Immobilien

Alternativ Wohnen: Nicht für jeden, aber immer beliebter

Lesezeit: 5 min
18.03.2024 06:37  Aktualisiert: 18.03.2024 08:05
Viele Menschen können sich den Kauf einer eigenen Immobilie nicht mehr leisten und auch nicht den Mietanstieg in den Metropolen. Der Druck auf den Wohnungsmarkt in den großen Städten nimmt immer mehr zu. Alternativ zu leben, wird deshalb nicht nur beliebter, sondern für manche eine Notwendigkeit. Doch wie und was heißt das?

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Alternative Wohnmöglichkeiten sind für viele Menschen vielleicht etwas, was sie nie in Betracht ziehen würden. Der Gedanke, gegen die Tradition, gegen festgelegte Arten und Weisen, Dinge zu tun (wie ein Haus oder eine Wohnung mit einer Hypothek zu kaufen oder zu mieten), ist keine Option. Doch für andere ist eine alternative Lebensweise die nachhaltigste und auch finanziell sinnvollste Art und Weise zu leben – abseits von überfüllten Metropolen. Minimalismus und Reduzierung sind die Schlagwörter, Ökologie und Nachhaltigkeit haben für viele oberste Priorität, wie auch finanzielle Überlegungen, und so gewinnt die Entscheidung, anders zu leben – alternativ zu leben – immer mehr an Popularität.

Doch was ist alternatives Leben überhaupt? Im Cambridge Dictionary wird es folgendermaßen definiert: „Eine Lebensweise, die ungewöhnlich ist, vor allem, wenn man sich gegen die Art von Wohnung und Arbeit entscheidet, die in der modernen Gesellschaft als normal angesehen wird: einen alternativen Lebensstil verfolgen oder suchen.“

Und was bedeutet das in der Praxis? Welche Möglichkeiten gibt es, um alternativ zu leben, welche Vorschriften müssen beachtet werden, was sind die finanziellen, und auch die emotionalen und gesundheitlichen Vorteile?

Wie lebt man alternativ?

Es gibt erstaunlich viele Möglichkeiten in Deutschland alternativ zu leben, alle natürlich mit Vorschriften verbunden und manche alternativer und auch teurer als andere. Einige sind: Wohnen im Bootshaus, wohnen in einem Tiny House (d. h. winziges Haus), umgebaute Campingwagen, Containerhäuser oder umgebaute Schiffscontainer.

In diesem Artikel beleuchten wir drei alternative Lebensweisen: Bootshäuser, Tiny Houses und das Leben im umgebauten Wohnwagen. Wir schauen genauer hin, was diese Lebensstile den Menschen bringen, wieviel sie kosten und wieso sie bei vielen so beliebt sind.

Bootshaus-Leben

Für Menschen, die in einem Hausboot leben wollen, ist es wichtig, sich über den Lebensstil zu informieren. Bei Business Insider kommentiert eine Hausbootinhaberin: „Es ist nichts für Leute, die eine starre Struktur haben, man muss in der Lage sein, mit den Gegebenheiten zurechtzukommen. Manchmal ist es nicht die einfachste Art zu leben, aber für mich ist es die beste Art.“

Andere sagten: „Ich liebe das Leben auf einem Boot, aber es ist weder so einfach noch so billig, wie viele Leute denken.“

Es gibt verschiedene Varianten, um auf einem Boot zu leben: Rechteckige Tiny Houses, ein schwimmendes Loft oder ein Holzboot auf dem Wasser. Doch was ist der Unterschied zwischen einem Hausboot und einem sogenannten „Floating Home“ („ein schwimmendes Haus“)? Laut Immoportal.com sind Floating Homes – anders als ein echtes Boot – nicht motorisiert und haben einen Unterbau, der sie auf dem Wasser trägt. Das heißt, sie sind schon von vornherein für einen festen Liegeplatz konstruiert.

Vorteile und Herausforderungen

Die Vorteile von Hausbooten sind attraktiv: Man muss kein Grundstück kaufen, Häfen und Liegeplätze sind meist zentral gelegen, man hat eine starke Bootsgemeinschaft (Nachbarn sind ein wichtiger Teil des Bootslebens), eine entspanntere Lebensweise verglichen mit dem Stadtleben und man lebt in der Natur.

Was kostet ein Hausboot? Immoportal.com zufolge gibt es kleine Boote mit nur wenigen Quadratmetern bereits ab ungefähr 60.000 Euro, doch nach oben (250.000 bis 300.000 Euro plus) sind kaum Grenzen gesetzt. Die Größe kann variieren, von 58 Quadratmeter im Loft-Stil mit einem Schlafzimmer und Badezimmer oder größer. Doch mit dem Kauf eines Hausboots ist noch lange nicht alles abgeschlossen: Denn eine große Herausforderung ist: Wo darf das Hausboot dauerhaft anlegen?

Zuerst der Anlegeplatz, dann der Kauf!

Verschiedene Bootshauseigentümer sagten gegenüber den DWN es sei viel sinnvoller, zuerst den Anlegeplatz zu organisieren und erst dann das Hausboot zu kaufen! Laut Immoportal.com gibt es in Deutschland anscheinend viele Liegeplätze, doch nicht alle wünschen sich Hausboote in ihrer näheren Umgebung. Potenzielle Hausbootbesitzer können so schnell mit anderen Interessen in Konflikt geraten – mit Anwohnern, dem Umweltschutz oder mit Unternehmern.

Zu den Anschaffungskosten bei einem Hausboot oder schwimmenden Haus kommen noch die laufenden Unterhaltskosten hinzu, wie Reparaturkosten, Wartung, Versicherungen und Liegeplatzgebühren. Je nach Standort liegen diese zwischen 1.500 und 6.000 Euro im Jahr. Wer dauerhaft vor Anker liegen will, muss zusätzlich Anschlussgebühren für Strom, Wasser und Abwasser mitrechnen.

Und auch das sollte nicht unterschätzt werden: Die Lebensdauer eines Hausboots ist kürzer als die eines Einfamilienhauses. Doch bei guter Pflege kann es trotzdem einige Jahrzehnte lang genutzt werden.

Gelassene Lebensweise

Für viele verändert sich der Lebensstil komplett, wenn sie auf ein Hausboot ziehen: Die Lebensweise wird gelassener und ruhiger, Hausbootbesitzer sollten aber unbedingt praktisch veranlagt sein, da häufig Reparaturen fällig sind. Wer da mit der Natur und den Nachbarn verbunden ist, tut sich deutlich leichter. Nicht für jeden, aber für viele genau das Richtige!

Tiny House-Leben

Ein Tiny House, ein sogenanntes winziges Haus: So manch einer träumt davon, in einem zu leben – nicht zuletzt, weil der Kauf einer eigenen Immobilie in den Städten für viele außer Reichweite geraten ist und diese Option vielleicht eine Alternative zum Wohneigentum darstellen könnte.

Welche Vorteile und Nachteile ergeben sich aus einem Leben im Tiny House? Kann man es das ganze Jahr über als Erstwohnsitz bewohnen? Steckt mehr Nachhaltigkeit und Lebensqualität im Tiny House?

Flexibles Lebenskonzept

Dagmar Kohler und ihr Mann sind seit mehreren Jahren Besitzer eines Tiny Hauses. Sie leben in ihrem Tiny Haus auf demselben Grundstück wie ihre Familie (Kinder und Enkelkinder) und schätzen besonders das Lebenskonzept. „Wir leben getrennt, aber zusammen, und können jederzeit, wenn wir wollen, zusammenkommen.“

In einem Interview mit „Bauen und Wohnen“ sagte Kohler, bei einem Tiny House müsse man auf jeden Fall gut vorplanen. Einige der wichtigsten Punkte neben der Vorplanung sind Aufmerksamkeit für Details (viel Platz hat man nicht) und die Außenseite des Tiny Houses. Wer dauerhaft in dem Haus leben will, sollte – wenn möglich – mehr Fläche haben, zum Beispiel zu zweit das größte Modul nehmen (50 Quadratmeter plus).

Vorteile eines Tiny Houses sind: Geringere Baukosten, niedrigere Unterhaltskosten, nachhaltiges Wohnen, Mobilität und Flexibilität (Tiny Houses werden entweder von Anfang an als Anhänger gebaut, die mit Autos gezogen werden können, oder sie werden per Tieflader transportiert). Außerdem geht mit dem Leben in einem Tiny House ein minimalistisches Leben einher – für viele Menschen ein Nachteil, für Fans von winzigen Wohnhäusern einer der entscheidenden Vorteile.

Kosten: Variieren wie mit Einfamilienhäusern

Laut der Frankfurter Volksbank verhält es sich mit den Kosten bei einem schlüsselfertigen Tiny House genauso wie mit einem normalen Einfamilienhaus: Preise variieren je nach Größe und Ausstattung und beginnen bei rund 45.000 Euro. Nach oben sind auch bei den winzigen Häuschen, das können Sie sich vermutlich denken, keine Grenzen gesetzt.

Leben im umgebauten Wohnwagen

Minimalistisch auf 20 Quadratmetern leben, mit Container-Wasser, und ohne Heizung, dafür aber mit Ofen und Strom: Für viele schon sehr alternativ, für Tiny-Fans ist es Luxus, auf Boden zu leben, der noch nicht bewohnt wurde.

Inga-Marie Laumann lebte für mehrere Monate minimalistisch – und lebt immer noch so. Sie hat davon in ihrem Youtube Video berichtet. „Was ich durch das Heizen mit Feuerholz und Ofen gelernt habe? Nachhaltigkeit, und mich besser kennenzulernen, weil man in der Natur lebt und viel stärker mit der Natur verbunden ist“, sagt sie.

Die andere große Erfahrung für Laumann war das minimalistische Leben im Bauwagen. Das bot ihr eine ganz besondere Chance: „Der Bauwagen ist freistehend … da ist keine Geschichte, da ist kein Keller drunter. Für mich (in Deutschland) ist das ein Luxus, auf Boden zu leben, der noch nicht wirklich bewohnt war.“

Laumann überlegt sich jetzt, möglicherweise ein Tiny House zu bauen und so weiter minimalistisch zu leben. Für sie ist klar: Wir brauchen nicht mehr als 20 Quadratmeter eigenen Raum. Die Zukunft? Ganz viele Tiny Häuser, wo wir uns gegenseitig bereichern, aber auch in der Natur in Ruhe lassen können!

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Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.


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