Es sind wichtige Tage für Galeria Karstadt Kaufhof, und auch für den vorläufigen Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus. Im Kampf um die Rettung des Unternehmens ist er bei der Suche nach einem neuen Eigentümer einen Schritt vorangekommen. „Es gibt Menschen, die in Galeria investieren wollen - nicht nur einen, sondern mehrere. Und das sind ja auch absolut gute Nachrichten“, sagt er. Dies zeige, dass das Warenhaus aller Unkenrufe zum Trotz eine Zukunft habe.
Der Verkauf von Galeria ist längst noch nicht abgeschlossen, das Verfahren nicht mal eröffnet. Dennoch ist Denkhaus in dem Gespräch etwas Erleichterung und auch Genugtuung anzumerken. Am Wochenende ist die Frist zur Abgabe verbindlicher Kaufangebote abgelaufen. Vier sind laut Denkhaus eingegangen, mit zwei Interessenten will er nach Abstimmung mit dem Gläubigerausschuss nun final verhandeln. Zusammen mit Galeria-Chef Olivier van den Bossche nennt Denkhaus einige Details zum Stand des Verkaufsprozesses.
Wer sind die Kaufinteressenten?
Die Namen der möglichen Investoren nennen Denkhaus und van den Bossche nicht. Nur so viel: Beide Interessenten hätten große Erfahrungen im deutschen Einzelhandel und verfügten über die erforderlichen finanziellen Mittel. Damit sei es möglich, „Galeria als Ganzes fortzuführen“, so Denkhaus.
Ihm zufolge handelt es sich um Unternehmen mit deutschem Hintergrund und internationalen Finanzierungspartnern, aber nicht um Finanzinvestoren. Zwei Fragen seien bei der Auswahl ausschlaggebend gewesen: Haben die Interessenten die Finanzkraft, Galeria zu stabilisieren und in eine gute Zukunft zu führen? Und: Ist die Transaktionssicherheit des Angebotes im April gegeben? Dies sei bei beiden übrig gebliebenen Bietern der Fall.
Ringen um Rettung der Filialen
Offen ist nach wie vor, wie viele der aktuell 92 Galeria-Filialen bestehen bleiben. Denkhaus und van den Bossche halten an der roten Linie fest: Das Ziel lautet 60 plus X. „Wir versuchen, das bestmögliche Filialnetz zu erhalten und kämpfen wirklich um jede Filiale“, beteuert Denkhaus. Eine wichtige Rolle dabei spielen die Mietverhandlungen. Im Zentrum stehen die Filialen in Signa-Immobilien, wo Galeria nach eigenen Angaben bis zu 35 Prozent des Umsatzes als Miete zahlt.
Denkhaus sieht die Verhandlungen auf einem guten Weg. Er strebt je nach Filiale eine Umsatzmiete von sieben bis elf Prozent an, in den Flagship-Stores vielleicht etwas mehr. „Es macht keinen Sinn, eine Filiale mit mehr als 30 Prozent Mietbelastung fortzuführen, dafür finden wir auch keinen“, so Denkhaus. Zuletzt hatte er bereits angekündigt, dass Standorte geschlossen werden müssen, wenn es kein Entgegenkommen gebe.
Das Geschäft in den Filialen läuft derweil normal weiter. Kunden können sich darauf einstellen, dass die Herbst-Kollektionen auch bei Galeria den Weg in die Regale finden. Die Saisonwaren seien schon bestellt, sagt van den Bossche. Trotz der Insolvenz gebe es keine Probleme mit Lieferanten. Dabei habe es geholfen, den Lieferanten „eine Bestätigung geben zu können, dass 60 plus X Filialen erhalten bleiben sollen“.
Auch wenn ein Großteil der Filialen bleiben sollte, müssten viele der insgesamt 12 800 Galeria-Beschäftigten um ihren Job bangen. Denkhaus hält sich bedeckt: Das sei abhängig von den Gesprächen mit den Vermietern und davon, wie viele Standorte übrig bleiben.
Wie geht es jetzt weiter?
Etwas deutlicher wird Denkhaus im Hinblick auf die Unternehmenszentrale in Essen. Hier werde es leider einen Arbeitsabbau geben müssen“. Galeria müsse mittelständisch aufgestellt sein, in Essen gebe es teilweise jedoch „immer noch Konzernstrukturen“. Die Gespräche mit dem Gesamtbetriebsrat laufen demnach, das gilt auch für die Suche nach einem neuen Firmensitz. „Mir wäre persönlich am liebsten, dass wir so nah wie möglich bei unseren Kunden in einer Filiale sind“, sagt van den Bossche.
„Unser Zeitplan ist ziemlich ambitioniert“, sagt der Galeria-Chef. Eine wichtige Hürde auf dem Weg zur Rettung will das Unternehmen in der kommenden Woche nehmen. Denkhaus hat nach eigenen Angaben ein Gutachten beim Amtsgericht Essen eingereicht, wo die Warenhauskette im Januar den Insolvenzantrag gestellt hat. Sind die Antragsgründe gegeben und die Kosten des Verfahrens gedeckt, kann das zuständige Gericht das Insolvenzverfahren Anfang April eröffnen. Die Gläubiger können dann ihre Forderungen gegenüber Galeria anmelden.
Wenn das Gericht ihn zum Insolvenzverwalter bestellt, übernimmt Denkhaus vorerst die Geschäfte. Neben den Gesprächen mit Vermietern führt er die Verhandlungen mit den beiden Kaufinteressenten. Die bieten für das restrukturierte Unternehmen. Wie dieses konkret ausgestaltet ist, wird im Insolvenzplan stehen, den Denkhaus erstellen wird. Der Jurist will noch im April den wesentlichen Teil der Mietverträge und -nachträge unterzeichnen - sowie den Verkauf mit dem Investor beim Notar beurkunden. „Das ist das goldene Tor, durch das wir schreiten müssen“, sagt er. Ein Verkauf ist aber nur dann möglich, wenn die Gläubigerversammlung im Mai dem Insolvenzplan zustimmt. (dpa)