Wirtschaft

Energiepreisentwicklung in Deutschland: So viel muss ein Durchschnittshaushalt mehr bezahlen als vor drei Jahren

Strom, Heizen, Tanken - die Preise liegen nach einer Expertenanalyse deutlich höher als vor drei Jahren. Für Verbraucher wie Unternehmen ist das ein großes Problem. Indes könnte der Staat mit einfachen Mitteln die Belastung verringern.
28.02.2024 12:00
Aktualisiert: 28.02.2024 12:06
Lesezeit: 2 min
Energiepreisentwicklung in Deutschland: So viel muss ein Durchschnittshaushalt mehr bezahlen als vor drei Jahren
Die deutschen Verbraucher müssen hohe Energiepreise stemmen. (Bild: iStock.com/Roman Novitskii)

Die Energiekrise hat sich zuletzt etwas entspannt, zumal es ein ziemlich milder Winter war. Trotzdem macht sich die Energieknappheit immer noch an den Preisen bemerkbar, die der deutsche Verbraucher für Strom, Heizen und Tanken bezahlen muss. Einer Analyse des Vergleichsportals Verivox zufolge liegen die Energiepreise 41 Prozent über dem Vorkrisenniveau (Februar 2021).

Für die Berechnung hat Verivox einen Drei-Personen-Haushalt zugrunde gelegt und einen jährlichen Heizbedarf von 20.000 Kilowattstunden (kWh), einen Strombedarf von 4.000 kWh sowie 13.300 Autokilometer an Fahrleistung angenommen. Ein derartiger durchschnittlicher Haushalt hat aktuell Mehrkosten für Energie von jährlich insgesamt 1534 Euro – im Vergleich zum Februar 2021. Insgesamt liegen die Kosten für Energie bei diesem Haushalt aktuell bei 5.305 Euro, im Vergleich zu 3.772 Euro im Februar 2021. Damit sind die Energiekosten um 41 Prozent gestiegen. Besonders hoch fällt die Preissteigerung nach der Analyse beim Heizen aus. Für das Heizen mit Öl müssen Verbraucher heute 64 Prozent mehr bezahlen als Anfang 2021, beim Gas sind es sogar 75 Prozent.

Die Energiekrise wurde im Herbst 2021 durch Engpässe auf den Strom-, Öl- und Gasmärkten ausgelöst und durch den Beginn des Ukrainekriegs und die nachfolgende Entscheidung, auf russisches Gas zu verzichten, massiv verschärft. Die Preise waren zwischenzeitlich förmlich explodiert. Danach kam es langsam zu einer Normalisierung, getrieben durch rückläufige Gaspreise auf den Weltmärkten.

Anbieterwechsel kann Verbrauchern Kostenersparnisse bringen

Ein Anbieterwechsel kann nach Aussage der Verbraucherzentrale Bundesverband für Verbraucher sinnvoll sein, bei einem weiterhin hohen Preisniveau. Neuverträge bei alternativen Anbietern können bei Gas und Strom deutlich kostengünstiger sein, nach Angaben der Verbraucherzentrale. Bei Ihnen zahlen neue Kunden aktuell fast genauso wenig wie im Jahr 2019, wie Check 24 analysiert hatte. Bei einem Wechsel könne eine vierköpfige Familie durchschnittlich 754 Euro an Stromkosten einsparen. Beim Gas kann ein Wechsel aus der Grundversorgung zu einem alternativen Anbieter Ersparnisse von ca. 1049 Euro bedeuten.

Energiepreise auch ein großes Problem für Unternehmen

Auch die deutschen Unternehmen ächzen unter den hohen Energiekosten. Durch Kürzungen im Haushalt 2024 ist außerdem der geplante Zuschuss für die Übertragungsnetzbetreiber in Höhe von 5,5 Milliarden Euro entfallen. Netzentgelte zahlen Unternehmen direkt an die Netzwerkbetreiber für die Infrastruktur des Stromnetzes. Durch den Wegfall der Bundeszuschüsse haben die vier großen Fernleitungsbetreiber Tennet, Amprion, 50Hertz und Transnet BW bereits angekündigt, dass die Netzentgelte 2024 von 3,1 auf 6,4 Cent pro Kilowattstunde erhöht und damit mehr als verdoppelt werden. Dies trifft insbesondere die Unternehmen im produzierenden Gewerbe. Die Netzentgelte machen knapp ein Viertel des Strompreises aus.

So müssen alleine die Badischen Stahlwerke im Jahr 2024 aufgrund der erhöhten Netzentgelte und allgemein gestiegener Stromkosten alleine 18 Mio. Euro an Mehrkosten für ihren Stromverbrauch verkraften, wie Geschäftsführer Markus Menges erklärte. Der Jahresverbrauch an Strom dieses Industriebetriebes entspricht ungefähr dem jährlichen Verbrauch von 250.000 Vier-Personen-Haushalten.

Der Staat könnte durch eine Wiedereinführung des Netz-Zuschusses die Strompreise deutlich senken. Hier gibt es auch an anderer Stelle einiges an Sparpotential. Steuern und Abgaben machen auch nach der Entscheidung, die EEG-Umlage in Zukunft zu quersubventionieren, immer noch knapp 30 Prozent des Strompreises aus.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Depotübertrag: Wie Sie Ihr Wertpapierdepot wechseln - und dabei bares Geld sparen
25.06.2025

Ein Depotübertrag kann für Sie als Anleger zahlreiche Vorteile bieten, von geringeren Gebühren bis hin zu attraktiven Prämien für...

DWN
Immobilien
Immobilien Zwangsversteigerung von Immobilien: Wie Sie mit Zwangsversteigerungen Schnäppchen machen können
25.06.2025

Es gibt verschiedene Gründe für die Zwangsversteigerung von Immobilien vor den örtlichen Amtsgerichten. In Krisenzeiten kommt es...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ukraine: Wie der Krieg die Spielregeln der Kommunikation neu schreibt
25.06.2025

Der Ukraine-Krieg macht PR zur Überlebensfrage: Firmen müssen Haltung zeigen, Helden inszenieren und russische Propaganda abwehren –...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Industriestrompreis kommt: EU-Kommission für Subventionen bei Investitionen in grüne Technologien
25.06.2025

Brüssel öffnet das Tor für einen Industriestrompreis – aber nicht ohne Gegenleistung. Unternehmen dürfen auf staatliche Hilfe hoffen,...

DWN
Politik
Politik Energiepreise: Doch keine Senkung der Stromsteuer - Handwerksverband übt scharfe Kritik
25.06.2025

Die Bundesregierung hatte im Koalitionsvertrag angekündigt, die Stromsteuer für alle auf das europäische Mindestmaß zu senken. In dem...

DWN
Politik
Politik Iran-Schlag ein Desaster? Trump feiert, Geheimdienste widersprechen
25.06.2025

Trump feiert die Zerstörung der iranischen Atomanlagen – doch Geheimdienste zweifeln am Erfolg. Interne Leaks bringen das Weiße Haus in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutsche Bahn: Generalsanierung soll vier Jahre länger dauern
25.06.2025

Die geplante Sanierung Dutzender wichtiger Bahnstrecken soll nach den Vorstellungen der Deutschen Bahn bis 2035 und damit vier Jahre...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zwischen Dieselgate und Dialogkultur: Der neue Ernst der Wirtschaftsethik
25.06.2025

Der Dieselskandal bei VW liegt Jahre zurück, wirkt aber nach. Vor allem als Symbol für eine Unternehmenskultur ohne Ethik und ohne...