grund für Krankschreibungen. Umso wichtiger...