Unternehmen

Ifo-Institut: Fachkräftemangel geht leicht zurück

Laut Experten vom ifo-Institut ist der Fachkräftemangel in Deutschland zuletzt leicht gesunken. Der Dienstleistungssektor leidet besonders. Der demografische Wandel verschärft aktuell die Situation.
20.03.2024 11:59
Aktualisiert: 20.03.2024 13:00
Lesezeit: 2 min

Der Fachkräftemangel in deutschen Unternehmen hat sich leicht entspannt. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des ifo-Instituts in München hervor. Daran nahmen rund 9.000 Firmen verschiedenster Branchen teil. Derzeit erleben 36,3 Prozent der befragten Unternehmen Engpässe bei der Suche nach qualifizierten Arbeitskräften. Das stellt einen Rückgang um 2,4 Prozentpunkte im Vergleich zu Oktober 2023 dar. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 43,6 Prozent.

„Die schwächelnde Konjunktur verringert die Nachfrage nach Fachkräften kurzfristig“, sagt ifo-Experte Klaus Wohlrabe. Trotz der aktuellen Entspannung scheine das Problem des Fachkräftemangels ein dauerhaftes zu sein. Wohlrabe betont weiter: „Wenn die Konjunktur wieder anzieht, wird auch der Mangel wieder zunehmen. Zudem wird der demografische Wandel das Problem in den nächsten Jahren weiter verschärfen.“

Fachkräftemangel: Dienstleister leiden, Industrie erholt sich

Von dem aktuellen Fachkräftemangel sind vor allem Dienstleister mit 42 Prozent betroffen. Besonders prekär ist laut ifo-Institut die Lage in der Rechts- und Steuerberatung sowie der Wirtschaftsprüfung, wo 69,2 Prozent der Unternehmen nicht die benötigten Bewerber finden. Ebenso deutlich wird der Mangel in der Hotelbranche und der Logistik, wo etwa jedes zweite Unternehmen dringend nach Fachpersonal sucht.

In der Industrie hingegen ist die Lage aufgrund des Auftragsrückgangs seit über einem Jahr rückläufig. Aktuell sind 28,2 Prozent der Unternehmen betroffen. Besonders die Nahrungsmittelindustrie spürt mit 40,3 Prozent den Mangel stark. Im Handel und im Bauhauptgewerbe klagen etwas mehr als ein Viertel der Betriebe über fehlendes qualifiziertes Personal.

Während der leichte Rückgang des Fachkräftemangels eine vorübergehende Entlastung für die Wirtschaft darstellt, bleibt die langfristige Herausforderung bestehen. Experten betonen die Notwendigkeit, Strategien zu entwickeln, um dem Mangel effektiver entgegenzuwirken und die Weichen für die Zukunft zu stellen.

Ursachen des Fachkräftemangels

Der Fachkräftemangel in Deutschland hat vielfältige Ursachen. Ein zentraler Grund ist der demografische Wandel: Die alternde Bevölkerung führt zu einem Rückgang des Arbeitskräfteangebots. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften in vielen Branchen. Die Digitalisierung und der technologische Fortschritt erfordern zudem spezifische Qualifikationen, für die es oft an ausreichend ausgebildetem Personal fehlt.

Bildungssystem und Arbeitsmarkt sind in diesem Fall nicht immer optimal aufeinander abgestimmt. Dies bedeutet, dass die Qualifikationen der Arbeitskräfte nicht immer den Anforderungen der Unternehmen entsprechen. Hinzu kommt eine regionale Diskrepanz: Dabei weisen bestimmte Gebiete in Deutschland einen höheren Bedarf auf, der nicht durch das lokale Arbeitskräfteangebot gedeckt werden kann. Auch die Attraktivität bestimmter Berufe und Branchen spielt eine Rolle. Entsprechend ziehen manche Sektoren weniger Nachwuchs an, was langfristig zu Engpässen führt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

avtor1
Farhad Salmanian

Zum Autor:

Farhad Salmanian arbeitet bei den DWN als Online-Redakteur. Er widmet sich den Ressorts Politik und Wirtschaft Deutschlands sowie der EU. Er war bereits unter anderem für die Sender BBC und Radio Free Europe tätig und bringt mehrsprachige Rundfunkexpertise sowie vertiefte Kenntnisse in Analyse, Medienbeobachtung und Recherche mit.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kaffeepause statt Burn-out: Warum Müßiggang die beste Investition ist
12.07.2025

Wer glaubt, dass mehr Tempo automatisch mehr Erfolg bringt, steuert sein Unternehmen direkt in den Abgrund. Überdrehte Chefs,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Kapitalmarktunion im Rückstand: Banker fordern radikale Integration
12.07.2025

Europas Finanzelite schlägt Alarm: Ohne eine gemeinsame Kapitalmarktunion drohen Investitionen und Innovationen dauerhaft in die USA...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauzinsen aktuell weiterhin hoch: Worauf Häuslebauer und Immobilienkäufer jetzt achten sollten
12.07.2025

Die Zinsen auf unser Erspartes sinken – die Bauzinsen für Kredite bleiben allerdings hoch. Was für Bauherren und Immobilienkäufer...

DWN
Finanzen
Finanzen Checkliste: So vermeiden Sie unnötige Kreditkarten-Gebühren auf Reisen
12.07.2025

Ob am Strand, in der Stadt oder im Hotel – im Ausland lauern versteckte Kreditkarten-Gebühren. Mit diesen Tricks umgehen Sie...

DWN
Technologie
Technologie Elektrische Kleinwagen: Kompakte Elektroautos für die Innenstadt
12.07.2025

Elektrische Kleinwagen erobern die Straßen – effizient, kompakt und emissionsfrei. Immer mehr Modelle treten an, um Verbrenner zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Elterngeld: Warum oft eine Steuernachzahlung droht
12.07.2025

Das Elterngeld soll junge Familien entlasten – doch am Jahresende folgt oft das böse Erwachen. Trotz Steuerfreiheit lauert ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto ersetzt Börse: Robinhood bietet Token-Anteile an OpenAI und SpaceX
12.07.2025

Die Handelsplattform Robinhood bringt tokenisierte Beteiligungen an OpenAI und SpaceX auf den Markt. Doch was wie ein Investment klingt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Meta-KI: Facebook-Mutter wirbt KI-Top-Talente von OpenAI ab – Altman schlägt Alarm
12.07.2025

Der KI-Krieg spitzt sich zu: Meta kauft sich Top-Talente, OpenAI wehrt sich mit Krisenurlaub – und Europa droht im Wettrennen um die...