Immobilien

Immobilienkrise für Banken noch nicht überwunden

Die deutschen (Pfandbrief-)Banken sind stark im Gewerbeimmobilien-Geschäft engagiert. Das macht sie anfällig für Preisrückgänge in dem aktuell ziemlich toten Markt.
28.03.2024 08:11
Aktualisiert: 28.03.2024 10:06
Lesezeit: 2 min

Die Krise auf dem Büroimmobilienmarkt bleibt nach einer Untersuchung der Ratingagentur "Creditreform Rating" für Banken im laufenden Jahr eine Gefahrenquelle. Vor allem für weniger breit aufgestellte Spezialfinanzierer mit großen Finanzierungsbeständen in US-Büroimmobilien gebe es auch 2024 erhöhte Risiken, erklärte Creditreform-Rating-Analyst Johannes Kühner am Mittwoch. Die Studie zeige zwar, dass sich die meisten der im gewerblichen Immobiliengeschäft aktiven Institute bislang als widerstandsfähig erwiesen hätten. Die Gefahren für den deutschen Bankensektor seien aber nicht zu vernachlässigen. Creditreform Rating ist eine Tochter der Wirtschaftsauskunftei Creditreform.

Aareal, pbb und Helaba sind besonders stark betroffen

Die Ratingagentur untersuchte unter anderem, wie anfällig einzelne deutsche Banken bei einem anhaltenden Preisverfall von Gewerbeimmobilien in den USA sind. Das Ergebnis: Spezialfinanzierer wie die Aareal Bank und die Deutsche Pfandbriefbank (pbb) sind am stärksten gefährdet. "Ihre dort vergebenen Kredite für Büroimmobilien belaufen sich auf 152 Prozent (Aareal) bzw. 145 Prozent (pbb) des harten Kernkapitals", heißt es in der Studie. Bei den anderen Banken steche die Helaba hervor, deren Engagement bei 44 Prozent liege. Hohe Kreditbestände gemessen am Kernkapital mache die Institute besonders anfällig, sollte sich die Krise zuspitzen und ein Zugriff auf Kapitalpolster notwendig sein. Für die meisten Institute werde der Preisrückgang aufgrund des geringeren Engagements im US-Büroimmobilienmarkt aber verkraftbar sein.

Die Deutsche Pfandbriefbank hatte 2023 die von ihr finanzierten Immobilien in Metropolen der USA um fast ein Fünftel abgewertet. Für diese Kredite hat sie Rückstellungen von 259 Millionen Euro gebildet. Die Risikovorsorge für Kreditausfälle wurde fast verfünffacht - der Vorsteuergewinn brach von 213 Millionen auf 90 Millionen Euro ein. Die Aareal Bank, die rund ein Viertel ihres Geschäfts in den USA macht, hat 2023 ihre Risikovorsorge auf 441 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Das Institut erwartet auch 2024 ein herausforderndes Jahr.

Riskantes Europa-Geschäft der Pfandbriefbanken

Den Creditreform-Experten zufolge waren die Wertverluste in Europa bei Büroimmobilien bislang im Vergleich zu den USA moderat. Sie warnten jedoch, dass ein Preisrückgang wie in den USA für heimische Banken viel größere Probleme zur Folge hätte. Denn die gesamten Büro-Immobilienkredite in den Bank-Büchern beliefen sich auf ein Vielfaches des US-Exposures. Bei vielen Geldhäusern übersteigt es 100 Prozent des verfügbaren harten Kernkapitals.

Licht am Ende des Tunnels zumindest für Deutschland sieht inzwischen der Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp). Er rechnet 2024 mit einer leichten Belebung des Immobilienfinanzierungsgeschäfts. Im Abschlussquartal 2023 seien mehr Immobilienkredite vergeben worden als im Vorjahresquartal. Das deute auf eine einsetzende Stabilisierung hin. (dwn/reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen SAP-Aktie: Positiver Analystenkommentar von JPMorgan und Silberstreifen am Cloud-Horizont
04.12.2025

SAP und Salesforce senden an den Börsen neue Signale: Während JPMorgan der SAP-Aktie frische Impulse zuschreibt, ringen Anleger bei...

DWN
Finanzen
Finanzen Schott Pharma-Aktie: Zähe Nachfrage nach Glasspritzen – Pharmazulieferer Schott Pharma schaut vorsichtig auf 2026
04.12.2025

Die Schott Pharma-Aktie ist am Donnerstag nachbörslich unter Druck geraten, Anleger beäugen den Ausblick des Mainzer Pharmazulieferers...

DWN
Politik
Politik Die EZB blockiert: Streit um EU-Pläne für eingefrorene russische Vermögenswerte
04.12.2025

Die EU ringt um einen Weg, die finanziellen Belastungen des Ukrainekriegs abzufedern, doch zentrale Institutionen setzen klare Grenzen. Wie...

DWN
Politik
Politik Friedensverhandlungen in Moskau: Trump-Gesandte führen Gespräche mit Putin
04.12.2025

Die Gespräche zwischen Washington und Moskau rücken die Suche nach einer realistischen Friedenslösung wieder in den Mittelpunkt der...

DWN
Politik
Politik EU Ermittlungen: Staatsanwaltschaft nimmt Büros von Kaja Kallas ins Visier
04.12.2025

Die Ermittlungen der Europäischen Staatsanwaltschaft rücken den Umgang mit sensiblen EU-Mitteln und institutionellen Abläufen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Trade Republic Probleme: Kundenfrust wächst trotz neuer Produkte
04.12.2025

Trade Republic wirbt mit Innovationen, doch viele Kunden erleben etwas anderes. Die Beschwerden zu Ausfällen, Support und Handelbarkeit...

DWN
Politik
Politik G7? Nein danke, sagt Putin
04.12.2025

Russlands Präsident Wladimir Putin sorgt vor seinem Indien-Besuch für Aufsehen. Er kritisiert die G7 als "nicht groß" und verweist auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Club der Superreichen vorn dabei
04.12.2025

Fast 3.000 Menschen weltweit besitzen mehr als eine Milliarde Dollar – und Deutschland spielt eine führende Rolle. Während...