Immobilien

Immoscout: Vorsichtige positive Signale auf dem Immobilienmarkt

Stark ansteigende Kreditzinsen und Baukosten haben den Kauf eines Eigenheims für viele in den vergangenen Jahren unerschwinglich gemacht. Im Jahr 2022 brachen die Immobilienkredite dramatisch ein. Doch laut Immobilien-Portal Immoscout gibt es nun die ersten Zeichen einer Wiederbelebung auf dem privaten Immobilienmarkt. Eine Analyse.
19.03.2024 06:43
Lesezeit: 2 min
Immoscout: Vorsichtige positive Signale auf dem Immobilienmarkt
Es gibt positive Zeichen auf dem Immobilienmarkt (Foto: dpa). Foto: Marco Rauch

Nach zwei Krisenjahren für Eigenheim-Käufer gibt es vorläufige Anzeichen einer Wiederbelebung am privaten Immobilienmarkt. Zu den positiven Faktoren gehören etwas günstiger Zinsen und die Tatsache, dass Häuser und Wohnungen nicht mehr so teuer sind.

Schon vor dem Zinsrückgang vor einigen Monaten waren die Preise für Immobilien im vergangenen Jahr gesunken. Weil es schwierig für manche Verkäufer war, Käufer zu finden, blieben viele Häuser und Wohnungen länger am Markt, und das Angebot vergrößerte sich.

Mehrere Finanzierungsvermittler, die Bausparkasse Schwäbisch Hall und die bayerischen Sparkassen melden jetzt, dass Immobilienkreditzusagen an Privatkunden in den ersten beiden Monaten dieses Jahres erstmals wieder etwas gestiegen sind, so Immoscout in einem aktuellen Bericht. „Nach Zahlen der Bundesbank wurden im Januar in Deutschland knapp 14,7 Milliarden Euro zinsgebundener privater Wohnungsbaukredite vergeben - der höchste Wert seit März 2023.“

Hoffnung auf Trendwende

Die Finanzbranche hofft auf eine Trendwende. „Wir sehen eine deutliche Belebung auf dem Baufinanzierungsmarkt seit Jahresbeginn“, sagte Jörg Utecht, Chef des Münchner Finanzierungsvermittlers Interhyp. Utecht zufolge war Januar 2024 der antragsstärkste Monat überhaupt im Privatkundengeschäft der Gruppe.

Seit dem Höchststand im November haben sich Immobilienkredite wieder etwas verbilligt. „Vom Zins-Peak im November 2023 bei mehr als 4,2 Prozent für zehnjährige Darlehen sind die Bauzinsen auf aktuell auf 3,55 Prozent gesunken“, kommentierte Utecht. „Im Vergleich zum vergangenen November lassen sich über die gesamte Laufzeit des Darlehens hinweg aktuell mehrere Zehntausend Euro an Zinskosten sparen.“

Interhyp erwartet, dass die Zinssätze in den kommenden Monaten auf einem Niveau von etwa 3,5 Prozent verharren werden.

Auch andere Finanzierungsvermittler zeigten sind positiv gestimmt. „Wir blicken mit vorsichtigem Optimismus auf den Baufinanzierungsmarkt in diesem Jahr“, sagte ein Sprecher der Schwäbisch Hall. „Die Talsohle in der Baufinanzierung dürfte durchschritten sein.“ Rund ein Drittel der 20 Millionen Wohnimmobilien in Deutschland gelten als energetisch unsaniert, und auch dafür beantragten viele Eigentümer Kredite, so der Sprecher.

Hintergrund: Immobilienkreditvergabe-Einbruch vor zwei Jahren

Der schnelle Anstieg der Kreditzinsen hatte vor zwei Jahren einen Einbruch der Immobilienkreditvergabe zur Folge. Im ersten Quartal 2022 kam es in Erwartung der bevorstehenden Zinserhöhungen zu einem kurzen Boom, weil viele Eigenheimkäufer sich die damals noch günstigen Zinsen sichern wollten, kommentierte Immoscout. „Im März 2022 liehen sich Privatkundinnen und -kunden laut Bundesbank-Zahlen knapp 32,3 Milliarden Euro Immobilienkredite. Im April 2022 waren es dann schon mehr als sechs Milliarden weniger und Anfang 2023 nur noch gut 12 Milliarden. Der durchschnittliche effektive Jahreszins kletterte von 1,69 Prozent im März 2022 auf 4,27 Prozent im vergangenen November.“

Laut einer aktuellen Deutsche Bank-Research-Studie sind die deutschen Immobilienpreise zwischen 2021 und dem zweiten Quartal 2023 am stärksten gesunken, gefolgt von Dänemark, Schweden, Luxemburg, Kanada und Korea. Der Studie zufolge verzeichnete Deutschland in dem Zeitraum den stärksten Preisrückgang (-10 Prozent). Von 33 Ländern, darunter 20 Industrieländer und 13 Schwellenländer, fielen die Preise in 21 Ländern, während sie in 12 Staaten weiter angestiegen.

Immobilienpreise fielen besonders stark in Ländern mit einer stärkeren Regulierung der Wohnungsmärkte. Laut der Analyse sind Hauspreise nur wenig und auch nur vorübergehend gesunken in Märkten, wo es weniger Regulierung gibt, wie zum Beispiel in den USA und in Großbritannien - trotz starker Zinssteigerungen. In Kanada, Dänemark, Schweden, Luxemburg und Korea fielen die Preise um sieben bis neun Prozent, während der Rückgang in Australien, der Tschechischen Republik, den Niederlanden und der Slowakei zwischen drei und fünf Prozent lag.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Kryptowährungsmarkt im Fokus: ETFs, XRP und Moon Hash – Weihnachtsbonusverträge beflügeln Cloud-Computing-Trends

Zum Jahresende erlebt der Kryptowährungsmarkt einen neuen Aufschwung. Kryptowährungs-ETFs und XRP ziehen zunehmend Gelder traditioneller...

Vera von Lieres

Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.

DWN
Politik
Politik Härtefallfonds für bedürftige Ostrentner schliesst: 425 Millionen Euro ungenutzt
20.12.2025

Aus dem Härtefallfonds für bedürftige Rentner aus der ehemaligen DDR und Osteuropa fließen zu Jahresende mehrere Hundert Millionen Euro...

DWN
Panorama
Panorama Grüne Stadt der Zukunft: Wie realistisch CO2-neutrale Metropolen bis 2040 sind
20.12.2025

Städte sollen Europas Klima-Rettungsanker werden – doch zwischen Vision und Wirklichkeit klafft eine Lücke. EU-Ziele, Modellstädte und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chefin der Wirtschaftsvereinigung Stahl warnt: Die Deindustrialisierung ist real
20.12.2025

Kerstin Maria Rippel ist Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl. Im DWN-Interview sagt sie, dass Berlin nach dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Eigenkapitalbildung: Immobilienkauf laut IfW-Studie für Millennials schwerer
20.12.2025

Eigenkapitalbildung wird für viele Kaufwillige zur größten Hürde: Eine neue Studie vergleicht, wie stark sich die Anforderungen für...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-CO2-Zoll wird ausgeweitet: Kommt die nächste Stufe für Waschmaschinen und andere Haushaltsgeräte?
20.12.2025

Der EU-CO2-Zoll steht vor der nächsten Ausbaustufe: Brüssel will ihn auf Haushaltsgeräte und weitere Industrieprodukte ausdehnen. Ab...

DWN
Politik
Politik Neues Ranking: Wer jetzt über Europas Zukunft entscheidet
20.12.2025

Donald Trumps Aufstieg an die Spitze des aktuellen Politico-Rankings zeigt, wie stark externe Kräfte Europas Politik inzwischen bestimmen....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Rallye mehrerer Technologieunternehmen treibt US-Aktien an
19.12.2025

Die US-Aktien unterbrachen ihre jüngste Verlustserie und stiegen am Freitag, da Anzeichen einer abkühlenden Inflation und nachlassende...

DWN
Finanzen
Finanzen Micron Technology-Aktie und der KI-Boom: Experten sehen Parallelen zu Nvidia
19.12.2025

Der KI-Boom verändert den Halbleitermarkt und lenkt den Blick auf Speicherhersteller. Kann die Micron Technology-Aktie dauerhaft von...