Politik

Ukraine-Effekt: Zahl der Empfänger von Grundsicherung steigt

Mehr Menschen im Alter und bei Erwerbsminderung erhielten zum Jahresende 2023 staatliche Grundsicherung. Der Anstieg geht vor allem auf ukrainische Flüchtlinge zurück. Deutschlands Sozialstaat wird immer stärker belastet.
03.04.2024 12:00
Lesezeit: 2 min
Ukraine-Effekt: Zahl der Empfänger von Grundsicherung steigt
Ende 2023 gab es in Deutschland mehr Empfänger von Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung (Foto: dpa). Foto: Daniel Karmann

Mehr als 1,2 Millionen Menschen haben Ende vergangenen Jahres Leistungen der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung bezogen. Das waren rund zwei Prozent oder 22 000 mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Leistungsberechtigt sind Erwachsene, die dauerhaft voll erwerbsgemindert oder dauerhaft ihren Lebensunterhalt nicht aus eigenem Einkommen und Vermögen sicherstellen können.

Deutlich mehr Ukrainer mit Anspruch auf Grundsicherung

Grund für den deutlichen Anstieg ist nach Angaben des Bundesamts auch im zweiten Jahr nacheinander die zunehmende Zahl von Leistungsberechtigten aus der Ukraine: Ihre Zahl ist von 73 060 im Dezember 2022 auf 86 775 im Dezember 2023 und damit um 18,8 Prozent gestiegen. Im Dezember 2021 waren es noch 20 525 Menschen. Ukrainerinnen und Ukrainer, die wegen des russischen Angriffskriegs fliehen mussten, erhielten die Leistungen seit Juni 2022, zuvor hätten sie Leistungen für Asylbewerber erhalten.

Knapp 690 000 Menschen erhielten im Dezember vergangenen Jahres Grundsicherung im Alter - das entspricht 56,9 Prozent der rund 1,2 Millionen Empfängerinnen und Empfänger und einem Anstieg von 4,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die übrigen 43,1 Prozent (520 000) erhielten die Leistung aufgrund einer dauerhaften vollen Erwerbsminderung - etwa wegen einer Krankheit oder einer Behinderung, wie die Behörde mitteilte. Ihre Zahl sank gegenüber dem Vorjahresmonat um 1,6 Prozent.

Sozialstaat unter Druck

Die deutschen Staatsfinanzen werden durch diese Entwicklungen noch weiter belastet. Vor kurzem hat die Ampel-Regierung das neue Rentenpaket beschlossen, welches unter anderem durch einen großen Aktienfonds ("Generationenkapital") das Rentenniveau langfristig bei 48 Prozent halten will. Einen Großteil der zusätzlichen Last in der Zukunft werden aber Arbeitnehmer und Arbeitgeber leisten müssen, da der Rentenversicherungs-Beitrag bis 2045 von aktuell 18,6 Prozent auf 22,3 Prozent ansteigen soll.

Grundsicherung war lange Zeit nur ein Begriff in Bezug auf staatliche Unterstützungen für Rentner, deren Einkommen unter dem Existenzminimum liegt. Im Januar 2023 wurde die Grundsicherung für Erwerbstätige eingeführt - bekannter unter der Bezeichnung "Bürgergeld". Das Bürgergeld ersetzte das Arbeitslosengeld II (Hartz IV) und lockerte die Anspruchskriterien. Im Prinzip hat nun jeder Anspruch auf Bürgergeld - auch Flüchtlinge, sofern eine Aufenthaltserlaubnis vorliegt. Es gibt aber Vermögens-Grenzwerte. Wer über ein Vermögen von mehr als 40.000 Euro verfügt, hat keinen Anspruch. Nach einem Jahr Bürgergeld-Bezug sinkt das Schonvermögen auf 15.000 Euro.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Das Zeitalter des intelligenten passiven Einkommens: Bitcoin-Mining mit BlackchainMining

In der heutigen, sich rasant entwickelnden digitalen Wirtschaft sind Kryptowährungen wie Bitcoin nicht nur Vermögenswerte, sondern auch...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Selenskyj nach Trumps Friedensplan: Ukraine könnte binnen 60 bis 90 Tagen wählen
10.12.2025

Seit dem russischen Überfall im Februar 2022 fanden keine Wahlen in der Ukraine statt. Die reguläre Amtszeit des Präsidenten lief im Mai...

DWN
Politik
Politik Trump-Doktrin: Weshalb die USA plötzlich Russlands Linie bedienen
10.12.2025

Mit provokanten Aussagen über Putin, Selenskyj und die Zukunft Europas treibt Donald Trump eine neue US-Außenpolitik voran, die immer...

DWN
Technologie
Technologie Stromexport: Frankreich produziert klimafreundlichen Überschuss
10.12.2025

Frankreich produziert in den kommenden Jahren deutlich mehr Strom, als das Land verbraucht. Diese Überkapazität eröffnet neue...

DWN
Politik
Politik Wird Brüssel das Verbot konventioneller Motoren lockern und E-Auto-Quoten für Unternehmen einführen?
10.12.2025

Die EU stellt die Weichen für die Zukunft der europäischen Autoindustrie. Brüssel erwägt eine Abschwächung des Verbots klassischer...

DWN
Finanzen
Finanzen Optimismus für europäische Banken und der Auftakt zu 2026
09.12.2025

Die Wall Street steht vor Rekorden. Analysten sehen starke Impulse für 2026, doch warnen vor Risiken. Banken glänzen, Bitcoin sorgt für...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Voith: Maschinenbauer streicht 2.500 Stellen
09.12.2025

Der Maschinenbauer Voith plant in Deutschland den Abbau von bis zu 2.500 Stellen. Grund sind strukturelle Probleme wie hohe Energie- und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Feiertage killen fürs BIP: Ist das wirklich eine gute Idee?
09.12.2025

Mehr Arbeitstage, mehr Wachstum – so lautet das einfache Versprechen für 2026. Doch die Debatte über einen möglichen Wegfall eines...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Exporte: USA- und China-Geschäft bricht im Oktober ein
09.12.2025

Die deutschen Exporte geraten in ihren wichtigsten Absatzmärkten ins Rutschen, und die Zahlen aus den USA und China zeichnen ein klares...