Die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen steht auf dem Prüfstand. Die fetten Jahre für Industrie und Unternehmen scheinen in Deutschland vorbei zu sein. Die Herausforderungen wachsen. Sei es Fachkräftemangel, Pandemie oder hohe Energiekosten, der Erfolgskurs vieler Unternehmen endete abrupt in den letzten Jahren. Daher stellt sich die Frage, welche Unternehmen werden auch in einigen Jahren noch erfolgreich sein. Welche Entscheidungen oder Weichen müssen jetzt gestellt werden, damit sie für die Zukunft Bestand haben.
Arko, Hussel und Eilles, bekannte Süßwarenhersteller die zur Deutschen Confiserie Holding (DCH) gehören, haben es nicht geschafft sich zukunftsfähig aufzustellen. Vor wenigen Wochen meldeten sie ihre zweite Insolvenz an. Bereits 2021 stand die Firma mit ihren rund 300 Filialen und 1300 Mitarbeiter vor der Pleite. Den Fortbestand verdankten sie vor zwei Jahren hauptsächlich frischem Geld des alleinigen Investors Paul Morzynski. Damals sprachen sie von einer neuen Vision und der Überzeugung, dass kundenorientierter Einzelhandel eine erfolgreiche Zukunft vor sich habe.
Doch die Menschen reagierten schlichtweg auf die gestiegenen Lebensmittelpreise. Kaufzurückhaltung auf der einen Seite und stark gestiegene Energie- und Mietkosten sowie höhere Preise der eingekauften Waren und Vorprodukte auf der anderen Seite, ließen sich nicht gut vereinbaren. Drei Jahre später stehen sie nun wieder vor der Insolvenz. Erneute Umsatzeinbrüche zwangen den Süsswarenspezialisten in die Knie. Wie konnte es dazu kommen? Die entscheidende Frage an dieser Stelle lautet, was hätten sie anders machen müssen, um das Unternehmen wirklich zukunftsfähig aufzustellen?
Es mangelte offensichtlich doch an der richtigen Strategie und Zukunftsplanung. Welche das wäre, lässt sich schwer im Nachhinein sagen, aber fakt ist, dass Unternehmen mehr und mehr ihre Komfortzone verlassen und schneller auf gegebene Veränderungen reagieren müssen. Dazu gehört es auch den Blick noch weiter in die Zukunft zu richten und ein Risikomanagement aufzubauen. Im Falle der Deutschen Confiserie Holding wäre vielleicht eine Überlegung gewesen, als erstes Unternehmen die Anforderungen des Digitalen Produktpasses der EU in der Lebensmittelindustrie zu entsprechen. Globale Standards werden mehr und mehr zum Schlüsselfaktor und entsprechen dem Wunsch der Europäischen Gemeinschaft und der Verbraucher. Der Erfolg in der Zukunft hängt oftmals von Innovationen ab.
Vorsorge kann erhebliche Schäden begrenzen
Zwar ist der Pass noch nicht für Lebensmittel geplant, aber es wäre ein Schritt in die richtige Richtung und hätte auch ein Alleinstellungsmerkmal in der Branche gehabt. Darüber hinaus sorgt der Produktpass für mehr Transparenz über Zusammensetzung und Herkunft der Produkte – beginnend bei der Rohstoffgewinnung über die Produktion, bis zum Verkauf. Die geplante EU-Verordnung zielt als Fahrplan im Umgang mit den Herausforderungen rund um den Klimawandel und den Umweltschutz. Ob es die Süßwarenhersteller vor der Insolvenz gerettet hätte wird unbeantwortet bleiben. Fakt ist aber, dass Unternehmen heutzutage grundsätzlich in der Lage sein müssen, flexibler auf Veränderungen zu reagieren und schneller neue Wege zu gehen.
Dazu gehört auch sich mit den Gefahren, die zunehmen, auseinanderzusetzen und Vorsorge zu treffen. Zum Beispiel herrscht beim Thema Cybersicherheit bei kleinen und mittleren Unternehmen oftmals noch Ignoranz vor, obwohl die Angriffe auf die Infrastruktur von Unternehmen zunehmen. Laut dem Digitalverband Bitkom belaufen sich die Cybercrime-Schäden in Deutschland auf 203 Milliarden Euro pro Jahr. Diese Schäden resultieren hauptsächlich aus Diebstahl von IT-Ausrüstung und Daten, digitale und analoge Industriespionage sowie Sabotage.
Ransomware-Attacken haben in 12 Prozent der Unternehmen Schäden verursacht. Die Schäden durch Computerkriminalität in deutschen Unternehmen beliefen sich im Jahr 2023 auf insgesamt 205,9 Milliarden Euro. Damit gehört Cybercrime zu den Phänomenbereichen mit dem höchsten Schadenspotenzial in Deutschland. Es ist ein ernstzunehmendes Problem für die deutsche Wirtschaft, dem noch viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Oft bilden die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen das Einfallstor für die Cyberangriffe. Denn mangelndes Problembewusstsein und fehlende Sicherheitskenntnisse sowohl in technischer als auch in sozialer Hinsicht begünstigen die Attacken.
Innovationskraft und Veränderungswille sind die Treiber
Ein Blick auf die Politik bringt es auf den Punkt. Der Fokus liegt auf dem Umbau der Wirtschaft. Die Agenda 2030 der Vereinten Nationen gibt vor, welche Sustainable Development Goals (SDGs) als Staatengemeinschaft in den kommenden Jahren auf den Weg gebracht werden sollen. Unternehmen müssen damit Schritt halten. Herausragend dafür sind die Innovationskraft und der Veränderungswille der bestehenden Geschäftsmodelle.
Experimentierräume und Reallabore sind relativ neue Innovationsinstrumente, die gezielt eingesetzt werden können, um nachhaltige Innovationen zu erproben, weiterzuentwickeln und zur Marktreife zu bringen. Gleichzeitig geben Reallabore und Experimentierräume dem Gesetzgeber wertvolle Hinweise, welchen regulatorischen Rahmen nachhaltige Innovationen brauchen. Unternehmen, die sich darauf einlassen können Wettbewerbsvorteile haben. Dazu gehört auch das sogenannte „Sandboxing“. Gemeint sind damit Räume, die geschaffen werden, um außerhalb der bestehenden Regeln arbeiten zu können. Auch damit kann, zumindest die industrielle Transformation, vorangebracht werden. Länder wie Singapur oder Estland machen es vor. So unterstützt bspw. die asiatische Währungsbehörde Singapurs Fintech-Unternehmen dabei, vielversprechende Innovationen auf dem Markt zu testen.
Den Unternehmen wird es gestattet in einem bestimmten Zeitraum und einem kontrollierten Umfeld mit innovativen Finanzprodukten und Dienstleistungen zu experimentieren. Von Vorteil sind insbesondere die Lockerung der gesetzlichen und regulatorischen Bestimmungen während der Zeit in der Sandbox sowie der Schutz im Falle von Störungen oder dem Scheitern von Experimenten. Unternehmen, welche sich für die Sandbox bewerben wollen, müssen neue oder aufstrebende Technologien verwenden, oder vorhandene Technologien innovativ nutzen und einen Bewerbungs- und Evaluationsprozess der Währungsbehörde durchlaufen.
Nach Beendigung der „Sandbox-Phase“ werden jegliche Lockerungen bezüglich gesetzlicher und regulatorischer Bestimmungen aufgehoben und die Unternehmen müssen alle behördlichen Anforderungen vollständig erfüllen. Singapurs Ziele sind ambitioniert. Die Stadt möchte sich als weltgrünste Metropole etablieren. Das Problem Cybersicherheit entgegnen sie durch den Einsatz von Blockchain-Technologie. Bereits 2016 hat die Global eTrade Services (GeTS), eine Tochtergesellschaft von CrimsonLogic, die Open Trade Blockchain (OTB), die weltweit erste grenzüberschreitende Blockchain für den Handel zwischen ASEAN und Chinas digitaler Seidenstraße, ins Leben gerufen. Mit Hilfe der Blockchains werden Transaktionen im Handel sicherer und bieten einen hohen Schutz vor Hackerangriffen. Der Blick über den Tellerrand kann manchmal hilfreich sein.