Deutsche Pfandbriefe stehen zunehmend im Anlegerinteresse. Die Papiere gelten als sicher und rentieren derzeit etwas höher als deutsche Staatsanleihen.
Etwa liegt die Umlaufrendite von deutschen Pfandbriefen mit rund drei Jahren Restlaufzeit zwischen 2,7 und 3,1 Prozent (etwa ISIN DE000A31RJS7 und DE000CZ40LQ7). Eine gleich lange Bundesanleihe liegt bloß bei 2,1 Prozent (DE0001141844). Auch zwischen Pfandbriefen und Bundesanleihen mit rund fünf Jahren Restlaufzeit beträgt der Renditeunterschied bis zu 0,8 Prozentpunkte pro Jahr.
Der Finanzökonom Raimond Maurer der Frankfurter Goethe-Universität hält Euro-Pfandbriefe als Beimischung für sinnvoll. Basisbestandteile eines Portfolios seien neben weltweit streuenden Aktienfonds und -ETFs verzinste Geldanlagen wie „Bankguthaben, Rentenfonds in europäische Anleihen oder auch einzelne Euro-Anleihen mit einem Schuldner hoher Qualität (etwa Bundesanleihen, Pfandbriefe)“, erklärte der Professor schriftlich gegenüber DWN.
Kein Ausfall in über 250 Jahren
Friedrich der Große regelte bereits im Jahr 1769 per „Cabinets-Ordre“ die Ausgabe von Pfandbriefen. Inzwischen gibt es die sogenannten „covered bonds“ (zu deutsch gedeckte Anleihen) auch in vielen anderen Ländern weltweit.
Pfandbriefe sind Bankanleihen, die in Deutschland nur von 84 Banken herausgegeben werden dürfen. Sie zeichnen sich durch eine sogenannte „doppelte Sicherheit“ aus.
Nicht bloß die Bank steht für die Rückzahlung ein, sondern auch die Deckungswerte, die die Bank hinterlegen muss. Das sind meistens Immobilienhypotheken, aber auch Forderungen an staatliche Stellen sowie Schiffs- und Flugzeughypotheken. Würde die Pfandbriefbank als Schuldnerin ausfallen, würden diese Sicherheiten verwertet.
Die Deckungswerte sind konservativ bewertet: Etwa wird bei Immobilien nicht der Marktwert angesetzt, sondern der Beleihungswert, der unter dem Marktwert liegt (schätzungsweise um 20 Prozent). Von dem Beleihungswert dürfen nur bis zu 60 Prozent als Deckungsmasse angerechnet werden, wie der Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) auf seiner Internetseite erklärt.
Außerdem sind die Pfandbriefe überbesichert. Laut dem vdp muss die barwertige Überdeckung mindestens 2 Prozent des Pfandbriefumlaufs einer Bank betragen. Die Deckungswerte sind getrennt zu verwahren und fließen bei Insolvenz einer Pfandbriefbank nicht in die Konkursmasse.
Der Pfandbrief verfüge über eine „makellose Kredithistorie ohne Ausfall“ und habe seine Krisenresistenz immer wieder bewiesen, zuletzt in der Finanzkrise vor rund zehn Jahren, schreibt daher der vdp in einer Pressemitteilung aus dem Jahr 2019, als der Pfandbrief sein 250. Jubiläum feierte.
Vertrauenskrise in der Finanzkrise 2008
Gleichwohl steckte das Papier in einer Vertrauenskrise, als die Hypo Real Estate in der Finanzkrise 2008 vor einer Insolvenz stand. Die Bankenholding war damals die zweitgrößte Herausgeberin von Pfandbriefen mit einem Marktanteil von 20 Prozent in Deutschland.
Bei einer Insolvenz hätte ein Insolvenzverwalter die Werte aus der Deckungsmasse veräußern müssen, um die Pfandbrief-Inhaber auszuzahlen. Zum Schwur kam es allerdings nicht: Der Staat verhinderte durch eine Übernahme eine Pleite der Bank.
Kein Experte könne abschließend beantworten, ob die Deckungsmasse zur Tilgung aller Pfandbriefe gereicht hätte, berichtete die ARD damals. Der Markt hatte zumindest Zweifel: Laut dem Bericht stiegen die Risikoaufschläge auf Pfandbriefe trotz der Deckung dramatisch an.
„Das Pfandbriefgesetz ist eher darauf ausgelegt, dass eine einzelne Pfandbriefbank in Schwierigkeiten gerät“, erklärte ein Pfandbrief-Analyst gegenüber der ARD. Mit einer systemischen Krise habe weder der Markt noch der Gesetzgeber Erfahrung.
„Andererseits ist die Bewertung der Immobilien in Deutschland vergleichsweise konservativ, womit die Werte weitgehend erhalten bleiben dürften“, erklärte der Experte weiter. „Zudem gelten strenge Bewertungsgrenzen für die Deckungsmassen.“
Stiftung Warentest sieht Pfandbriefe als Alternative zu anderen verzinsten Geldanlagen, warnt aber vor den Handelskosten. Wer in Pfandbriefe mit einem kleinen Ausgabevolumen investiere, könne sein Papier womöglich nicht zu einem angemessenen Börsenkurs verkaufen. Anleger sollten illiquide Papiere daher bis zur Endfälligkeit halten.
Eine Alternative sind Jumbo-Pfandbriefe. Diese haben ein Emissionsvolumen von mindestens einer Milliarde Euro und dürften daher marktfähiger sein.
Ein weiterer Nachteil: Bei Zinserhöhungen der EZB drohen Kursverluste. Je länger die Restlaufzeit, desto kräftiger sinkt der Börsenkurs. Die Kursverluste lassen sich allerdings vermeiden, wenn Anleger den Pfandbrief bis zur Endfälligkeit halten. Dann erhalten sie den vollen Nennwert zurück.
Wie können Anleger investieren?
Die langfristige Rendite von Pfandbriefen dürfte etwa gleich hoch sein wie die Rendite von deutschen Staatsanleihen der gleichen Laufzeit. Etwa war der Kursverlauf eines ETF mit deutschen Pfandbriefen seit Auflage im Jahr 2004 nahezu gleichläufig zu einem ETF mit deutschen Staatsanleihen. Der Pfandbrief-ETF stieg um insgesamt 32,6 Prozent, während der ETF mit Bundesanleihen um 30,0 Prozent zulegte (ISIN: IE00B3B8Q275, DE0006289481).
In Deutschland sind vier Pfandbrief-ETFs verfügbar, die eine passive Anlagestrategie verfolgen und die Wertpapiere aus dem Index tatsächlich kaufen (physische Replikation). Einer enthält US-Pfandbriefe, die mit Hypotheken besichert sind (ISIN: IE00BZ6V7883), zwei enthalten deutsche Pfandbriefe (DE0002635265, DE000ETFL359) und einer Pfandbriefe weltweit in Euro (IE00B3B8Q275).
Allerdings ist die durchschnittliche Restlaufzeit der ETFs mit Euro-Pfandbriefen relativ hoch (über 4 Jahre). Beim USA-ETF liegt sie sogar über 6 Jahre. Würde die EZB die Zinsen um einen Prozentpunkt anheben, würden die Euro-ETFs grob gerechnet 4 Prozent ihres Wertes einbüßen. Umgekehrt winken aber auch Kursgewinne von 4 Prozent, wenn die Marktzinsen um einen Prozentpunkt sinken.
Geldmarkt-ETFs mit Bundesanleihen dürften für langfristige Anleger besser geeignet sein. Diese enthalten bloß Anleihen mit einer Restlaufzeit von maximal einem Jahr. Bei einem Zinsanstieg von einem Prozentpunkt würden entsprechende ETFs nur etwa 0,5 Prozent Kursverlust verbuchen.
Kritische Vermögensberater raten von Zinsspekulationen ab, etwa auf steigende Anleihenkurse aufgrund einer möglichen EZB-Zinssenkung. Zinsänderungen seien nicht sicher voraussagbar. Außerdem sei mit Aktien langfristig wesentlich höhere Renditen drin als mit Anleihen und anderen verzinsten Geldanlagen. Wer eine höhere Rendite wünsche, solle daher die Aktienquote erhöhen.
Langfristige Anleger können Pfandbriefe zumindest als zusätzlichen Diversifikationsbaustein nutzen. Dem liquiden Teil des Portfolios könnten sie einen Pfandbrief-ETF beimischen, um in der Heimatwährung nicht bloß in Staatsanleihen oder Bankeinlagen investiert zu sein.
Einzelne Pfandbriefe können Anleger über die Börse erwerben. Über den Anleihen-Finder der Börse Stuttgart lassen sich Pfandbriefe nach Kriterien wie Fälligkeit, Emittent und Währung suchen. Für einen Kauf müssen Anleger die Wertpapierkennnummer ISIN in das Suchfeld im Onlinedepot eingeben.