Politik

Transatlantik-Koordinator zu US-Wahl - Europa muss handlungsfähiger werden

Die Bundesregierung ist gut neun Monate vor der US-Präsidentschaftswahl um Kontakte mit den oppositionellen Republikanern des wahrscheinlichen Kandidaten Donald Trump bemüht. Das dürfte aber nicht ausreichen!
29.01.2024 09:29
Aktualisiert: 29.01.2024 09:29
Lesezeit: 1 min

Zugleich werde nach Wegen gesucht, wie Europa vor allem in der Sicherheitspolitik eigenständiger agieren könne, sagte der Transatlantik-Koordinator des Auswärtigen Amts, Michael Link, in einem am Sonntag veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuter. Zentrales Interesse Deutschlands sei, innerhalb der Europäischen Union Mehrheitsentscheidungen in der Außen- und Sicherheitspolitik durchzusetzen, sagte Link.

„Wir müssen als Europäer selbst handlungsfähiger werden, unabhängig davon, wer die Wahl in den USA gewinnt“, betonte der FDP-Politiker. Bundeskanzler Olaf Scholz hat zwar bereits öffentlich gesagt, dass er eine zweite Amtszeit von US-Präsident Joe Biden einer Renaissance Trumps bevorzugen würde. Link betonte indes: „Wir beschäftigen uns als Bundesregierung natürlich intensiv mit den politischen Positionen in den USA, sowohl der Demokraten, als auch der Republikaner.“ So pflege die Regierung auf unterschiedlichsten Ebenen Kontakte auch jenseits der aktuellen Regierung. Link nannte dabei etwa die republikanischen Gouverneure der Staaten Texas, Arkansas und Oklahoma.

„Wir müssen uns die Frage stellen, wo liegen die gemeinsamen Interessen, etwa im Handelsbereich?" sagte Link. In der ersten Präsidentschaft Trumps hatte es in diesem Feld Streitigkeiten zwischen den USA und der EU gegeben. Generell sei es aber „wichtig, dass wir die europäischen Fähigkeiten stärken“, betonte der FDP-Politiker. „Wir brauchen in der Europäischen Union Entscheidungen in der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik mit qualifizierter Mehrheit, das ist eine Priorität Deutschlands.“ Bislang ist für solche Entscheidungen die Einstimmigkeit der 27 Mitgliedstaaten erforderlich.

„Damit kann man in den USA punkten“

Ungarn etwa blockiert derzeit weitere Milliardenhilfen für die Ukraine. Ministerpräsident Viktor Orban wird eine Nähe zu Russland nachgesagt. Auch der neue slowakische Ministerpräsident Robert Fico tendiert in diese Richtung. „Die Einigkeit in EU und Nato ist wichtig, nicht nur vor dem Hintergrund der anstehenden US-Wahlen, sondern auch angesichts ständiger russischer Spaltungsversuche“, sagte Link. Mit Blick auf Deutschland sagte er: „Mit der Einhaltung des Zwei-Prozent-Ziels und einer deutschen Brigade in Litauen, damit kann man in den USA punkten, und das stärkt auch die Abschreckung gegenüber dem Regime Putins.“

Die Bundesregierung will auf Dauer das Nato-Ziel einhalten, mindestens zwei Prozent der Wirtschaftsleistung in das Militär zu investieren. Zudem soll in Litauen eine Brigade der Bundeswehr mit 4800 Soldatinnen und Soldaten dauerhaft stationiert werden. „Wir denken gemeinsam mit den USA und europäischen Partnern kontinuierlich darüber nach, wie wir die Ukraine noch stärker unterstützen können“, betonte Link. „Dazu zählt beispielsweise auch, dass wir unsere Produktionskapazitäten im Munitionsbereich hochfahren.“ (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Steuern, Deutschlandticket, Musterung – die Änderungen 2026 im Überblick
27.12.2025

2026 bringt spürbare Änderungen bei Lohn, Rente, Steuern und Alltag. Manche Neuerungen entlasten, andere verteuern Mobilität oder...

DWN
Panorama
Panorama Keine Monster, keine Aliens: Prophezeiungen für 2025 erneut widerlegt
27.12.2025

Düstere Visionen und spektakuläre Vorhersagen sorgen jedes Jahr für Schlagzeilen – doch mit der Realität haben sie meist wenig zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen E-Mail-Betrug im Mittelstand: Die unterschätzte Gefahr im Posteingang – und welche Maßnahmen schützen
27.12.2025

E-Mail-Betrug verursacht im Mittelstand mehr Schäden als Ransomware. Stoïk, ein auf Cybersecurity spezialisiertes Unternehmen, zeigt,...

DWN
Technologie
Technologie China überholt Europa: Wie europäische Energieprojekte den Aufstieg befeuerten
27.12.2025

Europa hat in den vergangenen Jahrzehnten erheblich zum Aufbau der chinesischen Industrie beigetragen, ohne die langfristigen Folgen zu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Hoffnung auf den Aufschwung: Kann 2026 die Wirtschaftswende bringen?
27.12.2025

Nach mehreren Jahren der Stagnation und anhaltend schlechter Stimmung in vielen Branchen richtet sich der Blick der deutschen Wirtschaft...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handelspolitik ist von Unsicherheit geprägt: Experten erwarten weniger Investitionen
27.12.2025

Die Unsicherheiten in der Handelspolitik lassen die Investitionen schrumpfen und führen zu Wachstumsverlusten. Zölle schaden der...

DWN
Finanzen
Finanzen KI-Blase: Warum der Hype um die Nvidia und Co. gefährlich werden könnte
27.12.2025

Die weltweite Euphorie rund um künstliche Intelligenz treibt Aktien wie Nvidia und Microsoft in immer neue Höhen und heizt die Diskussion...

DWN
Finanzen
Finanzen Inflationskrise USA: Warum 2026 zum gefährlichsten Jahr werden könnte
26.12.2025

Die Warnung eines führenden Ökonomen zeichnet ein düsteres Bild für die USA. Die Rückkehr einer hartnäckigen Inflationswelle könnte...