Mit knapp 69 Milliarden Euro Umsatz 2023 ist die BASF SE deutlich unter den prognostizierten 73 bis 79 Milliarden Euro geblieben. Auch der EBIT-Gewinn, vor Zinsen, Steuern und Sonderabgaben, bleibt deutlich unter den Erwartungen. Mit wohl 3,8 Milliarden Euro wurde das Gewinnziel von 4 bis 4,4 Milliarden Euro weit verfehlt. Dabei ist insbesondere auch der Abstand zum Vorjahr 2022 groß. Hier lag der Umsatz noch bei über 87 Milliarden Euro und der EBIT-Gewinn bei 6,9 Milliarden.
BASF-Aktie: Preisdruck, Auftragsflaute und hohe Kosten belasten
Die bereits umfangreich eingeleiteten Sparmaßnahmen 2023 konnten die sehr niedrigen Gewinnmargen nicht auffangen. Speziell China stellt ein Problem dar. BASF hatte besonders im zweiten Halbjahr 2023 mit Aufholeffekten nach der Pandemie gerechnet, die jedoch ausblieben. China sitzt auf Überkapazitäten, die sie nach Europa liefern. Dies führt hier zu einem enormen Preisdruck.
Auch der hohe Preisschub bei Energie macht dem Konzern zu schaffen. Zusätzlich kämpft es durch die generelle Konjunkturflaute mit einer nachlassenden Nachfrage nach seinen Produkten, die den Grundstoff für viele weitere Güter bilden.
Die BASF-Aktie reagierte sehr volatil auf die enttäuschenden Zahlen vom vergangenen Freitag. Zum Start in die neue Handelswoche gab das Papier um 0,5 Prozent nach, in den ersten drei Wochen des Jahres 2024 büßte der Aktienkurs annähernd 10 Prozent ein.
Chemie-Krise läuft branchenweit
BASF steht in der Krise nicht allein da. Die gesamte Chemiebranche leidet unter einer schwachen Nachfrage, auch im Auslandsgeschäft, und steigenden Energiekosten. Die vom ifo-Institut ermittelte Branchenstimmung ist im Keller. Sie ist im Dezember 2023 auf -15,2 Punkte gefallen. Ein Aufwärtstrend ist dabei noch nicht in Sicht. Die ungünstigen Aussichten schlagen sich auch bei der Beschäftigung nieder. Hier wird ein noch größerer Personalabbau erwartet.
Auch 2024 wird für die Branche ein schwieriges Jahr werden. BASF erwirtschaftete die Hälfte seines operativen Gewinns 2023 im ersten Quartal. Im laufenden Jahr wird deshalb auch nicht mit einer Verbesserung zu rechnen sein.
Zusätzliche Lieferengpässe durch Unruhen im Roten Meer
Containerschiffe werden nach den Angriffen der jemenitischen Huthis nicht mehr durch das Rote Meer und den Suezkanal geleitet, sondern um Afrika herum. Für die deutsche Chemiebranche, die immerhin die größte in Europa ist, sind die Lieferverzögerungen mittlerweile spürbar. Für einige Unternehmen bedeutet dies eine Drosselung der Produktionskapazitäten.
Auch Unternehmen wie Evonik oder die Gechem GmbH, die für große Industriekunden Chemikalien mischt, müssen sich auf höhere Transportkosten und Lieferverzögerungen einstellen. Andere Unternehmen der Branche sind zwar weniger von Lieferverzögerungen betroffen, wohl aber von den höheren Kosten für den Transport.
Die Transportprobleme durch die Unruhen im Roten Meer treffen die Chemiebranche zu einer Zeit, in der sie aufgrund der allgemeinen Rezession und auch den hohen Energiekosten sowieso schon unter Druck steht.
Chemiebranche ist stark mittelständisch geprägt
Annähernd 2.000 Unternehmen gehören deutschlandweit zur Chemiebranche. Mehr als 90 Prozent davon sind kleine und mittelständische Unternehmen mit weniger als 500 Beschäftigten. Sie erwirtschaften rund 27 % des Umsatzes der Branche. Ein Drittel aller Mitarbeiter der Branche ist hier beschäftigt.
Dabei sind innerhalb der Chemiebranche die Mittelständler weniger die Zulieferer der Großunternehmen als vielmehr ihre Kunden. Die Großunternehmen der Chemie liefern die Vorprodukte, die dann im Mittelstand zu Fertigprodukten weiterverarbeitet werden. Die KMU sind dabei in sehr vielen unterschiedlichen Produktbereichen tätig. Diese reichen von Arzneimitteln, Wasch- und Reinigungsmitteln, Farben, Lacken, Klebstoffen bis hin zu Schuh- und Möbelpolituren.