Die neue EPA-Studie „Patente und Erfindungen gegen Krebs“ zeigt auf, dass gerade in den vergangenen Jahren der Kampf gegen die heimtückische Krankheit immer stärker intensiviert wurde. So seien in den vergangenen 50 Jahren mehr als 140.000 Erfindungen auf diesem Gebiet bekannt gemacht worden. Im Untersuchungszeitraum zwischen 2002 und 2021 belegt Deutschland im internationalen Vergleich mit insgesamt 9.375 Patentanmeldungen den vierten Platz, hinter den mit weitem Abstand führenden USA - fast 50 Prozent aller zum Patent angemeldeten Erfindungen entfallen auf amerikanische Firmen und Forschungseinrichtungen. China und Japan folgen auf den Plätzen zwei und drei. Dabei nimmt der Kampf gegen diese Krankheit weltweit immer stärker an Fahrt auf: Zwischen 2015 und 2021 nahm die Zahl der Erfindungen zu Krebserkrankungen um 70 Prozent zu.
Deutsche Unternehmen stark bei der Bildverarbeitung
Eine besonders starke Stellung nimmt Deutschland beim Einsatz modernster Bildverarbeitungstechniken ein, die bei der Früherkennung eines Tumors eine wesentliche Rolle spielen können. Aber auch in der Diagnostik gehört Deutschland international zu den wichtigsten Playern. Dabei spielen in Deutschland die Konzerne Bayer und Siemens eine herausragende Rolle, die Platz sechs und sieben weltweit auf dem Gebiet der Krebsforschung einnehmen. Während Bayer seinen Schwerpunkt bei der Entwicklung innovativer Krebstherapien hat, konzentriert sich Siemens auf die Entwicklung der Diagnostik. In Deutschland selbst zählen noch die Unternehmen Merck, Boehringer Ingelheim, BASF, Biontech und Brainlab zu den führenden Anbietern auf diesem Feld.
Unter den europäischen Ländern haben die deutschen Anbieter zwar in den vergangenen zwei Jahrzehnten ihre Führungsposition behaupten können. Jedoch hat sich im vergangenen Jahrzehnt Großbritannien deutlich verbessert und konnte in diesem Zeitraum die Zahl seiner Anmeldungen verdoppeln. Das Vereinigte Königreich liegt damit inzwischen nur noch knapp hinter Deutschland.
Großbritannien macht Deutschland Konkurrenz
Diese Entwicklung kommt nicht überraschend: Großbritannien verfügt über eine ausgezeichnete Forschungslandschaft; die Universitäten Oxford und Cambridge gehören zu den besten der Welt, zudem sind die Datenschutzbestimmungen auf der Insel deutlich weniger restriktiv als in Deutschland. Das Unternehmen Biontech, das eine Spitzenposition in der Coronaforschung einnimmt, hat sich nicht zuletzt deshalb dazu entschieden, seine Krebsforschung von Deutschland nach Großbritannien zu verlagern.
Der Co-Autor der EPA-Studie, Ilja Rudyk, erklärte gegenüber den Deutschen Wirtschaftsnachrichten, dass es in den vergangenen Jahren besonders in drei Bereichen die sichtbarsten Fortschritte gegeben habe. Zum einen in der gezielten Krebstherapie. Darunter versteht man die Verfahren, mit denen gezielt Krebszellen angegriffen werden, ohne die gesunden Zellen zu beschädigen. Zum zweiten ist es die Immuntherapie. Bei dieser Therapie wird das körpereigene Immunsystem dazu genutzt, den Tumor zu bekämpfen. Und zum Dritten ist es, so Rudyk, der Bereich der Diagnostik. Hier habe sich besonders auf dem Feld der Flüssigbiopsien, bei denen zum Beispiel Blutproben auf Tumorzellen oder auf Tumor-DNA untersucht werden, sehr viel getan.
Krebs-Diagnostik: Deutschland führend in Europa
Gerade im Bereich der Diagnostik hat Deutschland weltweit eine sehr starke Stellung“, so der Autor der Studie Rudyk. Ein Durchbruch in diesem Bereich könne dazu führen, dass Krebs schon in einem sehr frühen Stadium erkannt und deshalb erfolgreich bekämpft werde. „Seit etwa dem Jahr 2015 sehen wir insgesamt auf dem Feld der Diagnostik ganz erhebliche Fortschritte. Und diese Fortschritte können die Möglichkeiten für die Auswahl der erfolgreichen Therapie in wesentlicher Weise verbessern.“
Gerade im Bereich der Diagnostik nehmen deutsche Firmen und Forschungseinrichtungen wie Siemens, Brainlab oder die Fraunhofer Gesellschaft weltweit eine Spitzenstellung ein. Jedoch sei zu beobachten, dass Deutschlands immer noch starke Stellung sich vor allem auf die bildgebende Diagnostik beziehe. In den anderen Bereichen sei jedoch festzustellen, dass Deutschland Gefahr laufe, den Anschluss an die Weltspitze zu verlieren.