Unternehmen

Krebsforschung: Deutschland ist Spitzenreiter in Europa - noch!

Deutschland behauptet seine Spitzenstellung in Europa beim Kampf gegen Krebs. 23 Prozent der Patentanmeldungen im Bereich der Krebsbekämpfung kommen aus Deutschland. Dies ergab die jüngste Untersuchung des Europäischen Patentamtes (EPA). Weltweit liegt Deutschland an vierter Stelle. Es gibt aber nicht nur gute Nachrichten.
Autor
05.02.2024 14:25
Aktualisiert: 05.02.2024 14:25
Lesezeit: 2 min
Krebsforschung: Deutschland ist Spitzenreiter in Europa - noch!
Krebsforschung: Deutschland ist Spitzenreiter in Europa - hier wird ein Patient an einem MRT vorbereitet. (Foto: dpa) Foto: Bernd Wüstneck

Die neue EPA-Studie „Patente und Erfindungen gegen Krebs“ zeigt auf, dass gerade in den vergangenen Jahren der Kampf gegen die heimtückische Krankheit immer stärker intensiviert wurde. So seien in den vergangenen 50 Jahren mehr als 140.000 Erfindungen auf diesem Gebiet bekannt gemacht worden. Im Untersuchungszeitraum zwischen 2002 und 2021 belegt Deutschland im internationalen Vergleich mit insgesamt 9.375 Patentanmeldungen den vierten Platz, hinter den mit weitem Abstand führenden USA - fast 50 Prozent aller zum Patent angemeldeten Erfindungen entfallen auf amerikanische Firmen und Forschungseinrichtungen. China und Japan folgen auf den Plätzen zwei und drei. Dabei nimmt der Kampf gegen diese Krankheit weltweit immer stärker an Fahrt auf: Zwischen 2015 und 2021 nahm die Zahl der Erfindungen zu Krebserkrankungen um 70 Prozent zu.

Deutsche Unternehmen stark bei der Bildverarbeitung

Eine besonders starke Stellung nimmt Deutschland beim Einsatz modernster Bildverarbeitungstechniken ein, die bei der Früherkennung eines Tumors eine wesentliche Rolle spielen können. Aber auch in der Diagnostik gehört Deutschland international zu den wichtigsten Playern. Dabei spielen in Deutschland die Konzerne Bayer und Siemens eine herausragende Rolle, die Platz sechs und sieben weltweit auf dem Gebiet der Krebsforschung einnehmen. Während Bayer seinen Schwerpunkt bei der Entwicklung innovativer Krebstherapien hat, konzentriert sich Siemens auf die Entwicklung der Diagnostik. In Deutschland selbst zählen noch die Unternehmen Merck, Boehringer Ingelheim, BASF, Biontech und Brainlab zu den führenden Anbietern auf diesem Feld.

Unter den europäischen Ländern haben die deutschen Anbieter zwar in den vergangenen zwei Jahrzehnten ihre Führungsposition behaupten können. Jedoch hat sich im vergangenen Jahrzehnt Großbritannien deutlich verbessert und konnte in diesem Zeitraum die Zahl seiner Anmeldungen verdoppeln. Das Vereinigte Königreich liegt damit inzwischen nur noch knapp hinter Deutschland.

Großbritannien macht Deutschland Konkurrenz

Diese Entwicklung kommt nicht überraschend: Großbritannien verfügt über eine ausgezeichnete Forschungslandschaft; die Universitäten Oxford und Cambridge gehören zu den besten der Welt, zudem sind die Datenschutzbestimmungen auf der Insel deutlich weniger restriktiv als in Deutschland. Das Unternehmen Biontech, das eine Spitzenposition in der Coronaforschung einnimmt, hat sich nicht zuletzt deshalb dazu entschieden, seine Krebsforschung von Deutschland nach Großbritannien zu verlagern.

Der Co-Autor der EPA-Studie, Ilja Rudyk, erklärte gegenüber den Deutschen Wirtschaftsnachrichten, dass es in den vergangenen Jahren besonders in drei Bereichen die sichtbarsten Fortschritte gegeben habe. Zum einen in der gezielten Krebstherapie. Darunter versteht man die Verfahren, mit denen gezielt Krebszellen angegriffen werden, ohne die gesunden Zellen zu beschädigen. Zum zweiten ist es die Immuntherapie. Bei dieser Therapie wird das körpereigene Immunsystem dazu genutzt, den Tumor zu bekämpfen. Und zum Dritten ist es, so Rudyk, der Bereich der Diagnostik. Hier habe sich besonders auf dem Feld der Flüssigbiopsien, bei denen zum Beispiel Blutproben auf Tumorzellen oder auf Tumor-DNA untersucht werden, sehr viel getan.

Krebs-Diagnostik: Deutschland führend in Europa

Gerade im Bereich der Diagnostik hat Deutschland weltweit eine sehr starke Stellung“, so der Autor der Studie Rudyk. Ein Durchbruch in diesem Bereich könne dazu führen, dass Krebs schon in einem sehr frühen Stadium erkannt und deshalb erfolgreich bekämpft werde. „Seit etwa dem Jahr 2015 sehen wir insgesamt auf dem Feld der Diagnostik ganz erhebliche Fortschritte. Und diese Fortschritte können die Möglichkeiten für die Auswahl der erfolgreichen Therapie in wesentlicher Weise verbessern.“

Gerade im Bereich der Diagnostik nehmen deutsche Firmen und Forschungseinrichtungen wie Siemens, Brainlab oder die Fraunhofer Gesellschaft weltweit eine Spitzenstellung ein. Jedoch sei zu beobachten, dass Deutschlands immer noch starke Stellung sich vor allem auf die bildgebende Diagnostik beziehe. In den anderen Bereichen sei jedoch festzustellen, dass Deutschland Gefahr laufe, den Anschluss an die Weltspitze zu verlieren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Kurse unter Druck: Markt reagiert panisch auf Nahost-Eskalation
13.06.2025

Explodierende Spannungen im Nahen Osten bringen den Kryptomarkt ins Wanken. Bitcoin fällt, Ether bricht ein – Anleger flüchten panisch...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland: Zahl neuer Insolvenzen rückläufig
13.06.2025

Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland zeigt erstmals seit langem eine leichte Entspannung. Wird dieser Trend anhalten oder drohen neue...

DWN
Finanzen
Finanzen BYD-Aktie unter Strom: Chinas Tesla will Europas Ladeinfrastruktur überrollen
13.06.2025

BYD greift frontal an: Mit Megawatt-Ladern will Chinas Elektrogigant Europas Infrastruktur dominieren – Tesla bekommt ernsthafte...

DWN
Politik
Politik Neue Waffengattung: Russland baut eigene Drohnentruppen auf
13.06.2025

Russland stellt eigene Drohnentruppen auf und folgt damit einem entscheidenden Schritt der Ukraine. Unbemannte Systeme gewinnen im...

DWN
Politik
Politik Iran-Israel-Konflikt eskaliert: Steht ein umfassender Krieg bevor?
13.06.2025

Der Iran-Israel-Konflikt verschärft sich dramatisch. Nach Israels Angriff auf Atomanlagen reagiert Teheran. Im jahrelangen Streit um das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland: Inflation bleibt leicht über der Zwei-Prozent-Schwelle
13.06.2025

Die Inflation in Deutschland bleibt stabil knapp über zwei Prozent. Wie wirkt sich die Preisentwicklung auf Energie, Lebensmittel und...

DWN
Finanzen
Finanzen Börse aktuell: DAX-Kurs nach israelischem Angriff auf Iran deutlich schwächer
13.06.2025

Die Börse aktuell reagiert nervös auf den israelischen Angriff auf den Iran. Wie belastet die geopolitische Krise den DAX-Kurs und den...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell nahe dem Rekordhoch: Israel greift Irans Atomanlagen an - Iran schlägt umgehend zurück
13.06.2025

Der Goldpreis ist am Freitagmorgen kräftig nach oben geklettert und hat sein Allzeithoch ins Visier genommen. Nach dem Angriff Israels auf...