Wirtschaft

Weltgrößte Reederei meidet Rotes Meer auf unbestimmte Zeit

Die größte Reederei der Welt wird das Rote Meer auf unbestimmte Zeit meiden. 17 andere Unternehmen tuen es ihr gleich. Als Folge steigen die Frachtraten.
05.01.2024 14:21
Aktualisiert: 05.01.2024 14:21
Lesezeit: 2 min
Weltgrößte Reederei meidet Rotes Meer auf unbestimmte Zeit
18 Reedereien meiden inzwischen das Rote Meer. (Foto: dpa) Foto: Jonas Walzberg

Die dänische Reederei Maersk will wegen der unsicheren Lage im Roten Meer das Seegebiet im Nahen Osten weiter meiden. "Die Lage entwickelt sich ständig und schwankt sehr stark ", teilte das Unternehmen am Freitag mit. Das Sicherheitsrisiko liege weiter auf einem deutlich erhöhten Niveau. Seine Schiffe werde der Konzern deshalb auf absehbare Zeit um das Kap der Guten Hoffnung an der Spitze Südafrikas umleiten. In diesem Zusammenhang stimmte Maersk seine Kunden auf anhaltende Spannungen in der Region und erhebliche Störungen in den weltweiten Lieferketten ein.

Maersk hatte trotz des jüngsten Angriffs von Huthi-Rebellen auf einen seiner Frachter im Roten Meer über eine mögliche Nutzung der Route beraten. Die Reederei stützte sich auf die von den USA angeführte multinationale Sicherheitsinitiative OPG, die den Seehandel durch das Rote Meer und den Golf von Aden ermöglichen soll.

Der deutsche Rivale Hapag-Lloyd hatte am Dienstag seine Flotte für mindestens eine weitere Woche umgeleitet. Am nächsten Dienstag will das Hamburger Unternehmen erneut darüber entscheiden, ob die Schiffe weiter über das Kap der Guten Hoffnung umgeleitet werden sollen.

Im Jemen haben sich die Huthi-Rebellen mit der radikal-islamischen Hamas im Gazastreifen solidarisch erklärt und wiederholt Schiffe vor der von ihnen kontrollierten Küste attackiert, um damit Israels Seehandel zu schaden. Wegen der umgeleiteten Schiffe zwischen Asien und Nordeuropa rechnen Experten für jede Fahrt mit einer zusätzlichen Dauer von zehn Tagen und erhöhten Kosten für Treibstoff von bis zu einer Million Dollar

18 Unternehmen meiden Rotes Meer

Nach mehreren Angriffen auf Handelsschiffe meiden nach Angaben der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation IMO 18 Logistik-Unternehmen die Route durch das Rote Meer. Es handle sich um eine "beträchtliche Anzahl von Unternehmen", die bereits beschlossen hätten, ihre Schiffe um Südafrika herum umzuleiten, "um die Angriffe auf Schiffe und natürlich auch die Auswirkungen, die sich insbesondere auf Seeleute ergeben, zu verringern", sagte IMO-Generalsekretär Arsenio Dominguez am Mittwoch vor dem Weltsicherheitsrat in New York.

Für den Welthandel gilt das Rote Meer als einer der wichtigsten Schifffahrtswege, weil es das Mittelmeer über den Suezkanal in Ägypten mit dem Indischen Ozean verbindet.

Am Samstagabend war das Maersk-Schiff "Maersk Hangzhou" von einem Objekt getroffen worden, nachdem es die Meerenge Bab al-Mandab passiert hatte. Das Schiff konnte seinen Kurs laut dem Unternehmen zunächst fortsetzen, später näherten sich aber vier Boote, von denen aus geschossen und versucht wurde, auf das Frachtschiff zu gelangen. Mithilfe eines amerikanischen Militärhubschraubers und des Sicherheitsteams des Schiffs wurde der Angriff demnach erfolgreich abgewehrt.

Die Angriffe stellten ein "erhebliches internationales Problem" dar, beklagten am Mittwoch die Regierungen von zwölf Ländern, darunter von Deutschland und den USA, in einer gemeinsamen Erklärung. Fast 15 Prozent des internationalen Seehandels nutzt demnach das Rote Meer als Seeweg; die Route sei wichtig für den Handel von Getreide, Erdöl und Flüssigerdgas.

Hapag-Lloyd: Kosten steigen

Deutschlands größte Container-Reederei Hapag-Lloyd muss wegen der Vermeidung des Suezkanals höhere Kosten auf sich nehmen und erhebt weitere Zuschläge für ihre Kunden. Alleine für die 25 zwischen dem 18. und 31. Dezember umgeleiteten Hapag-Lloyd-Schiffe seien Mehrkosten in zweistelliger Millionenhöhe entstanden, sagte ein Unternehmenssprecher am Freitag auf Anfrage.

Für die Kunden gebe es weitere Aufschläge, die direkt im Zusammenhang mit der angespannten Sicherheitslage im Roten Meer stünden. Die Höhe der Zuschläge hänge vom Fahrtgebiet ab. Je nach Route komme es zudem zu Verzögerungen zwischen einer Woche und drei Wochen.

Großen Spielraum, dies zu ändern, sieht Hapag-Lloyd nicht. "Da lässt sich leider wenig gegensteuern, allenfalls schneller fahren, was wir teilweise tun, aber was wiederum den Treibstoffverbrauch erhöht", erklärte der Sprecher. Auf den Strecken von Fernost ins Mittelmeer, nach Nordeuropa und zur US-Ostküste gebe es keine Alternativen zur Umleitung über das Kap der Guten Hoffnung an der Spitze Südafrikas.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Positive Nachrichten für den XRP ETF: Moon Hash Automatic Income Plan

Analysten prognostizieren einen potenziellen Kurssprung bei XRP, der einen raschen Marktwechsel hin zur intelligenten...

DWN
Politik
Politik Rentenpaket 2025 beschlossen: Wirtschaft hält es für „unfinanzierbar“ – die zentralen Bausteine
14.12.2025

Das von der Bundesregierung beschlossene Rentenpaket soll am 19. Dezember vom Bundesrat bestätigt werden. Was es genau beinhaltet und...

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie: Warum der Chipriese plötzlich um seinen Ruf kämpfen muss
14.12.2025

Die enormen Kursgewinne von Nvidia haben den Chipkonzern zum Symbol eines Marktes gemacht, der zwischen technologischem Fortschritt und...

DWN
Finanzen
Finanzen Averaging down: Billig, billiger, "verbilligen" – Chance oder Anlegerfalle?
14.12.2025

"Verbilligen" klingt nach Schnäppchen – doch an der Börse ist billig nicht automatisch gut. Viele Vermögensverwalter empfehlen...

DWN
Finanzen
Finanzen Trennungsunterhalt: Wann es einen Unterhaltsanspruch zwischen Ehepartnern gibt
14.12.2025

Kommt es zu einer Trennung in der Ehe, kann unter bestimmten Bedingungen der finanziell schwächer gestellte Ehepartner vom anderen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gasversorgung in Deutschland: Das Für und Wider der Gasspeicherung
14.12.2025

Vor ein paar Jahren liefen wir Gefahr, im Winter zu frieren, denn bei schlechten Witterungsbedingungen einem und hohem Verbrauch bestand...

DWN
Politik
Politik Die entstellte Seele Europas. Wie ein ganzer Kontinent seine Richtung verliert
14.12.2025

Ganze 210 Milliarden Euro stehen auf dem Spiel. Die EU sucht einen Weg, russische Vermögenswerte zu nutzen, Belgien fürchtet Vergeltung...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Eurowind-Rückzug erschüttert US-Markt: Warum Europa nun wichtiger ist
14.12.2025

Der überraschende Rückzug des dänischen Energieparkentwicklers Eurowind aus den Vereinigten Staaten trifft eine Energiebranche, die...

DWN
Panorama
Panorama Feiertage 2026: Alle Termine, Brückentage und Regeln – wie Sie am besten profitieren
13.12.2025

Die Feiertage 2026 liegen günstig und ermöglichen viele lange Wochenenden. Wer früh plant, kann deshalb Brückentage optimal nutzen....